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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0160
Ines Mayer

1927, Wolf war mit seiner Familie inzwischen von Hechingen weggezogen26, kaufte
Moritz Meyer am Südhang des Fasanenwalds - auf Wessinger Gemarkung - ein
Waldgrundstück, auf dem er eine Art Jungborn nach Felkeschem Vorbild errichten
wollte27. Zwei Jahre später wurde die neue Kuranstalt, das .Waldbad Zollern' in
Betrieb genommen. In den ,Hohenzollerischen Blättern' erschien damals folgender
Artikel: Das Waldbad Zollern. Auf dem sonnigen Südabhang des Fasanenwaldes,
Wessingen zu, den Naturfreunde als einen der schönsten Plätze in unserer Gegend zu
schätzen wissen, hat Landgerichtsrat a.D. Meyer ein Gelände erworben und zu
seinem Waldbad Zollern hergerichtet. Inmitten des mit Bäumen und Gebüsch dicht
bewachsenen und von Pfaden durchzogenen Abhangs, der einen prächtigen Ausblick
auf die Albvorlandschaft und die Albberge selbst bietet, vom Himberg über den
Zoller bis zu den Baiinger Bergen, erhebt sich ein zweigeschossiges Blockhaus, das
Waldhaus Erde, das den Kurgästen angenehmen Aufenthalt bietet. Den Entwurf
des wie aus der Landschaft herausgewachsenen Gebäudes, das im Innern sinnreich
für seinen Zweck eingerichtet ist und nach der Südseite eine Liegehalle vorschiebt
, fertigte Architekt Max Schetter. Für den nötigsten Bedarf an Wasser genügt
eine auf dem Gelände selbst entspringende Quelle. Auch heilkräftige Lehmerde ist
vorhanden. Das Waldbad wird bald bereit sein, Heilung suchende Kranke aufzunehmen
. Lehm- und Wasserbäder, biochemische und homöopathische Mittel und
demgemäße Diät entsprechend der medizinischen Einstellung des Besitzers werden
als Heilfaktoren angewandt werden. An Sonntagen soll das Waldbad gegen geringes
Entgelt der Öffentlichkeit zugänglich sein2S.

26 Wolf verließ Hechingen im Sommer 1926 und übersiedelte zunächst nach Höllsteig bei
Überlingen am Bodensee. Vom Leiter der Deutschen Verlags-Anstalt hatte er den Auftrag zu
einem populären Hausbuch der Naturheilkunde erhalten, das er in Höllsteig verfassen wollte.
Seine ärztlichen Verpflichtungen in Hechingen hatten ihm hierfür keine Zeit gelassen.
Ursprünglich hatte Wolf geplant, nach Fertigstellung des Buchs seine Praxis in Hechingen wieder
aufzunehmen, aber da sich die Buchgestaltung als schwierig erwies und seine häufige
Anwesenheit im Stuttgarter Verlag erforderlich machte, zogen die Wolfs im Oktober 1927 nach
Stuttgart (in die Weißenhofsiedlung). Das medizinische Hausbuch, das Friedrich Wolf seinem
Onkel Moritz widmete, erschien 1928 unter dem Titel ,Die Natur als Arzt und Helfer' und
wurde bis 1933 viermal aufgelegt. Zu Wolfs - in der Literatur zumeist vernachlässigter - Höllsteiger
Zeit vgl. Manfred Bosch: Boheme am Bodensee. Literarisches Leben am See von 1900
bis 1950. Lengwil am Bodensee 1997, S.133-137.

Während der fünf Jahre, die Wolf in der Zollernstadt lebte, scheint er übrigens nicht realisiert
zu haben, dass Hechingen im Albvorland liegt. Er schrieb später, er habe fünf Jahre auf der
,Rauhen Alb' in Südwürttemberg [gearztet]. (Aus einer frühen Selbst-Biographie Friedrich
Wolfs. In: Müller (wie Anm.8), S.19-22; hier S.21). Diese Angabe ist dann von der Forschung
kritiklos übernommen worden, und die Lokalisierung .Hechingen auf der Rauhen Alb' geistert
durch sämtliche Wölf-Biographien.

27 Auch die Presse berichtete über Meyers Projekt: Ein Luft- und Sonnenbad in Hechingen.
Landgerichtsrat a.D. Dr. Meyer erwarb ein an der Südseite des Fasanenwaldes gelegenes etwa
3,5 Ar großes Gelände auf Markung Wessingen. Es ist beabsichtigt, dort einige Blockhäuser in
Verbindung mit einem Luft- und Sonnenbad zu errichten. Hohenzollerische Blätter. Hechinger
Tagesblatt. Anzeigeblatt für Hohenzollern, Nr.70 vom 25. März 1927.

28 Hohenzollerische Blätter, Nr.218 vom 21. September 1929; Hervorhebungen im Original.

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