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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0202
Neues Schrifttum

derte Geschichte des Schwarzwaldes, dieser verstanden als Siedlungsgebiet des Benediktinerordens
. Einbezogen sind auch angrenzende schwäbische, schweizerische, elsässische und
bayerische Gebiete. Gerbert sah seine Geschichte, die er ab 1782 schrieb, dabei als einen Beitrag
zu einer umfassenden Kirchengeschichte Deutschlands. Gleichzeitig stellte sie sich aber
auch als eine Rechtfertigungs- und Verteidigungsschrift des von seiner Aufhebung bedrohten
Klosters St. Blasien in kirchenpolitisch kritischer Zeit dar. 1783 konnte das Werk, zu dem
Gerbert schon seit Jahren vorgearbeitet hatte, der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Weh möchte mit seiner Übersetzung des lateinischen Originaltextes »ein Instrument in
die Hand geben, das zu der Geschichte der Regio im Dreiländereck und unserer gesamten
süddeutschen Heimat einen Zugang gewinnen läßt« (S. 9). Er versteht sie als eine »Studienausgabe
« für Historiker, Theologen und Heimatforscher mit dem Ziel, jenen den Zugang
nicht nur zum Gerbert'schen Opus, sondern auch zur südwestdeutschen Landesgeschichte
zu erleichtern. Entsprechend der Aufteilung des Originals erstreckt sich der Inhalt des ersten
Bandes von den Anfängen bis in das 12. Jahrhundert. Leider wird die günstige Gelegenheit
verpasst, im Rahmen einer Einleitung einige Informationen über Abt Gerbert und die Bedeutung
seines Werkes zu erhalten. Auch hat Weh im ersten Band die Original-Zitationen
Gerberts übernommen, ohne diese auch bibliographisch aufzulösen.

Der zweite Band, beginnend mit dem 13. Jahrhundert und bis in die Zeit des Autors reichend
, ist von seinem Übersetzer als »Hommage an Gerbert« (S. 7) gedacht, folgt dabei den
bereits für den ersten Band zugrundegelegten Prinzipien. Weh hält sich dabei an den Grundsatz
einer möglichst eng an den lateinischen Originaltext angelehnten Übersetzung. Er übernahm
erneut die formale Textgliederung und die Fundorte der Zitationen aus dem Original.
Einen Teil der vollständigen bibliographischen Angaben zu den Anmerkungen liefert Weh
nunmehr allerdings im Anhang (S. 795-797) und verweist im übrigen auf den (nicht übersetzten
) dritten Band des Gerbert'schen Opus, der Quellenstücke des 9. bis 17. Jahrhunderts
enthält. Damit ist ein Manko des ersten Bandes zu einem großen Teil ausgeglichen. Neu ist
das von Weh erstellte Inhaltsverzeichnis, in welchem er sowohl die Seite des Originaltextes
wie die seiner Übersetzung nebeneinanderstellt. Aus der Originalvorlage übernommen wurde
Gerberts »Index Rerum«, der als Kopie mit ursprünglichem Layout an das Ende von Wehs
Übersetzungen gesetzt wurde (S. 801-841). Man wird Weh wohl zustimmen müssen, dass
eine Neu-Erarbeitung eines Index zu aufwendig gewesen wäre, doch leidet die hier gefundene
Form darunter, dass sie nicht nur (in Latein) auf das lateinische Original und alle drei Bände
Gerberts Bezug nimmt. Dem Leser bleibt daher ggf. nicht erspart, trotz deutscher Übersetzung
auf einen lateinischen Index zurückgreifen zu müssen, der sich zumal auch auf einen
- nämlich den dritten - Band bezieht, der nicht in Deutsch vorliegt. Dies reduziert seinen
Nutzen beträchtlich und macht ihn doch zu einem Fremdkörper innerhalb der deutschen
Ausgabe.

Grundsätzlich ist Wehs Übersetzungsleistung anzuerkennen. Eine Quelle, die bisher nur
in lateinischer Sprache vorlag, ist nunmehr einer breiteren interessierten Öffentlichkeit zugänglich
geworden. Insofern wird sie ihren Zweck nicht verfehlen. Gleichwohl bleibt ein
leichtes Unbehagen, denn die historische Forschung ist doch über die Erkenntnisse Gerberts,
die gleichwohl natürlich ihre Bedeutung als gelehrte Auseinandersetzung mit dem Wissen
seiner Zeit behalten, weit hinaus gelangt. Sofern die »Geschichte des Schwarzwaldes« aber
als Quelle zu analysieren und zu verarbeiten ist, wird man doch nicht zuletzt aus quellenkritischen
Gründen immer wieder auch auf das lateinische Original zurückgreifen müssen.

Köln Wolfgang Schaffer

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