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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0049
Fünf Tage, die das Fürstentum erschütterten

Beamten war zugetragen worden, daß am Abend Demokraten auf der Durchreise in der
Stadt abgestiegen waren. Er habe auf diese Leute ein Auge gehabt, beschrieb er seine Reaktion
. Leemann meinte damit, daß er die Schritte der Demokraten in Balingen überwachen
ließ. Wohl von ihrem Kutscher erfuhren die Mitarbeiter Leemanns, daß die Sigmaringer Demokraten
auf dem Weg zu einer Volksversammlung waren. Weitere Einzelheiten konnte der
Oberamtmann, dem an jenem Abend - wenigstens in der Erinnerung - ebenfalls von den
revolutionären Vorgängen in Baden noch nichts bekannt gewesen zu sein scheint, nicht in Erfahrung
bringen. Zu einer Einschreitung sei kein Grund gelegen, entschied er41. Die Revolutionäre
auf der Durchreise blieben unbehelligt.

3. DIE VERSAMMLUNG

Am nächsten Morgen, dem Sonntag, verließ die Sigmaringer Reisegesellschaft Balingen wieder
. Die Volksversammlung in Trillfingen war für 13 Uhr angekündigt42, die Redner aus dem
Oberland mußten sich sputen, um rechtzeitig vor Ort zu sein. In Trillfingen waren unterdessen
die Vorbereitungen für die Versammlung weitgehend abgeschlossen. Der Ort war festlich
geschmückt, berichtete einige Tage später der Mitarbeiter des Volksfreunds aus dem Unterland
, auf dem Versammlungsplatz verkündeten Inschriften an mehreren Häusern ... die republikanischen
Gesinnungen der Bewohner. Der geräumige Platz vor dem Gasthofe zum
Rößle im Zentrum Tailfingens sollte die Besucher der Versammlung aufnehmen. Eine geschmackvolle
Tribüne war am südlichen Eckpfeiler der neuen Kirche errichtet, deren Rückseite
ein eindrucksvolles Transparent überragte. Auf dem Transparent war das Brustbild von
Hecker in Lebensgröße zu sehen, von einem Eichenkranz umwunden. Die politische Haltung
der Veranstalter verdeutlichte während der Versammlung auch die rothe Fahne, die ein
Fahnenjunker trug43, der den Zuhörern offenbar immer wieder das Signal zu Beifallsbekun-

41 HStAS E 146/1 Bü 2729 Bl. 21. Leemann gab in der gegen ihn geführten Disziplinar-Untersuchung
an, die Ankunft Raus in Balingen sei mit Verwunderung registriert worden, weil sein Auftritt bei einer
Versammlung in Stuttgart am nächsten Tag angekündigt gewesen sei. Von dem beabsichtigten Zug v.
Rottweil aus sei nun zwar die Rede gewesen, allein erst am Uten Abends bekannt geworden, daß Rau
nach Rottweil gehe, das Unternehmen sei als ein Unsinn betrachtet worden u. keine Rede davon gewesen,
daß Jederman mithalten müsse, sagte Leemann weiter. Auch die von dem Sachbearbeiter befragten Zeugen
führten nur die Gerüchte über die Pläne Raus, nicht aber Nachrichten von Struve aus Baden an, um
Leemann Vernachlässigung der Dienstpflichten vorzuwerfen. In dem zusammenfassenden Bericht des
Innenministeriums an den König vom 30.10.1851, der zu Leemanns Versetzung führte, findet sich ebenfalls
nur der Vorwurf, auf die Gerüchte über die Rau-Pläne nicht angemessen reagiert zu haben, HStAS E
146/1 BÜ2729B1. 97.

42 Nachmittags 1 Uhr nach der Anzeige der Veranstalter in: Der Sigmaringer Erzähler Nr. 75/
19.09.1848.

43 Der Volksfreund aus Hohenzollern Nr. 63/29.09.1848. Josef Schäfer, Revolution (wie Anm. 4)
S. 17, bringt die rote Fahne mit Anschaffungen der Gemeinde Trillfingen in Zusammenhang, die er aber-
wenigstens teilweise - offenkundig falsch datiert. Daß die Gemeinde sich eine rote Fahne beschafft habe,
ist wohl auch äußerst spekulativ. Bekannt ist aus dem Bereich des Fürstentums Hohenzollern-Sigmarin-
gen lediglich, daß der im Juli 1848 gegründete demokratische Turnverein Sigmaringen eine blutrothe
Fahne anschaffte, die am 17.09.1848 beim Fest zur Einweihung des Turnplatzes geweiht wurde, s. Eberhard
Gönner, Revolution (wie Anm. 2) S. 129 f. Christof Rieber, Republikanische Erhebung (wie
Anm. 27) S. 7. Christof Rieber: Die Revolution 1848/49 in der hohenzollerischen Residenzstadt Sigmaringen
. In: Für die Sache der Freiheit, des Volkes und der Republik. Die Revolution 1848/49 im Gebiet
des heutigen Landkreises Sigmaringen. (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Sigmaringen
Bd. 7) Hg. vom Landkreis Sigmaringen. Sigmaringen 1998. S. 37-72, hier S. 47^19, 67 f. Die bis heute
erhaltene, gut einmal ein Meter große Fahne ist abgebildet in: Preußen in Hohenzollern (wie Anm. 27)
S. 154 f. Ders., Republikanische Erhebung (wie Anm. 27) S. 8. Für die Sache der Freiheit, des Volkes und

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