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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0244
Neues Schrifttum

heutiger Sicht reichlich blödsinnigen (aber damals offenbar sehr beliebten) Reimereien
werden ausgiebig wörtlich präsentiert, während sonst längere Quellenzitate fehlen
oder ärgerlicherweise nur in indirekter Rede und mit Kommentierungen vermischt
vorkommen. Man kann Theodor Heuß zur Südweststaat-Thematik zitieren, schließlich
war er hier unmittelbar beteiligt. Ob dagegen Heinrich Lübke, wie die Autoren
offenbar meinen (S. 18), in dieser Sache etwas Sinnvolles beizusteuern hat, der bei der
250-Jahr-Feier von Karlsruhe einen Toast auf die „Landeshauptstadt Karlsruhe" ausbrachte
(so berichtet von Hermann Bausinger), ist dagegen mehr als fraglich. Neu ist
auch die Idee, die Südweststaatswerdung wiederholt (S. 86f; 107f; 110) in den internationalen
Kontext der chinesischen Revolution und des Koreakriegs zu stellen.
„Und während im Oktober in Korea weiter gekämpft wurde, rangen die Länderchefs
in Wildbad im Schwarzwald um eine einvernehmliche Lösung" (S. 107/108) - eine
kuriose Sichtweise. In höchstem Maße erstaunlich ist vor allem, dass das Buch in
einer Reihe des Stadtarchivs Konstanz erscheint, jedoch an buchstäblich keiner Stelle
des Textes auf Material aus diesem Archiv Bezug genommen wird. Zitiert wird praktisch
ausschließlich aus zwei Zeitungen: dem Konstanzer „Südkurier" und dem Freiburger
SPD-Blatt „Das Volk" mit Konstanzer Regionalteil. Der Beitrag des Stadtarchivs
zum Buch beschränkt sich auf die abgebildeten Plakate und einen Teil der Fotos,
wobei die Plakate zum größten Teil aus anderen Publikationen bereits bekannt sind.
Das Verzeichnis der „Quellen und Literatur", das zwischen beiden Bestandteilen
nicht trennt, wird zum fatalen Indiz. Die Memoirenliteratur beschränkt sich auf
Reinhold Maier und Theodor Eschenburg. Ungeniert werden Darstellungen der Jahre
1958 und 1969 aufgenommen, während speziellere und neuere Literatur reichlich
selektiv aufgeführt wird, um es milde zu formulieren. Treuherzig wird dagegen Wolfgang
Benz „Die Gründung der Bundesrepublik. Von der Bizone zum souveränen
Staat" angezeigt. Dies signalisiert den inhaltlichen Zuschnitt. Der südwürttember-
gisch-hohenzollerischen Konfessionsschule wird beispielsweise eine halbseitige Passage
gewidmet, das Standardwerk von Rolf Winkeler wird aber weder zitiert noch
substanziell zur Kenntnis genommen. Lange Partien der Kapitel über die allgemeine
Geschichte des Südweststaats sind dann auch in der Art geschrieben, wie es der ci-
devant-Klassiker von Eberhard Konstanzer aus dem Jahr 1969 tut: Südweststaatsbildung
als Ergebnis von Verhandlungen zwischen den drei Länderkabinetten, insbesondere
der beteiligten Minister- und Staatspräsidenten. Vollkommen widersprüchlich
ist die Darstellung der Haltung der südwürttembergisch-hohenzollerischen
CDU. Die Konferenz von Bad Waldsee (18. 2. 1949) als Schlüsselereignis wird nicht
zur Kenntnis genommen. Von den sieben (!) Konferenzen der südwürttembergisch-
hohenzollerischen und südbadischen CDU im Abstimmungsjahr 1951 zwischen
März und August werden sechs übergangen, auch die von Meersburg (21. April) und
Überlingen (4. August), bei denen der Konstanzer Eduard Sütterle eine gewichtige
Rolle spielt. Die Rivalität zwischen Konstanz und Ravensburg wird dargestellt, nicht
aber, dass der Oberbürgermeister von Ravensburg, Dr. Albert Sauer, als Kultusminister
eine Schlüsselrolle bei der Profilierung der oberschwäbischen CDU-Kräfte gegen
den „Stuttgarter Zentralismus" spielt und eifersüchtig darauf achtet, dass im zu
schaffenden Südweststaat Oberschwaben eine ganz neue Rolle als Preis für die

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