Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
41(126).2005
Seite: 58
(PDF, 38 MB)
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Andreas Zekorn

lern stammten und heftiger Regen den Ablauf der Festivitäten beeinträchtigte, konnte
das Fest als gelungen bezeichnet werden33.

Einen Höhepunkt erreichte die Fehde zwischen den Vereinen 1858: Am 24. Mai
fanden in Hechingen und Sigmaringen zeitgleich Hohenzollernsche Liederfeste statt.
Bei den Vorberatungen war es offenbar zu Differenzen zwischen Sigmaringer und
Hechinger Gesangvereinen gekommen, so dass schließlich am selben Tag in beiden
Städten Musikfeste stattfanden. Am Sigmaringer Liederfest beteiligten sich 25 Vereine
, unter anderem Gesangvereine aus fünf größeren hohenzollerischen Orten, darunter
auch der Hechinger Gesangverein. Beim gleichzeitig in Hechingen stattfindenden
Fest, das der Musikverein veranstaltete, nahmen 23 Vereine mit 773 Sängern teil,
davon sechs zollerische Musikvereine, die jedoch durchweg nur aus Dörfern der
näheren Umgebung Hechingens kamen. Dafür beteiligten sich zahlreiche Vereine aus
der württembergischen Nachbarschaft von Ebingen über Rottweil, Sulz bis Tübingen
und Reutlingen. Den Höhepunkt bildete die Fahnenweihe des Musikvereins und ein
Wettsingen, das der Reutlinger Liederkranz gewann. Wie nicht anders zu erwarten,
war das Zerwürfnis zwischen den beiden Gesangvereinen groß und mündete in einer
kleineren Pressefehde34.

Beendet waren die Auseinandersetzungen damit nicht. 1863 wurden die Differenzen
neuerlich in der Öffentlichkeit ausgetragen, als der Gesangverein eine Zusammenkunft
musikalischer Vereine auf dem Lindich veranstaltete, wozu der Musikverein
erst nach beschlossenem Programm und unter Vorbedingungen eingeladen worden
war, was, nach dessen Bekunden, eine Teilnahme scheitern ließ. Neuerlich wurden
in einem Pressekrieg die alten Vorwürfe aufgekocht. Der Musikverein wies darauf
hin, dass die Fahnenweihe des Gesangvereins 1857 ohne starke Beteiligung der
Bevölkerung erfolgt wäre und der Verein isoliert dastünde. Es habe zudem große
Entrüstung ausgelöst, als der Gesangverein 1858 das Sigmaringer Fest besuchte.
Schließlich wurde neuerlich behauptet, dass der Verein zum größten Teil aus Israeliten
bestünde. Alle Vorwürfe und Behauptungen wies der Gesangverein zurück, unter
anderen habe er nicht wortbrüchig werden wollen und sich deswegen beim Fest in
Sigmaringen beteiligt; ferner bestünde er aus Katholiken, Protestanten und Israeliten.
Im Gesangverein hätten sich vielleicht mehr Beamte zusammengefunden, im Musikverein
mehr Handwerker35. Bei den gesamten Querelen sind die wiederholten antisemitischen
Töne bemerkenswert. Dies deutet darauf hin, dass die Juden damals noch
nicht vollständig in der Hechinger Gesellschaft integriert waren. Vielleicht gehen die
Vorwürfe auch auf den Leiter des Musikvereins, Michael Lehmann, zurück, der später
Redakteur der katholischen Zeitung „Der Zoller" war. Dieser Zeitung können
wiederum gewisse antijüdische Tendenzen nachgesagt werden36.

33 Hohenz. Wochenblatt 81 (24.7.1857), 88 (12.8.1857); 89 (14.8.1857).

34 Hohenz. Wochenblatt 58 (28.5.1858), 60 (2.6.1858), 61 (6.6.1858)102 (13.7.1863).

35 Hohenz. Wochenblatt 98 (6.7.1863), 99 (7.71863), 102 (13.7.1863), 105 (18.71863).

36 So hieß es bei der Gründung der Zeitung 1873 von jüdischer Seite, dass die Herrn des Zoller
... in früheren Zeiten gar nicht daran dachten, den israelischen Glauben zu conservieren.
Dieser Vorwurf mag auch auf Lehmann gemünzt gewesen sein. - Zu Michael Lehmann: Willy

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