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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0058
Rolf Vogt

tung in Balingen. Im Verlauf des Montags kehrte die Gruppe zurück nach Sigmaringen. Anton
Gauggel brach im Auftrag Wurths von Trillfingen aus nach Rottweil auf, wo er sich am Montag
vormittag über den Ausgang der Volksversammlung Raus informierte. Er kehrte spät am Montag
ebenfalls nach Sigmaringen zurück mit der Proklamation des Rottweiler Volksausschusses,
in dessen Namen Gottlieb Rau die Volks-Souveränetät verkündet hatte75.

In der Redaktion des Erzählers, dessen nächste Ausgabe am Dienstag erscheinen sollte,
herrschte am frühen Montag abend sicherlich ein ständiges Kommen und Gehen. Für den
Bericht aus Trillfingen blieb nur noch wenig Zeit. So eben kommen wir von der gestern in
Trillfingen stattgehabten Volksversammlung zurück, stellte Würth oder - wenn die Bezeichnung
erlaubt ist - sein Pressereferent fest, bevor er den Wortlaut der Beschlüsse in den Satz
gab. Eine ganze Menge weiterer Nachrichten von den Ereignissen in den Nachbarstaaten
stand am nächsten Tag gleichfalls im Erzähler76.

Als am Abend des 25. September in Sigmaringen die Meldung einer Frankfurter Zeitung
bekannt wurde, daß das Fürstentum von bayerischen Truppen besetzt werde, fühlte Würth
sich aufgerufen, die Beschlüsse der Trillfinger Versammlung umzusetzen. Er verlangte als
Vorsitzender des Vaterländischen Vereins vom Gemeinderat Sigmaringen, bei der Regierung
des Fürstentums die Hintergründe der Meldung in Erfahrung zu bringen. Die Abgesandten
der Stadt ließen sich vom Sigmaringer Regierungschef Quirin Mock, dem Vorsitzenden der
Geheimen Konferenz, erklären, die Regierung habe von einem Einmarsch in das Fürstentum
keine Kenntnis, könne ihn aber auch nicht verhindern, wenn er von der Zentralgewalt angeordnet
sei. Bürgermeister Fidel Gastel berichtete noch in der Nacht einer Bürgerversammlung
von der Antwort der Regierung, doch sie erschien den Demokraten wenig zufriedenstellend
. Würth stellte den Antrag, von einer für den nächsten Tag einzuberufenden Volksversammlung
einen Sicherheitsausschuß wählen zu lassen und die Waffen des Sigmaringer
Militärs in Verwahrung zu nehmen. Der Sicherheitsausschuß solle die Verantwortung für die
Verteidigung des Fürstentums übernehmen. Die Versammlung billigte die von Würth angeregte
Vorgehensweise und vertagte sich. Boten machten sich auf in die umliegenden Dörfer,
um ihre Bewohner für den nächsten Tag in die Residenzstadt zu rufen, Patrouillen umrundeten
die Kaserne von Gorheim, um den Verbleib der Waffen im Blick zu behalten77, der Vorstand
des Vaterländischen Vereins beriet in Carl Grafs Zollernschen Hof über das weitere
Vorgehen. Gegen 23 Uhr erreichte Würth dort durch einen Expresser ein vom Vortag datiertes
Schreiben aus Rottweil. Es soll die Nachricht Raus enthalten haben, daß die Rottweiler,
3000 Mann stark, nach Stuttgart zögen, und eine Einladung an die Sigmaringer. Würth las
den Brief den im Gasthaus versammelten Demokraten vor78.

75 Rottweiler Schwurgerichts-Blatt (wie Anm. 34) S. 81 f. Vgl. Paul Sauer (wie Anm. 33) S. 60 f. Eberhard
Gönner, Revolution (wie Anm. 2) S. 133. Nach dem Schwurgerichts-Blatt, dessen Schilderung
Gönner folgt, kam Gauggel am Vormittag in Rottweil an, nach Sauer - ohne weitere Angabe - um
12 Uhr mittags Gauggel gab in der Gerichtsvernehmung an, von Rau 10 bis 12 Stück Programme und
15 Gulden für dieExtrapost erhalten zu haben, mit der er nach Sigmaringen zurückgekehrt sei. Er habe
sich baldigst wieder auf den Weg gemacht und unterwegs in Ebingen, Straßberg, Winterlingen, Benzingen
, Veringendorf und Jungnau die Proklamationen verteilt. Rau bestritt, Gauggel mit Fahrgeld ausgestattet
zu haben, da er keineswegs so sehr bei Casse gewesen sei, daß er ein solches Anlehen hätte machen
können.

76 Der Sigmaringer Erzähler Nr. 77/26.09.1848.

77 Eberhard Gönner, Revolution (wie Anm. 2) S. 133 f. Gönners Darstellung basiert im wesentlichen
auf der Schilderung der Ereignisse im Erzähler vom 26.09.1848, den er allerdings im Text, S. 133, auf den
25.09.1848 datiert. Die Datierung übernimmt Paul Sauer (wie Anm. 33) S. 61 ungeprüft. Sauer, S. 74,
folgt auch Gönners irrtümlicher Angabe, S. 137, der Sicherheitsausschuß sei ein Acht-Männer-Ausschuß
gewesen. Tatsächlich hatte der Ausschuß neun Mitglieder. Christof Rieber, Republikanische Erhebung
(wie Anm. 27) S. 3 folgt Gönner ebenfalls, indem er den Erzähler einen Tag früher erscheinen läßt.

78 Rottweiler Schwurgerichts-Blatt (wie Anm. 34) S. 82. Vgl. Paul Sauer (wie Anm. 33) S. 61. Eber-

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