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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0210
Neues Schrifttum

die dortigen Verläufe sich unterschiedlich ausgeprägt haben. Es ist dabei in besonderem Maße
interessant zu vergleichen, wie sich dieser lokale Niederschlag im Gebiet des heutigen Landkreises
Sigmaringen gestaltete, vereinigt dieser doch badische, hohenzollerische und württembergische
Anteile in sich. Die Beiträge des vorliegenden Bandes, entstanden in der Zusammenarbeit
von Historikern, Kulturwissenschaftlern und Heimatforschern, gehen auf eine Vortragsreihe
zurück, die im Kreisgebiet anläßlich des Revolutionsjubiläums durchgeführt wurde.

Die Palette der bearbeiteten Gemeinden umfaßt die bedeutendsten »Amtsstädte« des
Landkreises: Sigmaringen (Rieber, S. 37-72; Zekorn, S. 73-95), Gammertingen (ßurkarth,
S. 97-126), Pfullendorf Weber, S. 126-167), Meßkirch fieim, S. 169-205; Maunz; S. 207-
215; Vonberg, S. 217-238), Stetten a.k.M. geuck, S. 239-262), Saulgau (Ruess, S. 263-277),
Mengen (Stehle, S. 279-307). Ergänzt werden diese Beiträge durch einen chronologischen
Uberblick über die Revolution (Lührs-Trugenberger, S. 13-35) und die einschlägigen Geschehnisse
in der Grafschaft Friedberg-Scheer (Göggel, S. 309-331). Es ist erfreulich, daß
durchweg Autor(innen) verantwortlich zeichnen, die bereits wissenschaftlich einen Bezug
zum Thema hatten oder aber durch ihre lokale Verankerung kompetent waren, die ortsgeschichtliche
Überlieferung auszuwerten. Auf diesem Hintergrund ist durchaus auch den einzelnen
Beiträgen anzumerken, inwieweit sie nun dem örtlichen Geschehen verhaftet blieben
oder aber auch in den übergeordneten Kontext eingeordnet wurden. Dies gereicht dem Gesamten
indes keineswegs zum Nachteil, denn der Gesamtrahmen, in dem sich das revolutionäre
Geschehen abspielte, läßt sich durch geringen Leseaufwand ggf. schnell ermitteln.

Wichtig gerade auch im Hinblick auf die »Kreisgeschichtsschreibung« bzw. die Aufarbeitung
der Kreisgeschichte ist der Umstand, daß es erneut gelungen ist, auch die sog. Heimatforscher
zu motivieren, sich mit einem speziellen Aspekt der Geschichte ihrer Gemeinde
auseinanderzusetzen. Das entstehende Gesamtbild vermittelt insgesamt einen guten Eindruck
von der allgemeinen Bewegtheit und Erregtheit, die die Jahre 1848 und 1849 örtlich
hervorriefen, wobei diese - bedingt durch die allgemein-politischen Rahmenbedingungen -
in Baden und Hohenzollern deutlich intensiver und andauernder ausfielen als in Württemberg
. Die Politisierung breiter Bevölkerungskreise führte zu einer Mobilisierung, die z.B. in
Sigmaringen, wo schon im Vormärz eine Politisierung der intellektuellen Schichten zu konstatieren
ist, oder in Meßkirch erhebliche Auswirkungen hatte. Ein Ubergreifen der Geschehnisse
über die Landesgrenzen hinweg mag dabei nicht verwundern: so ist für Meßkirch
eine Beschleunigung der Ereignisse durch jene im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen zu
bejahen. Daß solche Entwicklungen keineswegs zu verallgemeinern sind, zeigt das Beispiel
Gammertingen, wo nach Einlenken des Fürsten in der Abgabenfrage die erhoffte Erleichterung
für die Bauern im Grunde als gegeben galt und nicht unbedingt weitere Ansprüche eingefordert
wurden, oder auch in Stetten a.k.M., wo in ähnlicher Sache frühzeitig ein Konsens
mit der Standesherrschaft erreicht werden konnte.

Die Revolution nahm indes überall ihren Fortgang, bedingt durch die Politik der Machthaber
und umgesetzt durch die Aktivisten und Amtsträger, manchmal in personeller Kontinuität
. Entsprechend rigoros waren auch die Folgen, die nach dem Scheitern der Revolution
über die Gemeinden hereinbrachen. Monatelange Einquartierung fremder Truppen und umfassende
Untersuchungen und Prozesse seitens der neuen antirevolutionären Machthaber
hatten gravierende Auswirkungen auf die örtlichen Verhältnisse und führten zu einer harten,
immer wieder durch Denunziation forcierten, Abrechnung. Jene, die sich durch Flucht entziehen
konnten, kamen oft erst nach Jahren des Exils in den Genuß einer Amnestie.

Die Lektüre des Bandes bietet eine wichtige Aufarbeitung von Geschehnissen, die in ihrer
Bedeutung für die Jahre seit 1849 kaum zu unterschätzen sind und im Grunde auch vor Ort
nie vergessen worden sind. Jeder historisch interessierte Kreisbewohner müßte sich durch irgendeinen
Beitrag angesprochen fühlen, zumal eine ganze Reihe von Abbildungen, Karikaturen
und Porträts einbezogen wurden, die dem Band auch optisch eine gewisse Auflockerung
geben. Fast alle Beiträge basieren zudem (auch) auf archivalischen Quellen und liefern

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