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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0179
Das Schlossfräulein. Die Haigerlocher Schriftstellerin Maria Batzer 1877-1965

geworden. 1952 erlebte sie ihr 50. Tausend und brachte damit Maria Batzer ihre höchste
Auflagenhöhe ein, - allerdings war damit auch das letzte Erscheinungsjahr eines
Batzer-Buches gekommen.

AUSKLANG

Maria Batzer hat noch zehn Jahre in der Schlosskaplanei gewohnt. Übers Torwarthäuschen
und Haigerloch hat sie nichts mehr geschrieben, aber sie selbst ist wohl der
Figur des Schlossfräuleins, das sie als junge Schriftstellerin halb ihren ledigen Tanten
nachgezeichnet, halb erfunden hatte, immer ähnlicher geworden. Wie hatte doch der
Handelsjude Levi gesagt? „Anders is se wie andere Leit - un ich glaub besser." Erst
1962, als die Fünfundachtzigjährige ihren kleinen Haushalt nicht mehr selbst führen
konnte, kehrte sie nach Offenburg zurück, um dort, der Batzerfamilie näher, die letzten
drei Lebensjahre im Altersheim zu verbringen und um dort am 28. August 1965
zu sterben.

Zu ihrem hundertsten Geburtstag hat A. M. Schmitz im Kalenderbuch Schwarz-
wälder Hausschatz mit einer letzten Geschichte vom Haigerlocher Schloss und von
seinem Torwarthäuschen an die alte Freundin erinnert:20

Wie schön war es auch , mit Frau Margret Edelmann bei der so gastfreundlichen
sorgenden Dichterin Maria Batzer eine Teestunde zu halten, wie es fast jede Woche
einmal geschah! ...Es war wirklich eine Freude, ihr zuzuhören ...

Einst wollte die Dichterin ein Buch über das Torwarthäusle schreiben, das wie ein
Schwalbennest am Eingang des Schlosshofes klebt. Wenn man aber Geschichten
schreibt, muss man den Gegenstand, den man behandeln will, genau kennen. So geht
denn Maria Batzer, während der Brunnen im Schlosshof plätschert und Akazie und
Linde über dem Bänklein daneben rauschen, auf das von Rosen umsponnene Häuslein
zu, in dem Emile, die Beschließerin, wohnt. Emile ... schickt sich an, ein Vesper
zu richten und fragt„ Möchtet Se au ein Eile? ... Soll i au an Rosekranz bete? ...
Einen schmerzensreichen, einen gnadenreichen oder einen freudenreichen? ... ein
oder zwei freudenreiche?" fragt Emile. ... Und Emile ... betet mit lauter Stimme
zweimal den freudenreichen Rosenkranz. Als Emile verstummt, beginnt Maria
Batzer ihr Vesper. „Emile", sagt sie dann zögernd, „das Eile ist aber hart!" - „Jo, do
brauchet Se sich doch net z'wundere", sagt Emile schroff. „Se habet doch selber g'sait,
i soll den Freudereiche zweimol bete, und des hab i au don! Derweil isch des Eile halt
hart worde!"

Den Bericht über den Besuch bei der alten Dichterin begleitet ein Foto21. Es zeigt
die alte Dame am Fenster ihrer Wohnung. Sie schaut zum Schlosshof hinaus, gerade
als erwarte sie Gäste, denen sie den Hausschlüssel hinunterwerfen müsse.

20 A. M. Schmitz: Erinnerungen an Maria Batzer. Schwarzwälder Hausschatz 1977. S. 114 f.

21 Aufnahme von Gerhard Halbritter (+2002), der mit Friedrich Schüz zusammen in der Haigerlocher
Evangelischen Kirche die Wiederholung des Leonardoschen Abendmahls zustande
gebracht hat.

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