Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0113
Gustav Bregenzer 1850-1919

Jahrhundert der Stillosigkeit in der Kunst angesehen. Der nachempfundene Tudor-
palast des rasch zu Reichtum gekommenen Unternehmers der Gründerzeit, die
neogotischen Kirchen oder Burgen oder die Neo-Renaissance-Justizgebäude wurden
schon durch die Stilkunst-Bewegung um 1900 radikal abgelehnt. Malerei, in der
sich nicht das impressionistische Farben- und Formengefühl offenbarte, wurde als
uninteressant beiseite geschoben und fiel oft genug der Vergessenheit anheim. Einige
deutsche Künstler dieser Epoche jedoch, so Arnold Böcklin, Anselm Feuerbach
, Hans von Marees, Hans Thoma und Wilhelm Leibi, Fritz von Uhde, die in
der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ihre Hauptwerke schufen, wurden in ihrer Bedeutung
für die Malerei nicht angezweifelt. Nicht Stil, sondern Individualität war
dafür der Maßstab.

Die Malerei des 19. Jahrhunderts umspannt eine Vielzahl von zum Teil divergierenden
Kunstauffassungen - am Beginn dieses Jahrhunderts stehen Klassiker wie
Jean Auguste Dominique Ingres Romantikern wie Eugene Delacroix und Theodore
Gericault gegenüber, Realisten und Naturalisten fanden ihre Antipoden in Idealisten
wie etwa den Nazarenern, die Schule von Barbizon eroberte eine neue Sicht der
Landschaft, William Turner ging weit voran mit der Auflösung der Form und der
Verselbständigung der Farbe, schließlich bereiteten die Impressionisten die sogenannte
„erste Moderne" vor. Dem klassischen Ideal der Vollendung steht im
19. Jahrhundert das moderne Ideal der Veränderung, der Bewegung, der Momentaufnahme
, des flüchtigen Eindrucks gegenüber. Die Künstler, die zwar noch in der
Tradition der alten Meister ausgebildet waren, orientierten sich zunehmend an der
Natur, strebten in der Begegnung mit ihr die Erneuerung der Kunst und die Überwindung
erstarrter Konventionen an. Eine unmittelbare, bewegte, lebendige Bildwelt
tat sich auf, in der das originale optische Erlebnis eine bedeutende Aufwertung
erfuhr. Die Form gewann gegenüber dem Inhalt an Gewicht, die malerischen Mittel
wurden auf ihre immanenten Möglichkeiten hin überprüft und das Wechselspiel
von Farbe und Licht rückte in den Vordergrund. Leitbilder für diese gewandelte
Auffassung von Malerei fand man in den großen Meistern der „sprezzatura"; die offene
Handschrift und der vitale Pinselduktus etwa bei Jacopo Tintoretto, Diego Ve-
läzquez, Frans Hals oder Antoine Watteau wiesen den Weg: Verzicht auf die vollkommene
Form zugunsten größerer Lebendigkeit der Darstellung.

Nach Abschluß seiner Studienzeit ließ sich Gustav Bregenzer in der aufstrebenden
Stadt Düsseldorf als Porträtmaler nieder. Die uns bekannten Arbeiten aus jenen
Jahren zeigen ihn als traditionsbewußten Maler, der die Kunst des Clair-obscur
ebenso beherrscht wie die der locker hingeworfenen, raschen Landschaftsskizze.
Beispiele dafür finden wir sowohl im „Porträt einer Düsseldorfer Dame", um 1875
(Abb.2), auch im „Selbstporträt, lachend" (Abb.3) oder in der frischen Landschaftsstudie
„Junge Frau am Rheinufer", um 1875 (Abb.4). Er stand im lebhaften Kontakt
mit den Künstlerkollegen, die sich im Künstlerverein Malkasten zusammenfanden.
Der von Bregenzer verehrte Andreas Achenbach gehörte dazu, auch Wilhelm
Camphausen, Eugene Gustav Dücker, Eduard von Gebhardt, der für die Mittelwand
des Hauses ein Porträt Albrecht Dürers schuf, Ludwig Knaus, Benjamin Vau-
tier und nicht zuletzt der glänzende Ungar Mihaly Munkascy. Die Künstlerfeste,
Konzerte und Theateraufführungen im Malkasten waren berühmt. Rheinischer

111


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2000/0113