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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0064
Rolf Vogt

aus dem Jahr 1965 eingehende Überlegungen zum Ort der Volksversammlung an, der von
Gönner nicht genannt wird. Schäfer konnte sich die Versammlung angesichts der überlieferten
Teilnehmerzahlen allenfalls auf einer Wiese außerhalb des Dorfes vorstellen. Er bot
dafür das 1965 bereits als jüngstes Wohngebiet bebaute Gewann Lehrenäcker an, obwohl in
den zeitgenössischen Zeitungsberichten ohne Umschweife gesagt wird, wo Tribüne,
Heckerbild und bemalter Kürbis standen. Kiefers Berufung auf »zuverlässige Berichte«,
nach denen die Versammlung »von viertausend bis fünftausend Anwesenden« besucht
worden sei, zeichnet sich ebenso wenig durch Sachkenntnis aus, denn tatsächlich gibt es lediglich
die beschwichtigende Angabe im Volksfreund aus Hohenzollern, der die Angaben
des Erzählers als »um das Doppelte überschäzt« bezeichnete, aber auf eigene Zahlenangaben
verzichtete.

Die Zahl von 4000 bis 5000 Besuchern hatte Eberhard Gönner 1952 als Vermutung genannt
, indem er die Angabe des Erzählers anhand des Hinweises im Volksfreund herunterrechnete
. Er schloß sich damit aber vorbehaltlos der Darstellung des Volksfreundes an, der in
jener Ausgabe angesichts der Furcht vor einer militärischen Besetzung allen Grund hatte, die
Bedeutung der Versammlung auch hinsichtlich der Teilnehmerzahl herunterzuspielen. Letztlich
bleibt ungeklärt, wieviele Zuhörer die Trillfinger Reden hörten.

Mit Ausnahme der Teilnehmerzahl enthielt sich Gönner in seiner Beschreibung jeder Wertung
der Trillfinger Volksversammlung". Er stellte nüchtern dar, was anhand der drei ihm
vorliegenden Berichte in den Sigmaringer Zeitungen sowie des Berichts der Hechinger Regierung
an ihren Frankfurter Gesandten über den letzten Sonntagnachmittag im September
1848 zu ermitteln war. Gönner rief damit in Erinnerung, was immerhin gut 100 Jahre lang
niemand zu beschreiben versucht hatte. Trillfingen und seiner Volksversammlung war bis dahin
das Schicksal beschieden, daß sich die Sieger wünschen, wenn sie die Geschichte neu
schreiben: Die Demokraten, spätestens seit der Eingliederung der hohenzollerischen Fürstentümer
in das Königreich Preußen auf der Verliererseite, hatten niemanden, der sich in der
Suche nach Tradition auf sie zu berufen wagte.

Wenn auch nicht immer bei seiner Nüchternheit, ist es bis heute bei dem von Gönner
entwickelten Kenntnisstand geblieben. Gönner selbst erwähnt in der jüngst in der Gesamtdarstellung
der hohenzollerischen Geschichte veröffentlichten Kurzfassung der Revolutionszeit
die Trillfinger Volksversammlung nicht mehr100, Casimir Bumillerm seiner im Jubiläumsjahr
erschienenen, maßgeblich auf Gönner basierenden Zusammenfassung folgerichtig
auch nicht101. Eine knappe Würdigung erfährt die Trillfinger Volksversammlung immerhin
in dem von der Landesarbeitsgemeinschaft hauptamtlicher Archivare zum Jubiläumsjahr
herausgegebenen Sammelband über die »Revolution im Südwesten«, in dessen
von Edwin Ernst Weber verfaßten Beitrag über Sigmaringen sie am Rande erwähnt wird102.
Christof Rieber, der einen Bericht des Sigmaringer Oberamts über die Septemberunruhen
in den Mittelpunkt seiner Betrachtung stellt, beläßt es gleichfalls bei einer nur beiläufigen

99 Eberhard Gönner, Revolution (wie Anm. 2) S. 132.

100 Ders.: Die Revolution von 1848/49 in den Hohenzollerischen Fürstentümern und der Übergang an
Preußen. In: Hohenzollern. Hg. von Fritz Kallenberg. Stuttgart 1996. S. 283-306.

101 Casimir Bumiller: »Es lebe die Freiheit und unser Fürst«. In: Die großen Revolutionen im deutschen
Südwesten. Hg. von Hans-Georg Wehling und Angelika Hauser-Hauswirth. Stuttgart 1998.
S. 69-84.

102 Edwin Ernst Weber (wie Anm. 28) S. 569. Auch Weber führt die Teilnehmerzahl von »4000 bis
5000 Menschen« an. Auf diesen Beitrag Webers beruft sich Christof Rieber, Revolution (wie Anm. 43)
S. 50 f. In diesem Sammelband erwähnt die Trillfinger Volksversammlung auch Christel Lührs-Tru-
genberger: Die Revolution 1848/49 im deutschen Südwesten - ein Uberblick. In: Für die Sache der
Freiheit, des Volkes und der Republik. Die Revolution 1848/49 im Gebiet des heutigen Landkreises Sigmaringen
. (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Sigmaringen Bd. 7). Sigmaringen 1998.
S. 13-35, hier S. 26.

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