Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0019
Schwarz - Weiß

hielt man es mit dem Preußentum im Kulturkampf, während des Ersten Weltkriegs
und der Weimarer Republik? Schließlich, noch kaum nachgefragt: Welche Rolle
spielte die Zugehörigkeit zu Preußen im Dritten Reich?

1. „MUSSPREUSSEN"?

Der Anschluß der ehemaligen selbständigen hohenzollerischen Fürstentümer Sigmaringen
und Hechingen an Preußen in den Jahren 1850/51 resultierte unmittelbar
aus den revolutionären 48er Ereignissen, besaß aber weiter zurückreichende Ursachen
, die dem gesamten Vorgang sein eigentümliches Gepräge gaben. Da die politische
und wirtschaftliche Struktur der beiden Kleinstaaten den rasanten Modernisierungsprozessen
der Zeit nicht gewachsen war, kam nur ein Anschluß an eines der
Nachbarterritorien oder, was die Erbverträge nahelegten, ein vorzeitiger Anfall an
das stammesverwandte Preußen in Frage. Die Achtundvierziger hätten den Abgang
der beiden Fürsten als Erfolg, fast als die Einlösung ihrer radikalsten Forderungen
verbuchen können, wenn der neue Herr der Hohenzollerischen Lande, der preußische
König Friedrich Wilhelm IV., nicht für die Kontinuität feudaler Unterwerfung
gestanden hätte. Doch gerade das letztere ließ anscheinend bei den neuen hohenzollerischen
Untertanen den Eindruck eines tieferen Bruchs gar nicht erst aufkommen.
Die Loyalitäten waren eigentlich nicht unterbrochen, sondern nur ausgetauscht, in
gewisser Weise sogar verstärkt. Man unterwarf sich ja keineswegs einem gänzlich
fremden Herrscher, sondern einem König aus altem zollerischen Geschlecht und
man blieb informell auch mit den abgetretenen Fürsten in mehr oder weniger intensivem
Kontakt17. Keine neue Dynastie wird Eure Pfade leiten; die Burg Hohenzol-
lern wird einen ihrer glorreichen Nachkommen in dem neuen Herrscher begrüßen:
Dies rief der Hechinger Fürst Friedrich Wilhelm Constantin seinen „lieben Unter-

17 Diese geteilte Loyalität verdiente eine eigene Untersuchung. Zur Weiterpflege der alten
Bindungen in Hechingen vgl. etwa das Ergebenheitsschreiben des Hechinger Stadtmagistrats
an den abgezogenen Fürsten Friedrich Wilhelm Constantin im Verordnungs= und Anzeigeblatt
der Königlich Preußischen Regierung zu Hechingen v. 15.5.1850, das Dankschreiben des
Fürsten aus dem schlesischen Schloß Hohlstein bei Löwenberg v. 18. 5., das reuevolle Huldigungsgedicht
August Gebauers zur Vermählungsfeier des Fürsten mit der unmißverständlichen
Aufforderung: Kehre zurück in der Väter Erbland (v. 23. 10.), schließlich ein Gedicht
Hermann Pflumms zum Geburtstag des Fürsten am 5. 3. 1851, das tiefe Einblicke in die politische
Mentalität der Zeit gewährt:

. .J Ach! Mancher hat vergessen,

Wie wohl er sich befand,
Das Glück, das er besessen,
Mit Dir im Flug' entschwand.

Nun folgt die tiefe Reue
Dem Wahn und Uebermuth,
Geliebter Fürst.' verzeihe,
Sei, Vater! wieder gut.

17


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0019