Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 122
(PDF, 55 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0134
Jürgen Scheff

ich mich womöglich gegen den Willen des Grabungsleiters mit Ihnen in Verhandlungen
einlassen würde103.

Den Fortgang der Sache schilderte Peters am 27. November dem Regierungspräsidenten
in Sigmaringen: Bis zum 12. November ließ Rieth nichts mehr von sich hören.
An diesem Tage traf ich ihn zufällig in der hiesigen Naturaliensammlung und bat ihn
nochmals, die Funde im Laufe der nächsten Woche doch abzusenden. Er sagte das
unter der Bedingung zu, daß er die Funde wieder zurückerhielte. Ich habe ihm darauf
erwidert, daß meine diesjährigen Grabungen in Veringenstadt neue Funde
erbracht hätten,die die ursprünglich in Aussicht genommene weitere Bearbeitung der
Stücke durch ihn entbehrlich machten. Bis heute ist seitens Rieths nichts geschehen.
Die Haltung Rieths in der ganzen Angelegenheit ist unverständlich. Sie erklärt sich
nur aus der ihm eigenen Selbstüberhebung und einer Unfähigkeit, sich unter- und in
die allgemein üblichen Formen einzuordnen. Jede weitere Mitarbeit Rieths ist für
mich ausgeschlossen™. Gegenüber Wilhelm Unverzagt wurde Peters noch deutlicher:
Rieth ist ein vollkommen unerzogener hemmungsloser Mensch105. Wie und wann
Peters wieder in den Besitz der Funde gelangte, ist aus den Quellen nicht zu
erschließen. Die in diesen Ereignissen begründete abgrundtiefe Abneigung gegenüber
Adolf Rieth blieb zeitlebens bestehen. Sie vertiefte sich noch durch Rieths im Jahr
1938 erschienenes Werk „Vorgeschichte der Schwäbischen Alb"106 sowie weitere,
nicht mit Peters abgesprochene Veröffentlichungen107. Unter Vorwegnahme noch
nicht publizierter Quellen kritisierte er Grabungsbefunde und die zeitliche Einordnung
der Veringenstadter Grabungen, was in seriösen wissenschaftlichen Kreisen als
schlechter Stil gilt. Zudem zwängte er die von Peters nach französischem Vorbild
benannten eiszeitlichen Kulturschichten in das dem Nationalsozialismus genehme
Gliederungsschema.

Von den weiteren Forschungen in Veringenstadt ausgeschlossen, suchte sich Adolf
Rieth, der offensichtlich Gefallen an der Höhlenarchäologie gefunden hatte, rasch ein
neues Forschungsobjekt. Mit Hilfe der Hitlerjugend beabsichtigte er, im Sommer
1936 die Bernlochhöhle zwischen Bitz und Truchtelfingen auszugraben. Am 24. Juni
bat der Leiter der Abteilung für weltanschauliche Schulung im Gebiet 20 der Hitlerjugend
, König, das Bürgermeisteramt Tailfingen um die Bereitstellung zweier „guter
Grabarbeiter" sowie eines Betrages von RM 300.- zur Verfügung des Grabungsleiters

103 Nachlass Peters Tübingen (wie Anm. 37) Brief Wilhelm Unverzagt an Adolf Rieth, 31.
Oktober 1936.

104 Nachlass Peters Tübingen (wie Anm. 37) Bericht Eduard Peters an den Regierungspräsidenten
(ohne Namensnennung) in Sigmaringen, 27. November 1936.

105 Nachlass Peters Tübingen (wie Anm. 37) Brief Eduard Peters an Wilhelm Unverzagt, 14.
November 1936.

106 Adolf Rieth: Vorgeschichte der Schwäbischen Alb. Mannus-Bücherei 61. Leipzig 1938.

107 Ders.: Spätkeltische Töpfergeräte zur Kammstrichherstellung. In: Mannus 29 (1937)
S. 52-68. - Ders.: Vorgeschichtliche Funde aus dem Kalktuff der Schwäbischen Alb und des
Württembergischen Muschelkalkgebiets. In: Mannus 30 (1938) S. 562-584. - Ders.: Die Schwäbische
Alb in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. In: Blätter des Schwäb. Albvereins 50 (1938)
H. 3 S. 27-29, H. 4 S. 45-48.

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