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Robert Frank
Nun gab es auch die Klausen und Sammlungen in der, wie anfänglich in Gruol,
alleinstehende Frauen (Jungfrauen und Witwen) in Armut, jedoch ohne Gelübde und
Regel lebten. Das Haus, das sie bewohnten, stand meist in der Nähe der Kirche oder
war gar an dieselbe angebaut. Ihre Beschäftigung bestand im gemeinsamen Gebet, in
Handarbeit (Nähen, Spinnen, Sticken, Weben, Kerzenherstellung) und auch Feldarbeit
. Damit und durch Almosen bestritten diese frommen Frauen ihren Lebensunterhalt
. Durch die Pflege der Kranken, dem Beistandleisten am Sterbebett, dem
Besorgen der Leichen und auch der Unterrichtung der Mädchen wurden die Frauen
von ihren Mitbürgern sehr geschätzt. Das Konzil von Vienne (1312) verbot diese
freien Gemeinschaften von Klausnerinnen, die ohne Regel zusammenlebten. Denn
deren Zahl hatte gerade in Schwaben sehr stark zugenommen, verbunden mit entsprechenden
Auswüchsen. So mußten die Frauen sich, um von der Kirche anerkannt
zu werden, einem Orden anschließen, den sie in den Franziskanern oder Dominikanern
fanden, deren Regel des dritten Ordens sie übernahmen. Die Gruoler Sammlung
stellte sich unter den Orden der Dominikaner. Die Mitglieder des dritten Ordens
wurden auch „Tertiaren" (von lateinisch „tertius" = der dritte) genannt und erhielten
eine gemeinsame Regel erst 1405 und 1439.
Neben der Klause Gruol. die erstmals 1353 erwähnt wurde, entstanden im Gefolge
der Gründung des Dominikanerinnenklosters Kirchberg im Jahre 1237 noch weitere
Sammlungen, u. a. in Heiligenzimmern, Weildorf, Haigerloch, Stetten bei Haigerloch,
Weilheim und in Rangendingen.
2.3 ERSTE NACHRICHTEN VOM KLOSTER GRUOL
Im „Liber marcarum" (Markenbuch) von 1360-70 wurde das Einkommen der Dekanate
, Klöster und Pfarrkirchen in Marken angegeben. Eine Mark galt damals 7 Pfund
Heller. Die Klause Gruol gab vier Mark an, dieselbe in Haigerloch ebenso vier Mark,
die Stettener Klause zwei Mark und die Klause Binsdorf 25 Mark. 1468 betrug das
Einkommen der Klause Gruol 14 Pfund Heller.
2.4. GRÜNDUNG DES KLOSTERS GRUOL 1477
Nachdem sich die Gruoler frommen Frauen unter die Ordensregel der Dominikaner
gestellt hatten, wurde am Sonntag, 11. Mai 1477 die Gründungsurkunde für das
Kloster Gruol ausgestellt, bestätigt am 24. Juli 1477 durch Bischof Otto von Konstanz
. Anna Strycher [Streicher] als Priorin, Anna Gönnans, Lucia Wannenmacher,
Agnes Hiltzprändin (Hildebrand), Elßbeth Schülerin3 [Tochter des Zimmermans
Eberhard Schuler aus Weilheim], Luckhardis Müllers, Margreth Applin [Epple], Ella
Strychers und Barbara Glaser, also insgesamt neun Cloßerin und Swestern in der
Closen zu Grurn bey Heygerloch, bekannten öffentlich und für jedermann, daß sie
3 Casimir Bumiller: Der Name Schuler in der Grafschaft Zollern. Familienforschung als Sozialgeschichte
. In: Hohenzollerische Heimat 30 (1990), S. 6-10.
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