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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0157
»Alles erinnert sich mit Vergnügen an Ihr Hierseyn«

Angebogen bin ich so frey Ihnen die Konferenzfragen, welche zur Beantwortung bis zur
nächsten Konferenz im Kapitel Sigmaringen bestimmt sind - mitzutheilen.

Leben Sie wohl, u. nochmal meinen Dank für die Freude, die Sie vorzüglich auch mir
durch Ihre Güte gewährten.

Mit echter u. reinster Verehrung verharrend
Ihr

Gehorsam ergebenster D[iene]r
u. Freund Engel

In diesem Brief spiegelt sich etwas von der Atmosphäre der kleinen Residenz Sigmaringen,
und er läßt den Besuch ein wenig nacherleben. Christoph Schmid, der Pfarrer im noch kleineren
gräflichen Amtssitz Oberstadion, wußte sich in der Welt der kleinen Residenzen zu
bewegen, und offenbar war es ihm gelungen, den richtigen Ton zu treffen. Sorgfältig wählte
er dann auch das poetische Gastgeschenk für die Fürstenfamilie aus, mit dem er die Ubersendung
seiner Predigt begleitete. Er schickte mehrere Exemplare seines einzigen Erzählgedichts
nach Sigmaringen. Es war schon um die Jahrhundertwende entstanden, als Schmid als
Schulbenefiziat im Stadionschen Thannhausen aufgezogen war, ein Stück aus dem Ancien
Regime. »Der Fremde in dem Englischen Garten zu Thannhausen an der Mindel« schildert
die Eindrücke eines geistlichen Gastes im höfischen Park. Inzwischen lebte dieser verzauberte
Garten längst nicht mehr. Er war nach der napoleonischen Umwälzung im Hungerwinter
1816/17 aufgelassen worden5. Doch in Christoph Schmids Darstellung überlebte er, denn der
hatte sein Werkchen damals ganz am Beginn seiner schriftstellerischen Laufbahn »als Manuskript
für Freunde« drucken lassen. Er beschrieb darin in einer langen Reihe reimloser Zweizeiler
die Attraktionen eines zwischen barocken Überraschungen und der Ruhe des englischen
Parks wechselnden Gartenprogramms, und er feierte als die Schöpfer die dortige herrschaftliche
Familie der Grafen von Stadion:

den Namen der Herrschaft,
den Jahrhunderte schon Deutschlands

Geschichte verehrt.
Ihr gehöret der Grund; Sie läßt so

schön ihn benützen;
Ihr hat dankbar den Stein Ehrfurcht

und Liebe gesetzt...
Mitten auf rundem Plan, von hohen Ge=

Sträuchen umschlossen,
Hebt sich die Urne von Thon, einfach

mit Golde verziert.
Rings um das ländliche Mal, dem Stif=

ter des Gartens gewidmet,
Schließen im Kreise gepflanzt, Pap=

peln den ehrenden Kranz6 ...

Für die Fürstenkinder hatte der Festprediger sicher schon gleich beim Besuch für ihr Alter
geeignete Bücher aus seiner reichen Produktion mitgebracht. So konnte Fidelis Engel seinem
Schreiben ein Dankbriefchen des kleinen Prinzen beilegen.

5 Hans Pörnbacher (Hg.): Christoph von Schmid und seine Zeit. Weißenhorn 1968. S. 197.

6 »Der Fremde in dem Englischen Garten zu Thannhausen an der Mindel. Eine Idylle von dem Verfasser
der Ostereier.« Augsburg 1840, S. 22.

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