Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0017
Schwarz - Weiß

gen an der weiß-goldenen Preußenlegende bastelt, sieht spätestens seit Friedrich
dem Großen Brandenburg-Preußen auf dem Weg zu einem fortschrittsorientierten,
effizienten und aufgeklärten Rechtsstaat7. Er feiert die Hohenzollern als Väter der
nationalen Einigung Deutschlands, die in den sogenannten preußischen Tugenden
geronnenen Verhaltensleitbilder der Ordnung, Sparsamkeit, Einfachheit, Bescheidenheit
, Gewissenhaftigkeit und Unbestechlichkeit als Garantien gegen alle Uberspannungen
des Machtgedankens - mit Heldenspuren bis weit in die Geschichte
des Dritten Reiches. Nicht zufällig sei die Mehrzahl der Widerständler des 20. Juli
preußischer Herkunft gewesen.

Das ambivalente Preußenbild ist längst wirkmächtiger Bestandteil historischer
Erinnerung8. Preußen hat sich tief ins kollektive Gedächtnis eingegraben, es ist vitaler
Bestandteil der deutschen und der europäischen Geschichte, für beinahe hundert
Jahre auch der hohenzollerischen Landesgeschichte: Traum und Fluchtpunkt nostalgischer
Sehnsüchte für die einen, Trauma und Schreckbild für die anderen, naiv
genutztes historisches und politisches Identifikationsangebot, willkommener Werbegag
im touristischen Wettstreit der Regionen und Gemeinden. Mitunter geht der
Kampf zwischen einem positiven und einem negativen Preußenbild mitten durch
das Herz eines Menschen: Der Abkömmling französischer Hugenotten, Theodor
Fontane, nannte das Land, das ihm Heimat war und dem er wunderbare Beschreibungen
gewidmet hat, dieses gleich sehr zu hassende und zu liebende Preußen*. Bis
heute sind es gerade die Liebhaber und Liebhaberinnen Preußens, die schwer an der
Ambivalenz ihrer Bindung tragen. Wer bei dieser doppelten preußischen Passion
mitlieben und mitleiden will, lese die Bücher eines Sebastian Haffner10, einer Ma-

vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg und dem Staatsarchiv Sigmaringen. Sigmaringen
1995. S.201.

7 Vgl. hierzu generell die Dokumentation Hans Dollingers (wie Anm. 3), die bereits in den
Kapitelüberschriften die durchgängige Ambivalenz des Friedrichbildes eingefangen hat. Für
das hagiographische Preußenbild vgl. insbesondere die Schriften von Hans-Joachim
Schoeps, etwa: Üb' immer Treu' und Redlichkeit. Preussen in Geschichte und Gegenwart.
Düsseldorf 1978. Vgl. auch die verwandten Aktivitäten und Schriften, welche die Wiederbesinnung
auf Preußen und den sogenannten preußischen Geist für ein wirksames Antidot gegen
Zerfallserscheinungen der Gegenwart halten, etwa die Beiträge in: Preußeninstitut e.V./Zol-
lernkreis (Hrsg.): Louis Ferdinand Prinz von Preußen. Erbe und Auftrag. Festschrift zum
80. Geburtstag. München/Wien 1987.

8 Vgl. hierzu generell die vielen Publikationen, die Anfang der 80er Jahre erschienen, u.a.:
Dirk Blasius (Hrsg.): Preußen in der deutschen Geschichte. Königstein im Taunus 1980;
Wolfgang Böhme (Hrsg.): Preußen - eine Herausforderung. Karlsruhe 1981; Achim von
Borries (Hrsg.): Preussen und die Folgen. Berlin, Bonn 1981; Johannes Rogalla von Bieberstein
: Preußen als Deutschlands Schicksal. München 1981; Preußen. Seine Wirkung auf
die deutsche Geschichte. Stuttgart 1982 (Thyssen-Vorträge 1980-1981); Ingrid Mittenzwei/
Karl-Heinz Noack (Hrsg.): Preußen in der deutschen Geschichte vor 1789. Berlin (Ost)
1983; Gustav Seeber/Karl-Heinz Noack (Hrsg.): Preußen in der deutschen Geschichte
nach 1789, Berlin (Ost) 1983.

9 Zitiert bei Christian Graf von Krockow: Preußen. Eine Bilanz, Stuttgart 1992. S. 8; zum
Verhältnis Fontanes zu Preußen vgl. generell: Gerhard Friedrich: Fontanes preußische
Welt. Armee-Dynastie-Staat. Herford 1988.

10 Preußen ohne Legende. 2. Aufl., Hamburg 1979.

15


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0017