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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0075
Die Sigmaringer Turner zur Mitte des 19. Jahrhunderts
3. DIE VOLKSVERSAMMLUNG IN TRILLFINGEN

Zwischen der Fahnenweihe der Sigmaringer Turner am 17. September und den am
26. September beginnenden Septemberunruhen lag mit der Trillfinger Volksversammlung
vom 24. September ein weiteres revolutionäres Ereignis, an dem vermutlich
zumindest ein Sigmaringer Turner aktiv beteiligt war33. Der demokratische
Zweigverein Trillfingen veranstaltete am 24. September eine große Volksversammlung
. Als Abordnung reisten aus Sigmaringen die führenden Köpfe der Revolution
an: Carl Otto Wurth, der inzwischen vom Dienst suspendierte Oberleutnant Gustav
von Hofstetter, der Kaufmann Quirin Müller und Carl Graf, Gastwirt des Zollern-
schen Hofes. Und vermutlich gehörte auch Anton Gauggel dazu34. Gauggel war Mitglied
des Sigmaringer Turnvereins und hatte für Würth schon mehrfach Botengänge
übernommen. Er stammte aus Benzingen und diente als Sergeant im fürstlich hohen-
zollerischen Bataillon in Sigmaringen. Von Beruf war er Schreiner, arbeitete jedoch,
gemäß seiner sportlichen Einstellung, zeitweilig auch als Schwimmlehrer. Er gehörte
zu den Sigmaringer Demokraten, die seit der Auflösung des außerordentlichen Landtages
immer unverhohlener nach dem Sturz des Fürsten riefen. Ein halbes Jahr nach
den Sigmaringer Septemberunruhen sehen wir Gauggel in Heidelberg im Hauptquartier
der revolutionären Volkswehr Badens. Noch im Juni 1849 forderte er eine
Erhebung gegen den Fürsten in Sigmaringen. Gauggel kann sicherlich als Paradebeispiel
der damaligen Sigmaringer Turner gelten. Sportlich aktiv, war er in vorderster
Front der revolutionären Kämpfer zu finden.

Die Trillfinger Volksversammlung heizte die Stimmung in der hohenzollerischen
Bevölkerung an und schuf ein Klima, das die Sigmaringer Septemberunruhen unmittelbar
vorbereitete, ja geradezu auslöste35. Auf der Versammlung wurde heftigst eine
rote Fahne geschwenkt. Diese könnte - so Vogt in seiner detaillierten Abhandlung -
die soeben geweihte Fahne der Sigmaringer Turner gewesen sein. Vielleicht hatten
Würth und seine Begleiter die Turnerfahne aus Sigmaringen mit nach Trillfingen
gebracht, vielleicht war Anton Gauggel... der Fahnenjunker, der mit der Fahne als
Claqueur wirkte^. Auch wenn die maßgebliche Beteiligung eines Sigmaringer
Turners an der Trillfinger Volksversammlung letztendlich spekulativ bleibt, so passt
sie doch anschaulich zur aktiven politischen Rolle der damaligen Sigmaringer Turner.
Dies bestätigte sich eindrucksvoll zwei Tage später in Sigmaringen. Wurde die
Turnfahne nicht benötigt, so wehte sie über dem Turnplatz37.

33 Das Folgende im wesentlichen nach Vogt, Trillfinger Volksversammlung (wie Anm. 5).

34 Siehe hierzu Vogt, Trillfinger Volksversammlung (wie Anm.5) S. 30/31 sowie Ders.: „Die
Posaune der Freiheit schallt über die deutsche Einheit«. Anton Gauggel - Ein hohenzolleri-
scher Freischärler in der Revolution von 1848/49. In: Hohenzollerische Heimat 1998. S. 54-61.

35 Vogt, Trillfinger Volksversammlung (wie Anm. 5) S. 35f.

36 Vogt, Trillfinger Volksversammlung (wie Anm. 5) S. 36, Anm. 43.

37 So laut Bericht des Sigmaringer Oberamtmannes Karl von Sallwürk vom 19. Oktober 1848,
teilweise abgedruckt bei Rieber, Republikanische Erhebung (wie Anm. 5).

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