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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0081
Revolutionäre Beamte?

Bezirk unhaltbar geworden. Zugleich würde durch eine Versetzung das Verhalten des Oberamtmanns
mißbilligt, da es - im Falle der Rechnungsabhör und der Nichtverhaftung Gaug-
gels - fahrlässig und kurzsichtig gewesen sei. Es wurde nun dem König vorgeschlagen, Leemann
nicht an ein Oberamt dritter Klasse zurückzustufen, da dies für das Ehrgefühl Leemanns
eine empfindliche Rüge bedeuten würde. Auch sollte er nicht in eine Kanzlei versetzt
werden, wie die Regierung vorschlug, da Leemann hier zu Grunde gehen würde. Vielmehr
wurde beantragt, ihn von Balingen, das ein Oberamt erster Klasse war, wo Leemann bisher
aber nur eine Besoldung zweiter Klasse erhalten hatte, an das gerade freie Oberamt Waldsee
zu versetzen. Dies war ein Oberamt zweiter Klasse. Die Versetzung bedeutete für Leemann
damit keinen Gehaltsverlust. Die Umzugskosten sollten Leemann ersetzt werden61. Am
5. November 1851 erließ der König ein Dekret, in dem die vorgeschlagene Versetzung verfügt
wurde62. Am 6. März 1852 verließ Leemann das Oberamt Balingen63.

Verfolgen wir das Schicksal Leemanns weiter. Seine Tätigkeit als Oberamtmann in Waldsee
war am 13. Juli 1857 zuende. Leemann hatte sich einen erschwerten Betrug zuschulden
kommen lassen und wurde im Februar 1858 zu einer zehnmonatigen Arbeitshausstrafe durch
den Kriminalsenat des königlichen Gerichtshofs für den Donaukreis in Ulm verurteilt64. Die
Verurteilung dürfte Leemann hart getroffen haben, denn er verstarb kurz darauf, möglicherweise
nach Verbüßung seiner Strafe, am 18. März 1860 in Stuttgart. Angemerkt sei noch, daß
sein Sohn Julius Leemann Professor der staatswissenschaftlichen Fakultät in Tübingen und
als Nationalliberaler Mitglied des württembergischen Landtags und des Reichstags war; er
wurde der führende Agrargenossenschaftler in Württemberg65.

3. GEORG BAUR, OBERAMTMANN IN HECHINGEN UND

ABGEORDNETER DER FRANKFURTER NATIONALVERSAMMLUNG

3.1. ZUR BIOGRAPHIE VON GEORG BAUR

Johann Georg Baur wurde am 15. August 1820 in Hechingen als Sohn des Stadtbaumeisters
Sebastian Baur und der Maria Anna, eine geborene Bulach, geboren. Er studierte von 1838
bis 1842 Rechtswissenschaft und war anschließend Rechtskandidat in Hechingen. 1843 legte
er seine Dienstprüfung ab. Baur blieb weiter in Hechingen tätig und zwar zunächst als Oberamtsaktuar
(1844 bis 1846) und dann ab 1846 als Oberamtsassessor.66 Zum 1. August 1848

61 HStAS, E 146, Bü 2729, fol. 79: Protokoll der Oberregierung; 28.8.1851; Anbringen des Ministeriums
des Innern an den König vom 30.10.1851 (ebd., fol. 90-98). - Nach dem in Württemberg gültigen Staatsdienerrecht
war es nicht möglich, einen Richter oder Beamten ohne gerichtliches Urteil zu entlassen oder
auf eine geringere Stelle zu versetzen. Eine Versetzung ohne Verlust von Rang und Gehalt war nur aus
erheblichen Gründen möglich; in diesem Fall waren die Reisekosten zu ersetzen (Hattenhauer, Beamtentum
[wie Anm. 5], S. 237).

62 HStAS, E 146, Bü 2729, Dekret vom 5.11.1851, fol. 100.

63 HStAS, E 146, Bü 2729, Quadr.46: Schreiben vom 21.3.1852.

64 Freundliche Mitteilung von Reiner Falk, Kreisarchiv Ravensburg, unter Bezugnahme auf: Auskunft
des Staatsarchivs Ludwigsburg vom 15.11.1983, Az. 3937-Waldsee-Ho/Sha; HStAS, E 146/1 Bü
2786. - In Waldsee publizierte Leemann noch die folgende Schrift: Vorschrift für die Verpflichtung der
Gemeinde-Räthe, Redner und Gemeinde-Officianten, Waldsee 1852.

65 Standesamt der Stadt Stuttgart, Familienregister, Band X, S. 54; hier auch Geburt von Julius. Diesen
Hinweis verdanke ich ebenfalls Reiner Falk, Kreisarchiv Ravensburg. - Zu Julius Leemann
(* 26.10.1839 Stuttgart, 115.7.1913 Stuttgart): Neue Deutsche Biographie Bd.14.

66 StAS, Dienerkartei (mit weiteren Belegen). - Zur Biographie: Zekorn, Oberamtmänner und Landräte
(wie Anm. 3), S. 49 f. Hier auch zur Verwaltung im Fürstentum Hohenzollern-Hechingen (ebd., S. 47).
Zur Biographie Baurs auch: Andreas Zekorn: Georg Baur. In: Die Amtsvorsteher (wie Anm. 3), S. 170;

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