Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
41(126).2005
Seite: 57
(PDF, 38 MB)
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Lesegesellschaften, Musik, Theater, Kunst

Bis 1853 war das musikalische Leben in der Stadt anscheinend weitgehend zum
Erliegen gekommen. Anfang dieses Jahres rief der Vorsänger der jüdischen Gemeinde
, Sigmund Lichtenstein29, einen Gesangverein ins Leben, der anfänglich neun Mitglieder
besaß. Lichtenstein war selbst Mitglied des Musikvereins gewesen30, und der
neue Verein bediente sich des Notenmaterials des alten Musikvereins. Am 13. Februar
1853 präsentierte der Gesangverein dem Publikum seine erste Produktion im kleinen
Museumssaal mit schön gewählten Liedern. Dieser Produktion folgten 1853
noch mehrere weitere. Wenige Tage nach dem ersten öffentlichen Auftreten des
Gesangvereins informierte der Musikverein die Öffentlichkeit in einer Zeitungsannonce
, dass nach längerer Unterbrechungen die Musikübungen unter Rudolph
Wichtl, dem Sohn des Hofmusikers Georg Wichtl, wieder begonnen hätten. Zugleich
wurden die passiven Mitglieder darauf aufmerksam gemacht, nicht dem neu gegründeten
Singverein beizutreten^ denn der Musikverein sei noch nie aufgelöst worden.
Das Konkurrenzverhältnis zum Gesangverein scheint anfänglich noch nicht besonders
stark gewesen zu sein, so dachte man von Seiten des Musikvereins zunächst noch
an einen Zusammenschluss und veranstaltete 1854 eine gemeinsame musikalische
Unterhaltung31. Ab 1856 leitete dann Chorregent Michael Lehmann den Männerchor,
den Gemischten Chor und das Orchester32.

Als der Gesangverein nach einer Unterbrechung 1857 seine Aktivitäten wieder
aufnahm und ein großes Fest anlässlich seiner Fahnenweihe veranstaltete, verschärfte
sich das Konkurrenzverhältnis. Der Musikverein hielt sich zugute, 230 Mitglieder zu
besitzen, und warf dem Gesangverein vor, dass er unter Leitung des israelitischen
Vorsängers... überwiegend aus Israeliten bestünde. Um den Gesangverein noch mehr
zu diskreditieren, wurde behauptet, dass sich an der Fahnenweihe keine hohenzolle-
rischen Vereine beteiligen würde. Die Vorwürfe blieben nicht unerwidert: Zunächst
hielt der Gesangverein dagegen, dass der Männerchor nur aus etwa 20 aktiven Mitgliedern
bestünde; ebenso viele Mitglieder besäße der Gesangverein, wovon nur vier
Israeliten wären. Zudem würden sich fünf hohenzollerische Vereine an der Fahnenweihe
beteiligen. Unter diesen Vorzeichen fanden die Feierlichkeiten ohne den Musikverein
statt. Obwohl von den neun teilnehmenden Vereinen nur drei aus Hohenzol-

29 Zu Sigmund Lichtenstein: Otto Werner: Biographische Notizen über bekannte und weniger
bekannte, berühmte und berüchtigte „Hechinger" Personen, Männer und Frauen. Von der
Neuzeit bis zur Gegenwart. Ein Kompendium, Hechingen 2004, S. 313ff. (Word-Datei u.a. im
Stadtarchiv Hechingen und im Kreisarchiv Zollernalbkreis).

30 E. Hammer: Musik und Gesang in Hechingen. In: Stadtkapelle Hechingen (Hg.) 11. Lan-
des-Musikfest vom 11. - 14. Juli 1969 in Hechingen, Hechingen 1969, S. 32 -42, S.33. Bausch,
Musikkultur (wie Anm. 25). Bausch unterstellt, dass er dem Verein Schaden zufügte, weil er
nicht an leitende Stelle vorrückte und damit sein Ehrgeiz nicht betätigt wurde. Zum 25jährigen
Dienstjubiläum von Lichtenstein auch: Hohenz. Wochenblatt 13 (6.2.1859). - Zwischen 1830
und 1853 gibt es praktisch keine Zeitungsartikel zu Aktivitäten des Musikvereins (Index Sau-
ter, S. 2575).

31 Amtsblatt für das Kreisgericht und Oberamt Hechingen 14 (15.2.1853), 19 (4.3.1853), 21
(11.3.1853); Index Sauter, S. 2596.

32 Hohenz. Blätter 231 (12.10.1911): Zum 75-jährigen Bestehen des Männerchors.

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