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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0606
Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen
5.1. STADTGEMEINDE HECHINGEN

Einer der wichtigsten Arbeitgeber von Kriegsgefangenen und Zivilarbeitern war die
Stadt Hechingen selbst. Sie hatte beim Arbeitseinsatz ausländischer Arbeitskräfte
eine hervorgehobene Position, da sie zum einen selbst Arbeitskräfte benötigte und
zum anderen die Organisation des Einsatzes ausländischer Arbeiter insbesondere für
mittelständische Arbeitgeber übernahm. Innerhalb der Stadtverwaltung scheint als
erstes das Gaswerk auf den Gedanken gekommen zu sein, den sehr grosse[n] Arbeitermangel
auf diesem Weg zu lindern. Gaswerksinspektor Johann Zierl regte bereits
am 22. Juni 1940 in einem Brief an den Bürgermeister die Anforderung von Kriegsgefangenen
an: Da die Stadtverwaltung sowie so zu wenig Arbeiter hat, könnte sie
vielleicht Kriegsgefangene anfordern mit denen sie unter Bewachung Arbeiten verrichten
lässt, die sie sonst durch Stadttaglöhner ausführt. Von den dadurch frei werdenden
Stadttaglöhner könnten dann 1-2 Mann für einige Wochen im Gaswerk beschäftigt
werden. Als die Stadt in Erfahrung brachte, dass sofort Kriegsgefangene zur
Beschäftigung beantragt werden konnten, reagierte sie gleich. Am 18. Juli forderte der
Bürgermeister Bauamt und Stadtrevierförsterei zur Feststellung der dringlichefnj
Arbeiten auf, einige Tage darauf beantragten beide Amter jeweils sechs Gefangene.
Das Bürgermeisteramt forderte beim Arbeitsamt Balingen zunächst allerdings nur
drei178 Gefangene an, erhöhte den Antrag aber telefonisch auf zehn. Als am 5. August
die ersten Gefangenen kamen, ging die Stadt zunächst leer aus. Am 23. September
drängte sie deshalb erneut auf die Zuweisung der angeforderten [...] Kriegsgefangenen
. Besonders dringlich seien die Gefangenen, die im Forstbetrieb eingesetzt werden
sollten, da gerade wieder drei Holzhauer zur Wehrmacht einberufen worden seien179.

Die ersten Kriegsgefangenen, für die die Stadt selbst Arbeitgeber war, trafen Ende
November 1940 ein. Saisonal bedingt und entsprechend den Möglichkeiten des
Arbeitsamts schwankte die Zahl der von der Stadt eingesetzten Gefangenen während
der Kriegsjahre. Am Boom des Winters 1940/41 hatte die Stadt kräftigen Anteil. Die
Beschäftigung erreichte im Januar 1941 einen vorläufigen Höhepunkt mit 46 Kriegsgefangenen
in der Obhut der Stadt, sank danach aber wieder und unterschritt zeitweise
selbst die Grenze von zehn. Erst im Winter 1944/45, als auch das Stammlager
Offenburg Kriegsgefangene in der Gegend um Hechingen verteilte, stieg die Zahl
wieder auf deutlich über 20 an. Mit 25 Kriegsgefangenen und mittlerweile 18 Zivilarbeitern
erreichte die Beschäftigung von Ausländern - sofern die Unterlagen zuverlässig
sind - im April 1945 wieder das Ausmaß des Winters 1940/41.

durch die Geschichte Hechingens (wie Anm. 78) S. 58f., und Dies., Hechinger Stadtgeschichte
im Uberblick (wie Anm. 78) S. 11, erwähnt die Beschäftigung im „Zwangsarbeitereinsatz" in
Landwirtschaft, Industrie und Haushalten.

178 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 5. Arbeitsrecht, Einsatz von
Kriegsgefangenen 1940-42. Auf dem Formular vom 01.08.1940 werden insgesamt vier Gefangene
beantragt, ein weiterer für Schuhmachermeister Franz Belser, der im Juli 1940 vom Arbeitsamt
mit seinem Antrag an die Stadt verwiesen worden war.

179 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 5. Arbeitsrecht, Einsatz von
Kriegsgefangenen 1940-42.

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