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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0014
Leopold Stierle

1. PIRZSCHELIN UND DIE FRÜHEN QUELLEN

Der früheste auf uns gekommene Bericht über das alte Kloster ist um 1550 entstanden
. Sein Verfasser ist der Beuroner Chorherr Bartholomäus Pirzschelin2. Von 1545
bis 1563 war Pirzschelin nachweislich Pfarrer in der inkorporierten Pfarrei Egesheim.
In dieser Zeit hat er die Ergebnisse seiner Forschungen in das Stiftungsurbar der Kirche
Egesheim3 und in das Anniversarbuch I von Beuron4, die sich beide in Egesheim
befanden, eingetragen. Dann verliert sich seine Spur. Von 1572 bis vermutlich 1591
war er dann Pfarrer in Deilingen.

Pirzschelin beginnt seine Eintragungen ins Stiftungsurbar von Egesheim mit einer
kurzen Gründungsgeschichte des Klosters Alt-Beuron und nennt anschließend die
Pröpste des Klosters seit der Gründung bis in diese unsere Zeit. Seine Aufzählung
endet aber mit dem 30. Propst Gabriel ab Eggenstein, der 1350 gewählt wurde und
acht Jahre das Amt bekleidete. Diese Eintragungen hat Pirzschelin aber erst 200 Jahre
später gemacht. Die Worte ad haec nostra tempora mque entsprechen daher nicht
den Gegebenheiten, und wir können sie auch nicht kurzerhand als ein Versehen Pirz-
schelins betrachten. Vielmehr ist anzunehmen, daß Pirzschelin sein Wissen aus einer
Unterlage entnommen hat, die tatsächlich um 1350 geschrieben worden ist. Seine
Propst-Liste reicht bis in diese Zeit, und die Gedenktafeln im Kapitelsaal haben
anscheinend auch nur bis Propst Gabriel ab Eggenstein gereicht. Die Worte ad haec
nostra tempora usque beziehen sich also wohl auf seine Quelle.

Unwahrscheinlich ist, daß auf den Gedenktafeln außer dem Jahr der Wahl und der
Dauer der Amtszeit auch noch andere Nachrichten vermerkt waren, die Pirzschelin
bei einigen Pröpsten mitteilt. Wir kommen daher nicht an der Tatsache vorbei, daß
Pirzschelin sein Wissen auch aus einer früheren schriftlichen Unterlage geschöpft hat,
die heute nicht mehr vorhanden ist. Mit gutem Gewissen kann nicht unterstellt werden
, daß eine einzelne Nachricht oder deren Gesamtheit von Pirzschelin selbst oder
einem späteren Konventsangehörigen frei erfunden worden ist, wie erst kürzlich wieder
behauptet wurde5. Nach Pirzschelin wurden die Pröpste gewählt. Nur der erste
Propst Johannes de Thierstein wurde vom Gründer Gerold eingesetzt, und der zweite
, Ulricus de Helfenstein, im Jahr 800 von König Karl. Der elfte Propst, Burckhar-
dus de Helfenstein, schließlich wurde im Jahre 972 auf Befehl Kaiser Ottos des
Großen gewählt.

Pirzschelin ist der erste Gewährsmann, der uns Nachrichten über das frühe Kloster
Alt-Beuron überliefert hat. Seine Gründungsgeschichte und die weiteren Nachrichten
über einzelne Pröpste müssen daher hier im Wortlaut wiedergegeben werden,
um feststellen zu können, welche späteren Aussagen auf seinen Angaben beruhen.

2 Stierle: Bartholomäus Pirzschelin (wie Anm. 1).

3 Stiftungsurbar von 1551 im HStA Stuttgart H 237 Bd. 160, überschrieben: Ernewerung
Rodel Unser Lieben Frawen Patronin ze Egißhain Leben, Zinß und aigen Guetter. Dergleichen
des Liechtzehennden der Gotzhäuser zu Egißhain, Bupshain und Allenspach.

4 Mortuarium de saeculo sexto decimo, anno M.D.I. Dieses Anniversar I ist veröffentlicht in:
Hohenzollerische Jahreshefte 4, 1937. Es befindet sich seit 1993 im Staatsarchiv Sigmaringen.

5 Schöntag (wie Anm. 1). S. 9f.

2


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