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Besprechungen
über ihre Anmerkungen ggf. die Möglichkeit gezielter Recherchen. Ein Orts- und Personenregister
leistet das Seinige. Wenn der Rezensent sich auch hin und wieder durch eine zu große
Anzahl von Zwischenüberschriften oder das in manchen Ausführungen durchgängig gebrauchte
Präsens gestört fühlte, so mag das seine persönliche Auffassung sein - die Publikation
ist jedenfalls ein weiterer solider Baustein in der Aufarbeitung der Kreisgeschichte.
Köln Wolfgang Schaffer
Wolfgang von Hippel: Revolution im deutschen Südwesten. Das Großherzogtum Baden
1848/49. Stuttgart u.a.: Kohlhammer 1998. 408 S. (Schriften zur politischen Landeskunde
Baden-Württembergs, Bd. 26).
Die Geschichte der deutschen Revolution von 1848/49 und insbesondere die Geschehnisse
im Großherzogtum Baden haben seit Jahrzehnten die historische Forschung beschäftigt und
zu einer Fülle von Publikationen geführt. Mit Berechtigung, denn das Großherzogtum Baden
war jener Staat innerhalb des Deutschen Bundes, in dem den Bürgern das größte Maß an
Möglichkeiten der Artikulation politischer Meinung eingeräumt wurde. Der in Baden erreichte
Grad an Politisierung bzw. Demokratisierung machte nicht zuletzt die Besonderheit
der dortigen Geschehnisse der Revolutionszeit aus. Die intensive Beschäftigung mit Themen
der Revolution von 1848/49 hat zwar auch in den vergangenen Jahren eine Reihe neuer Erkenntnisse
gebracht, doch mangelte es vor allem an Synthesen, so daß Veit Valentins Veröffentlichung
über die deutsche Revolution aus den Jahren 1930/31 immer noch als nicht erreichtes
Vorbild dienen muß. Ähnliches galt sicherlich auch für Baden - Reals Darstellung
über die Revolution in Baden 1848/49 stammt aus dem Jahr 1983 -, so daß das Revolutionsjubiläum
ein optimaler Anlaß sein konnte, neben den zahlreichen regional akzentuierten
Studien auch eine Gesamtdarstellung zu schreiben. Zumal die neu erschienene Literatur
erheischte eine neue Zusammenfassung.
Dieser Aufgabe hat sich Wolfgang von Hippel in diesem informations- wie detailreichen
Band unterzogen, in dem relevante Literatur bis zum Erscheinungsjahr 1998 verarbeitet worden
ist. Von Hippel versteht es, durch Berücksichtigung auch sozial-, wirtschafts- und verwaltungsgeschichtlicher
Fragestellungen die Voraussetzungen, den Verlauf, die Besonderheiten
und Folgen der badischen Revolutionsereignisse prägnant zu umschreiben. Von vornherein
ist es ihm dabei ein Anliegen, gerade auch das Geschehen auf den verschiedenen Handlungsebenen
zu beobachten und die wechselseitigen Verflechtungen zu beschreiben. Der ba-
den-spezifische Verlauf wird dabei auf dem Hintergrund der gesamteuropäischen Dimension
sichtbar. Von Hippel versucht dabei vor allem von der mittleren Ebene des deutschen Einzelstaates
auszugehen, ohne dabei aber die lokal-regionale bzw. gesamtdeutsche Ebene aus dem
Blick zu verlieren. Aus diesem Ansatz heraus ergibt sich eine Kombination chronologischer
und themenorientierter Momente, die in der Lage sind, die Vieldimensionalität des Geschehens
möglichst gerecht darzustellen (vgl. auch S. 18).
Von Hippels Darstellung ist eine Geschichte der badischen Revolutionszeit, die in ihrer
Detailfülle und Problemreflektion an eine kursorische Lektüre zwar durchaus ihre Ansprüche
stellt, das Interesse des Lesers für bestimmte Themen aber in jeder Hinsicht erfüllt. Die
Vielschichtigkeit und Komplexität nicht nur der Voraussetzungen für die Revolution in Baden
, sondern auch der konkreten Verläufe und Ergebnisse wird immer wieder bewußt gemacht
. Kurzum, ein Buch, an dem man nicht mehr vorbeikommen wird, wenn man sich mit
dieser Thematik auseinandersetzen will.
Köln Wolfgang Schaffer
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