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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0233
Neues Schrifttum

se über politische Strukturen, wie z.B. die dominante Rolle Habsburgs im deutschen
Südwesten oder die Rivalität zwischen den Häusern Wittelsbach und Habsburg, vertieft
. Dabei will der Verfasser „nur" die Mitwirkung der geistlichen Reichsstände
Schwabens an der Liga, deren Rolle bisher vernachlässigt wurde, verfolgen und keine
neue Geschichte der Liga schreiben. Zwangsläufig muss er jedoch das erweiterte
Umfeld im Blick haben und so wird die Zielsetzung bei weitem übertroffen.

Im ersten Teil der Arbeit werden die geistlichen Reichsstände unter anderem hinsichtlich
ihrer territorialen und politischen Strukturen, der Einbettung in Reich und
territoriales Umfeld, der Schirmvogtei- und Klientelverhältnisse sowie ihrer obersten
Repräsentanten vorgestellt und analysiert, wobei der Forschungsansatz von Volker
Press deutlich zum Tragen kommt. Im zweiten Teil wird die Ligapolitik der geistlichen
Reichsstände des Schwäbischen Kreises im Untersuchungszeitraum verfolgt. Es
erfolgt eine minutiöse Darstellung unter Einbeziehung aller Faktoren. Von den vielfältigen
Ergebnissen der Arbeit können im folgenden nur einige wenige hervorgehoben
werden:

Nach der Gründung der Liga im Jahre 1609 durch süddeutsche katholische
sowohl geistliche als auch weltliche Reichsfürsten, was nicht nur eine Reaktion auf die
Gründung der Union durch protestantische Stände war, ging es um die Gewinnung
weiterer Mitglieder. Der Bischof von Konstanz warb im Schwäbischen Reichskreis
aufgrund seiner Führungsposition in Oberschwaben insbesondere unter den schwäbischen
Reichsprälaten, aber auch unter den Reichsgrafen. Herzog Maximilian von
Bayern, dem die Führung des Bundes übertragen wurde, war stark an dem finanziellen
Potential der schwäbischen Reichsabteien interessiert. Diese hatten ihrerseits ein
Interesse an der Schutzfunktion des Bündnisses und traten ihm geschlossen bei,
anscheinend ohne große Bedenken wegen der Haltung Österreichs, das in den meisten
Fällen Schirmherr der Klöster war, selbst aber der Liga zunächst nicht angehörte
. Aufgrund der familieninternen Konflikte der Habsburger um die Wende zum 17.
Jahrhundert hatte sich Bayern eine gewisse Führungsposition innerhalb der katholischen
Partei verschaffen können. Allerdings gab es bei den Prälaten Bedenken wegen
der finanziellen Belastungen durch das Bündnis. Recht bald schon, beim Durchzug
brandenburgischer Truppen 1610, wurde offenbar, dass ein funktionierendes Verteidigungsbündnis
nicht ohne Habsburg als stärkster Macht im deutschen Südwesten
aufzubauen war. In der Folgezeit pochten insbesondere der Bischof von Konstanz
und die Reichsprälaten auf die Aufnahme Erzherzog Maximilians, der dem Bündnis
jedoch distanziert gegenüber stand. Erst als die Liga der Autorität des Kaisers unterstellt
wurde, schwenkte auch Maximilan um, dessen Handeln vor allem von Hausmachtinteressen
bestimmt war. Die Stände konnten nun auf die abschreckende Wirkung
des Hauses Osterreich setzen, und sie glaubten, deshalb weniger Finanzmittel
aufwenden zu müssen. Andererseits drohte den schwäbischen, katholischen Reichsständen
als alter habsburgischer Klientel die territorialpolitische Vereinnahmung
durch Österreich. Die Machtverhältnisse innerhalb der Liga wandelten sich wiederholt
. In der Folgezeit zwang der hereinbrechende Krieg die Prälaten jedoch ins Bündnis
und veranlasste sie obendrein, ihren Zahlungsverpflichtungen in gewissem Rahmen
nachzukommen. Bisher hatten sie es verstanden, sich diesen Verpflichtungen
gegebenenfalls geschickt zu entziehen oder sie wenigstens zu mindern. Ebenso ver-

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