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Besprechungen
weiter in Bahnen dümpelt, die sehr vom Kalten Krieg bestimmte und dominiert"
(S. 18) ist. Hauptinhalt seines Beitrages ist allerdings die Rekonstruktion der weltpolitischen
Konstellation am Ende des 19. Jahrhunderts.
Wolfgang G. Schweinitz untersucht die Haltung der deutschen Sozialdemokratie
zur Geschichte und Kultur des Vorderen Orients, vornehmlich anhand von August
Bebels Buch „Die Mohammedanisch-Arabische Kulturperiode". Den ökonomischen
Hintergrund und die politischen Bedingungen für den Bau der Bagdadbahn untersucht
Klaus Polkehn. Die Palästina-Reise von Theodor Herzl und die Vision eines
Judenstaates in seinem Roman „Altneuland" steht im Mittelpunkt der Ausführungen
von Julius H. Schoeps. Weitere militärische Komponenten werden von Wolfgang
Petter und Heinz Odermann in ihren Beiträgen über die deutsche Militärmission im
Osmanischen Reich sowie über den Marsch und die militärischen Auseinandersetzungen
des Deutschen Orient-Korps 1914 bis 1918 behandelt. Zu den Zielen und
Folgen der Orientreise von Wilhelm II. in kirchengeschichtlicher Retrospektive
äußert sich Günther Wirth. Die Deutsche Orientgesellschaft und deren bemühen zur
Wiederentdeckung alter Kulturschätze ist die Thematik des Artikels von Olaf Matthes.
Karl-Heinz Beckmann stellt deutsche Mediziner und ihren Beitrag zur Bekämpfung
von Tropenkrankheiten im Vorderen Orient vor.
Alles in allem gesehen handelt es sich um einen informativen Sammelband, der sich
nicht nur direkt mit der Orientreise von Kaiser Wilhelm II. auseinandersetzt, sondern
sich vor allem mit historischen Ereignissen beschäftigt, die sich thematisch aus diesem
Ereignis heraus ergeben haben. Dennoch ist es verwunderlich, dass keiner der
Autoren auf das neueste Standardwert zur Problematik, den großformatigen
Bildband, von Alex Carmel und E. J. Eisler. „Der Kaiser reist ins Heilige Land. Die
Palästinareise Wilhelm II." eingeht. Zu kritisieren ist auch die Bildunterschrift des
farbigen Porträtfotos von Wilhelm II. (nicht Wilhelm III.).
Es handelt sich trotz der Monita um ein zu empfehlendes Buch, welches die angezeigten
Themen populär und leicht verständlich abhandelt.
Berlin Ulrich van der Heyden
Michael Grandt: Unternehmen „Wüste" - Hitlers letzte Hoffnung. Das NS-Öl-
schieferprogramm auf der Schwäbischen Alb. Tübingen: Silberburg-Verlag, 2002.
222 S.
In der Frage des Energieträgers Erdöl im Kontext der Treibstoffversorgung für die
Wehrmacht und den Güternah- und -fernverkehr traten bereits mit Beginn des Zweiten
Weltkrieges Versorgungsengpässe auf, die sich spätestens 1942 auch auf die
heimische Wirtschaft, die Rüstungsindustrie, die Einbringung der Ernte und das
öffentliche Leben katastrophal auswirkten. Mit Tagesbefehl des OKW Nr. 1691/44
gkados vom Juni 1944 wurde die Stillegung von 30 % des Pkw-Bestandes angeordnet
und verboten, ersatzweise Lieferwagen oder Krafträder mit Beiwagen einzusetzen.
Mit Führerbefehl vom 25.08.1944 wurde die zentrale Erfassung aller Treibstoff-
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