Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0071
Revolutionäre Beamte?

schaft« kritisiert17. Während der Revolution artikulierte beispielsweise die Bevölkerung in
Baden, wie gerade auch die neuere Forschung herausstellte18, oder in Hohenzollern-Hechin-
gen19 ihre Kritik an den Beamten.

2. DER FALL CARL FRIEDRICH LEEMANN,
OBERAMTMANN IN BALINGEN

2.1. BIOGRAPHIE

Am 22. Juni 1805 wurde Carl Friedrich Leemann in Ludwigsburg geboren. Der Vater war
Beamter gewesen, nämlich Oberpostdirektionskanzlist in Stuttgart. Die Konfession war
evangelisch. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Stuttgart befand sich Leemann vier Jahre
lang als Offizierszögling an der Kriegsschule. Obgleich damit wohl für die Offizierslaufbahn
vorgesehen, war er ab 1825 im Verwaltungsfach beim Oberamt Neuenbürg tätig. 1829 legte
Leemann die Dienstprüfung im Departement des Innern ab. Anschließend tat er während
sechs Jahre, von 1829 bis 1835, Dienst als Aktuar beim Oberamt Nagold. Dann begann ein
merklicher Karriereaufschwung: 1835 wurde Leemann Oberpolizeicommissair bei der
Stadtdirektion Stuttgart, 1842 Oberamtmann des Oberamts Welzheim. Schließlich ernannte
man ihn 1847 zum Oberamtmann in Balingen. Dies bedeutete nochmals einen Karrieresprung
, denn Balingen war ein Oberamt erster Klasse, d.h. der dortige Oberamtmann hatte
die höchste Besoldungsstufe zu erwarten. Allerdings erhielt Leemann zunächst nur die Besoldung
zweiter Klasse. Doch er hatte diese Position ohne Studium erreicht und brauchte auf
die Beförderung im Prinzip nur zu warten. Als er in Balingen im Jahre 1847 seinen Dienst antrat
, war Leemann verheiratet und Vater eines Kindes20.

In Balingen zeigte sich Leemann bald sehr rührig: er förderte die Gewerbe, indem er unter
anderem die Seidenraupenzucht und die Granatbohrerei oder die Herstellung von Kinderspielwaren
in dem Dorf Unterdigisheim einführte bzw. wiederbelebte, er gründete die Spar-
und Leihkasse für den Oberamtsbezirk erneut und verbesserte die schulischen Bildungsmöglichkeiten
. Insgesamt muß Leemann bei der Bevölkerung recht beliebt gewesen sein, wie
mehrere Schreiben zum Ausdruck bringen21. Eigentlich hätte er wohl nicht mehr lange auf
seine Beförderung zum Oberamtmann erster Klasse warten müssen, wenn, ja wenn nicht die
für ihn verhängnisvollen Tage im September 1848 gekommen wären.

17 Nipperdey, Deutsche Geschichte (wie Anm. 5), S. 325.

18 Paul Nolte: Radikalisierung und Republik. Die Revolution in Baden 1847-1849. In: Hans-Georg
Wehling/Angelika Hauser-Hauswirth (Hgg.): Die großen Revolutionen im deutschen Südwesten.
Stuttgart u.a. 1998, S. 34-52, S. 36, S. 39; Joachim Eibach: Der Staat vor Ort. Amtmänner und Bürger im
19. Jahrhundert am Beispiel Badens. Frankfurt/New York 1994, S. 97 ff.; Hippel, Revolutionen im deutschen
Südwesten (wie Anm. 4), S. 117 ff.; Für die Freiheit streiten. 150 Jahre Revolution im Südwesten
1848/49, hrsg. v. Badischen Sparkassen- und Giroverband. Karlsruhe 1997; Alfred Georg Frei/Kurt
Hochstuhl: Wegbereiter der Demokratie. Die badische Revolution 1848/49. Der Traum von der Freiheit
, Karlsruhe 1997; 1848/49. Revolution der deutschen Demokraten in Baden, hg. v. Badischen Landesmuseum
Karlsruhe. Baden-Baden 1998 (Ausstellungskatalog).

19 Gönner, Revolution (wie Anm. 1), S. 53 f. und öfter.

20 Zur Biographie: Reiner Falk: Carl Friedrich Leemann, in: Amtsvorsteher (wie Anm. 3), S. 377. Zur
Besetzung der Oberamtmannsstelle in Balingen HStAS, E 143, Bü 839. Bei der Bewerberauswahl wurde
zu Leemann eigens festgehalten: bat nicht studirt. Zur Besoldung in Balingen: HStAS, E 146, Bü 2729,
fol. 102.

21 Zur Tätigkeit in Balingen: HStAS, E 146, Bü 2729, fol. 102, fol. 138 ff. (Quadr. 12). 1836 hatte die
Oberamtsleih- und Sparkasse zwar ihren Geschäftsbetrieb aufgenommen, sie wurde jedoch 1839 wieder
aufgelöst. Im Februar 1849 beschloß die Amtsversammlung die Neugründung (Festschrift zum 150jäh-

57


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0071