Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 85
(PDF, 55 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0097
Zur Geschichte des Fürstlichen Hoftheaters in Sigmaringen

gegenüber die Direktionsloge, beide mit rotseidenen Vorhängen abzuschließen. In
der Mitte prunkvoll für alle höfische Repräsentation die große Hofloge. Kein Orchester
, nichts, nur ein intimer Raum für feines Konversationsstück und harmlose
Schwänke... Jetzt war Papa hier fürstlich-hohenzollernscher Theaterdirektor, geachtet
und geehrt von allen...

Kein Silvesterabend, an dem Fürst Leopold nicht auch das Künstlerpersonal mit
einer Feier erfreute, gespickt mit fröhlichen Überraschungen. Einmal weiß ich, war
die ganze Gesellschaft nach der Vorstellung „Zeichen des Kreuzes" im griechischen
Kostüm versammelt. Schleunigst wurden die Kulissen des Festsaales aufgebaut,
gedeckte Tafeln hereingeschoben, und schon marschierten die fürstlichen Lakaien an
und servierten auf silbernen Schüsseln herrliche Gebilde der Hofküche, wie sie so
mancher Komödiant seiner Lebtag nicht wiedersah! Der Höhepunkt war das Verteilen
kleiner Erinnerungsgeschenke, die der Fürst immer mit einem Schimmer Humor
würzte. Ja, so patriarchalisch ging es zu in dem Sigmaringen der neunziger Jahre42.

Die Zahl der Vorstellungen war unter Heydecker gegenüber früher reduziert. Sie
beschränkten sich auf die Monate Dezember und Januar. Auch wurden weniger
Schauspieler/innen engagiert. Das Orchester entfiel ganz. Die Qualität der Vorstellungen
ging jetzt eher in Richtung „volkstümlich".

In den Jahren 1892 - 1908 häuften sich die Anfragen bei der Fürstlichen Hof Ökonomieverwaltung
um leihweise Überlassung von Theatergarderoben. Die Anfragen
kamen aus dem ganzen Land, aus Bingen, Pfullendorf, Balingen, Obermarchtal,
Engen, Aalen, Herthen, Mühlheim, Schmalegg, Zogenweiler und sogar aus Rohrschach
. In der Regel waren die Bittsteller katholische Gesellenvereine, Theaterfreunde
-Gesellschaften, Kirchenchöre, Gesang- und Musikvereine, die in der Adventsund
Weihnachtszeit Aufführungen veranstalteten. Anfänglich wurde den Gesuchen
stattgegeben, besonders wenn sie aus Hohenzollern kamen. Doch wurden im Laufe
der Zeit zunehmend Absagen erteilt mit in der Regel folgenden Worten: Derartige
Gesuche laufen aus Hohenzollern schon so zahlreich ein, dass von diesen nur eine
verhältnismäßig kleine Anzahl Berücksichtigung finden kann, umso mehr muß von
einer Abgabe nach außerhalb Hohenzollerns gelegenen Plätzen Abstand genommen
werden^.

Heydecker verließ Sigmaringen 1910. Unter seinem Nachfolger Hans Kraft, der ein
eigenes Ensemble hatte sowie auswärtigen Wanderbühnen mit Spielleitern wie Winter
(1911), Kaiser (1915) und Kuntzmann (1915) folgten noch weitere Aufführungen.
1912 wurde wieder in das Theater investiert. Eine moderne Bühne, eine sogenannte
Harmonikabühne, wurde eingebaut. Die Ausführung lag in den Händen Sigmaringer
Handwerksmeister: Hofmalermeister Lorch, Schlossermeister Roth, Dekorateure
Hubert Neusch und Joachim Niklas sowie Schreinermeister Ströbele44.

Nach 1915 fanden während des weiteren Verlaufs des Krieges vermutlich keine
Vorstellungen mehr statt. Anscheinend war nach dem Krieg im Jahr 1920 eine neue
Theatersaison geplant, die allerdings nicht zustande kam. Hofintendant Harrer teilte

42 Ebd. S. 83f.

43 StAS Dep. FAS NVA 13208.

44 Ebd.

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