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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0139
Das ehemalige Kaufhaus Kleiner in Sigmaringen

mente und Details rasch als Bau aus der Zwischenkriegszeit erkennbar durch: die fast
vollständig verglaste Schaufensterzone18, liegende Fensteröffnungen, Fensterbänke
und Türgewände aus Kunststein, schmale, glatte Putzfaschen um die Fensteröffnungen
, die die Offnungen rahmend vom Rauhputz absetzen, die hohen Fenstertüren des
Treppenhauses mit den eingestellten Geländern (Abb. 9), die äußerst knappe Ausbildung
von Traufe und Ortgang, die kraftvoll gestaltete Haustüre aus Eichenholz und
insbesondere die Schaufensterfront mit dem breit gespannten Oberlicht, den abgerundeten
Schaufensterkanten, dem sich nach Innen zu verjüngenden Zugang, der
feingliedrigen Markise, und der Travertinverkleidung. Längst abgehängt sind die Fensterläden
, die ehemals die Fassade bereicherten. Ebenso entfernt ist die ursprüngliche
Werbeschrift aus den dreißiger Jahren, und Wind und Wetter gingen nicht spurlos an
der Farbe der Fassade vorbei.

Die Schaufassade (Abb. 1 und 3) ist noch ein Verweilen wert. Einem Geniestreich
gleich ist sie gebildet. Trotz des hohen Öffnungsanteils der Ladenzone und ihrer
andersartigen Oberfläche wirkt diese nicht vollständig abgetrennt von den oberen
Geschossen. Uber sämtliche Geschosse hinweg bewirkt dies erstens die achsensymmetrische
Anordnung aller Elemente von der Eingangsstufe bis hinauf zur Giebelspitze
, zweitens der gleiche Abstand des Oberlichts im Erdgeschoß und der Fensteröffnungen
in den beiden oberen Geschossen von den Gebäudekanten und drittens
die horizontal gerichteten Elemente, seien es Fensteröffnungen, Oberlicht, Gesimse
oder auch die Eingangsstufe, die plastisch ausgeformt und durch die Schattenwirkung
verstärkt wie Klammern die Fassade in der Horizontalen verspannen, aber auch
der Vertikalität und der Last entgegenwirken. Zugleich ist die Starrheit der Achsensymmetrie
aufgebrochen, weil die Elemente bisweilen auf ihr liegen, wie im Erd- und
Dachgeschoß, oder neben ihr, wie die Schaufenster oder die Fenster in den beiden
oberen Geschossen. Hinzu kommt noch die Uberlagerung in der Tiefe: bei der
Wandfläche durch die leicht hervortretenden Schaufenster und bei der Schaufensterzone
durch die in den Straßenraum hineinragende Eingangsstufe. Auf diese Weise ist
die Fassade nicht nur ausgewogen in ihrer Proportion, sondern auch in ihrem Verhältnis
von Ruhe und Bewegtheit.

3. DER ARCHITEKT FRIEDRICH IMBERY (9.7.1888-18.9.1962)

Die herausragende Architektur der Zeit der Weimarer Republik und der 30er Jahre in
Sigmaringen prägte entscheidend der aus Karlsruhe stammende Architekt Friedrich
Imbery (Abb. 10)19 Imbery gewann 1925 den Wettbewerb für den Rathausneubau in

19 Der Abschnitt über Imbery ist Teil eines Vortrages, den der Verfasser am 25. Februar 2002
beim Hohenzollerischen Geschichtsverein in Sigmaringen unter dem Thema „Architektur als
Zeichen. Das Sigmaringer Rathaus - Werk Friedrich Imberys" hielt. Zu Leben und Werk Friedrich
Imberys vgl. StAS, Dep. 1, T 6 (Nachlaß Keller), Nr. 206, den Artikel anlässlich Imberys
65. Geburtstag in der Schwäbischen Zeitung vom 10. Juli 1953, sowie die Kirchenbücher der
Stadtpfarrei St. Johann in Sigmaringen.

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