http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0019
Das ehemalige Kloster Pussen-Buron, später Alt-Beuron genannt
zum 12. Dezember nachgetragen. Das Anniversar III vermerkt diesen gemeinsamen
Gedenktag mit einem einzigen Eintrag am L März.
Auch für die Familie von Enzberg und alle Wohltäter wurden am Freitag (feria
sexta) oder Samstag in den Quatemberfasten Gedenktage gehalten. Im Anniversar I
sind diese Gedenktage am 4. Mai, am 5. September und am 2. Dezember ausdrücklich
erwähnt. Auch in diesem Anniversar fehlt der Gedenktag für die ersten Quatemberfasten
.
Ursprünglich hat dieses Anniversar aus drei Lagen zu je vier Pergamentbögen = 24
Blättern bestanden. Heute fehlt die ganze erste Lage (1. Januar - 30. April) und ein
Bogen aus der zweiten Lage (17.-31. Mai und 1.-16. August). Die Einträge für die beiden
Klostergründer und die Familie von Enzberg (acht Einträge) stammen zweifelsfrei
von der Hand Pirzschelins. Der nachträgliche Eintrag am 12. Dezember stammt
von einer anderen Hand, die auch die Einträge am 29. September, am 25. Oktober
und 16. November und vielleicht noch weitere Einträge gemacht hat.
Das Anniversar II enthält keine Einträge, weder für die beiden Klostergründer
noch für die Familie von Enzberg. Es besteht jedoch eine Besonderheit, auf die wir
später noch zurückkommen müssen.
Die Ausführungen Pirzschelins waren den Geschichtsforschern bis um die Mitte
des 18. Jahrhunderts unbekannt. Das Stiftungsurbar und die beiden Beuroner Anniversare
I und II lagen ja im Pfarrarchiv Egesheim. Auf sie wurde man erst um 1750
aufmerksam.
Herberhold9 räumt ein, daß sich „schwer eindeutig entscheiden" läßt, wer diese
Eintragungen gemacht hat. Er kennt die Schrift nicht. Weder die Person Pirzschelin
noch dessen Schrift sind ihm bekannt. Daher hält er den älteren Pizenberger für den
Schreiber; ein exakter Beweis lasse sich aber kaum führen. Es dürfe jedoch sicher sein,
daß die Einträge in den Anniversaren I und III derselben Zeit angehören, das heißt
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Nach Zingeler10 sollen die Einträge im Anniversar I über die Klostergründer erst
im 17. Jahrhundert erfolgt sein (1629 oder später). Vom Jahr 1629 existiert das Anniversar
III, das die Stiftungsgeschichte enthält.
Schöntag11 stellt fest, daß die Schrift der Gedenkeinträge im Anniversar I und die
Schrift der Propstliste im Stiftungsurbar von Egesheim von 1551 derselben Hand entstammen
. Die Texte habe Pizenberger verfaßt. Die Bestätigung Pirzschelins im Stiftungsurbar
, er habe die Eintragungen eigenhändig geschrieben, übergeht er. Ebenso
übergeht er auch die Bestätigung des Chorherrn Häpfer, des Seniors des Klosters
Beuron, er habe den Vermerk auf der Rückseite des noch geretteten Blattes des Liber
fundationum eigenhändig angebracht. Auch diese Schrift soll nach Schöntag in die
zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts gehören.
9 Herberhold (wie Anm. 1). S. 94.
10 Zingeler (wie Anm. 1). S. 144.
11 Wilfried Schöntag: Erwerb der Reichsunmittelbarkeit durch Kauf von Hoheitsrechten oder
durch Fälschung von Texten? Die Fälschungen des Beuroner Kanzleidirektors Johann Bartholomäus
Pizenberger (f 1772). In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 20 (1992).
S. 23-66.
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