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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0207
Besprechungen

nen die ersten Namen einheimischer Amtleute und Untertanen. Seit Ende des 17. Jahrhunderts
sind Auswanderer nach Ungarn belegt, von denen der eine oder andere wieder zurückkehrte
. Seit 1806 gehört Hundersingen mit dem Klostergebiet von Heiligkreuztal zu Württemberg
; ein Dorf mit meistens um die 700 Einwohnern und rund hundert Bauernstellen, deren
Inhaber sich vom Roßbauern mit einem stattlichen Hof hinunter bis zum Seidner, dem
Taglöhner und Kleinbauern mit bestenfalls einer Kuh, sozial gliederten.

Die chronologische Anordnung mit ihrer Materialfülle weitet sich in den Jahren 1936 bis
1947 zu jahresbezogenen Passagen aus: Zweiter Weltkrieg, Einberufungen, Namen der Gefallenen
und Vermißten, Sprengung der Donaubrücke, französische Fronttruppen und schikanöse
Besatzung, Polenlager, Zwangsablieferung von Kleidung und Lebensmitteln. Weltgeschichte
, erlebt und erlitten in einem schwäbischen Dorf.

Erwähnenswert sind weiterhin eine »Häuserchronik«, reich mit alten Fotos bebildert, erstellt
von Walter Bleicher und Franz Burger, sowie der Beitrag »Die Pfarrgemeinde Sankt
Martin und ihre Gotteshäuser« von Dr. Otto Beck. Die uralte Pfarrei besitzt seit 1905/06 einen
backsteinroten Kirchenneubau von Josef Cades im historisierenden Übergangsstil von
der Spätromanik zur Frühgotik, der sich auf dem Verenenberg über dem Ort erhebt und hier
das Donautal beherrscht. Bürgermeister Siegfried Abt stellt die Vereine vor, und der Schulmann
Walter Bleicher liefert am Schluß noch eine thematische Zusammenfassung, nämlich
die lokale Schulgeschichte. Alles in allem: ein anspruchsvolles Buch, das den Historikern und
Volkskundlern sicher mehr nutzt, als es den Leseinteressen der Einheimischen entgegenkommt
.

Stuttgart Martin Blümcke

Elmar Blessing: Stetten an der Donau. Geschichte und Geschichten eines Dorfes. Mit Beiträgen
von Alfons Linke. Mühlheim a.d.D.: Selbstverlag der Stadt Mühlheim a.d.D. 1991.
278 S., 56 schw.-weiß, 30 farbige Abb., eine Karte.

Der Stuttgarter Historiker Elmar Blessing hat sechs Jahre nach »Mühlheim an der Donau -
Geschichte und Geschichten einer Stadt« (vgl. ZHG 94) die Ortsgeschichte von Stetten folgen
lassen, seit der Gemeindereform ein Teilort von Mühlheim. Die Stadt und der Markt auf
der Hochfläche rechts der Donau und das Dorf in der Talaue und an den Hängen links des
Flusses waren schon seit Jahrhunderten aufeinander bezogen, spätestens seit 1409, als die
Ritter Friedrich und Engelhard von Enzberg die Herrschaft Mühlheim erwarben. Am 4. Dezember
1805 nahm eine Kommission den reichsunmittelbaren Kleinststaat unter württembergische
Hoheit.

Obwohl mittelalterliche Akten und Urkunden im Gemeindearchiv fehlen, kann der Autor
für die frühmittelalterliche Ausbausiedlung Stetten einen hochadeligen Besitzer nachweisen
: Graf Gerold, Schwager und Vertrauter Karls des Großen, der seinen Anteil dem Kloster
Reichenau schenkte. Auf alten Flurkarten hebt sich in der Donauniederung ein trapezförmiges
Gelände ab, Hofstatt oder Hofstättie genannt. Hier vermutet Elmar Blessing mit guten
Gründen eine fränkische Befestigungsanlage, einen Wehr-Curtis.

Nach dem 30jährigen Krieg gerieten die Freiherren von Enzberg in starke finanzielle Bedrängnis
, und von 1668 an verwaltete die Wallfahrt auf dem Welschenberg - zwischen Mühlheim
und Fridingen gelegen -, die etliche Pfandbriefe der Enzberger besaß, rund hundert
Jahre lang das Dorf Stetten. Sicher eine Besonderheit im deutschen Südwesten. Ende des
18. Jahrhunderts baute die selbstbewußte Gemeinde ein Schulhaus und stellte einen Lehrer
an. Erst 1843 ging der Wunsch nach einer eigenen katholischen Pfarrei in Erfüllung, nachdem

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