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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0147
Pierre Michel d'Ixnard - ein Architekt zwischen Rokoko und Klassizismus

Entwurf die etwas kleinere Tempelfront zwischen zwei Wandstücke und weitet das mittlere
Interkolumnium etwas aus. Dieselbe Gestaltungsweise zeigt sich in St. Blasien, hinzu
kommt, daß der Madeleine-Entwurf keine Türme aufweist, die bei der Ausführung in St.
Blasien ebenfalls wegfallen. Die Schauseite der Kirche wird also durch die offene Vorhalle
mit ihren großen dorischen Säulen, die von blockhaften Turmuntergeschossen eingerahmt
werden und der dahinter aufsteigenden runden Kuppel geprägt.

Was die Kuppel angeht, scheinen Projekte, die sich allzuweit vom Vorbild des Pantheon
entfernen, nicht weiterverfolgt zu werden. Sowohl ein Entwurf einer steileren Kuppel, als
auch einer zweigeschossigen Fassade, die stark an Servandonis Fassade für St. Sulpice erinnert
, bleiben singulär. Derselbe Grund könnte auch für ein Abgehen von der dreischaligen
Kuppel zutreffen, denn im Ausführungsprojekt ist sie durch eine nahezu halbkugelförmige
Innenkuppel ersetzt. Beim Eintreten in die Kirche befindet man sich so in einem großen Zentralraum
über kreisrundem Grundriß mit einem inneren Kranz korinthischer Säulen. Seine
Höhe beträgt ca. 36 Meter, was auch dem Durchmesser des Säulenkranzes entspricht. Damit
ergibt sich ein kreisrunder Querschnitt, wie wir ihn auch vom römischen Pantheon kennen.

Der Chor schließlich erfährt in der Planungsphase keine großen Änderungen, er wird
auch zuerst gebaut. Seine Anlehnung an die Schloßkapelle in Versailles, die als Planung Har-
douin-Mansarts neben Louvre-Kolonnade und Invalidendom eines der für die Zeit vorbildlichsten
Werke war, wird immer wieder festgestellt.

So kann man sagen, daß d'Ixnard bei diesem ambitionierten Projekt viel mehr als kreativer
Architekt zum Zuge kam, als bei seinen anderen Kirchen. Trotzdem scheinen die zwei großen
Planänderungen, die die Vorhalle und die Kuppelform betreffen, darauf zurückzuführen
zu sein, daß der Bauherr Abt Gerbert seine Architekten immer wieder zur Überarbeitung ihrer
Pläne drängte, was uns diese große Fülle an Entwürfen hinterließ. Der Abt wollte einerseits
den anderen großen Benediktinerabteien nicht nachstehen, andererseits aber durch die
außergewöhnliche Form seiner Kirche einen neuen Akzent setzen. D'Ixnard verwirklicht
dies, indem er die Grundidee des Pantheon in eine Säulen-Gebälk-Architektur überführt und
damit an die Entwicklung der Architektur in Paris anschließt.

5. BAD BUCHAU

Die sagenumwobene Gründung des Klosters in Bad Buchau fand im 8. oder frühen 9.Jahrhundert
satt. Ein wichtiger Punkt in der Geschichte des Klosters ist die Reformierung in ein
freiweltliches Stift. Sie ist nicht genau zu datieren, aber in den Urkunden wird seit dem
14. Jahrhundert überwiegend diese Bezeichnung benutzt. Die Besonderheit eines freiweltlichen
Damenstiftes liegt in der Organisation dieses Klosters22. Die Stiftsdamen rekrutierten
sich aus dem schwäbischen Adel und hatten das Recht, das Kloster jederzeit zu verlassen und
zu heiraten.

Während des 18. Jahrhunderts befand sich das Stift in einer schwierigen finanziellen Lage,
doch der Neubau der Stiftsgebäude und der Umbau der Kirche waren notwendig gewesen.
Bei der Inventarisierung nach der Säkularisation 1802 hatte das Kloster die enorme Schuldenlast
von über 310.000 Gulden.

1774 entschloß man sich die Kirche unter Beibehaltung des Dachstuhls, des größten Teils
des Chors und der Lage der Hauptmauern komplett umzubauen. Hierfür schuf d'Ixnard eine
Reihe von Plänen - auch für die Ausstattung, die jedoch aus Kostengründen nur zum Teil
verwirklicht wurden, weshalb die Kirche von außen heute so schlicht wirkt.

22 Siehe Johann Schöttle: Geschichte von Stadt und Stift Buchau. Waldsee 1884, neu Bad Buchau
1977, S. 298-304.

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