Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
41(126).2005
Seite: 74
(PDF, 38 MB)
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Andreas Zekorn

6. ZUSAMMENFASSUNG

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stand das kulturelle Leben in Hechingen
zwar noch unter dem maßgeblichen Einfluss des Fürsten, doch begann sich bereits
eine bürgerliche Kultur zu entwickeln. Die Museumsgesellschaft war dabei ein
wesentlicher Kulturträger und Kristallisationskern, nicht zuletzt aufgrund der zur
Verfügung stehenden Räumlichkeiten, denn im Museumssaal fanden Konzerte, später
Theateraufführungen und schließlich auch Kunstausstellungen statt. Die Vereinigung
trug dazu bei, dass es für die Oberschicht der hohenzollerischen Residenzstadt
ein erhebliches kulturelles und gesellschaftliches Angebot gab. Das Museum diente
zugleich der Unterhaltung des Fürsten, denn dieser war in der Regel wohl gerne selbst
im Museum anwesend114, und der fürstlichen Repräsentation, insbesondere wenn auswärtige
Gäste anwesend waren. Aus den genannten Motiven heraus förderte er die
Museumsgesellschaft nachhaltig finanziell und materiell. Die Musikkultur war ebenfalls
eng mit dem Fürstenhaus und dem Museum verbunden, in dessen Räumlichkeiten
die Hofkonzerte stattfanden. Zusammen mit den Mitgliedern des Singvereins bildeten
die Museumsmitglieder das Auditorium für die Konzerte. Erst vor und mit diesem
Publikum konnte der Fürst seine Liebhaberei für die Musik und damit seine
höfische Repräsentation entfalten. Mit der Musikpflege hatte der Fürst einen Grundstein
dazu gelegt, dass sich eine bürgerliche Musikkultur in Hechingen entwickelte.

Trotz der Verbundenheit zum Fürsten half das Museum dabei, den Übergang zu
einer bürgerlichen Kultur in Hechingen vorzubereiten und blieb nach 1850 ein
wesentlicher Kulturträger und gesellschaftlicher Integrationsfaktor. Ahnliches gilt für
die Gesangvereine mit ihren geselligen und - mit den Theateraufführungen über die
Musik hinaus gehenden - kulturellen Komponenten. Museum und Gesangverein
waren jedoch elitäre Vereinigungen der Oberschicht. Die Abgrenzung führte dazu,
dass sich die Mittelschicht, später auch die Arbeiter sowohl in geselligen Lesegesellschaften
als auch in Musikvereinen organisierten. Wie es auch anderswo zu beobachten
ist, erfasste das Vereinswesen weitere Bevölkerungsschichten115.

Für Hechingen erscheint es dabei charakteristisch, dass die jüdischen Bürger teils
in die Vereine integriert waren, teils eigene Vereinigungen gründeten. Im Museum
waren Juden Mitglieder, doch machen sich immer wieder Spannungen bemerkbar. Zu
Beginn des 20. Jahrhunderts hatten Hechinger Israeliten einen eigenen Verein zur
Pflege jüdischer Geschichte und Literatur gegründet. Dem Gesangverein wurde im
19. Jahrhundert wiederholt vorgeworfen, dass er hauptsächlich aus Israeliten bestünde
. Beides verdeutlicht, dass die jüdischen Bürger nicht vollkommen in der Hechinger
Gesellschaft integriert waren. Dabei gaben gerade Persönlichkeiten wie Sigmund
Lichtenstein oder Leon Schmalzbach unter anderem als Leiter von Gesangvereinen
erhebliche kulturelle Impulse.

114 Gönner, Revolution (wie Anm. 4), S. 73.

115 Hoffmann, Geselligkeit (wie Anm. 2), S.39ff., bes. 43ff., 56ff., 61ff. (Arbeiterbildungsvereine
), 67ff. (zu den Vereinen ab 1860), 86ff. (Ausweitung des Vereinswesens), 89ff., 113ff.
(Frauen), 103f., 113ff. u. öfter (Abgrenzungen der Vereine).

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