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Die archäologische Erforschung der Höhlen des Oberen Donautals und seiner Seitentäler
pagnen verschollen sind. Für Eduard Peters begann mit dem vorhersehbaren Kriegsende
eine dramatische und niederschmetternde Zeit.
1944
Von den Grabungserfolgen des Vorjahres ermutigt, beantragte Eduard Peters Anfang
des Jahres wieder einen Grabungsetat von 1500 Mark Am 2. März erlebte Stuttgart
einen schweren Luftangriff der Alliierten Streitkräfte. Das Alte Schloss wurde teilweise
zerstört, die Magazinräume verschüttet. Auf eigene Kosten organisierte Eduard
Peters im April und Mai die Bergung seiner zum Glück vollständig erhalten gebliebenen
Grabungsfunde der letzten Jahre aus den Trümmern und ihren Abtransport in
das Landeshaus nach Sigmaringen. Tatkräftige Hilfe erfuhr er dabei von Präparator
Willi Schierz (1887-1970) und einem Museumsaufseher. Dies war buchstäblich eine
Rettung im letzten Augenblick. Ein weiterer verheerender Angriff am 26. Juli vernichtete
das Alte Schloss durch Brandbomben. Peters, der seine Wohnung in Stuttgart
samt Habe und Bibliothek ebenfalls verloren hatte, verlegte seine Bleibe ins
Hohenzollerische. Neben einer Wohnung in Sigmaringen mietete er in Veringenstadt
ein Zimmer im Haus von Frau Winter neben der Kirche.
Die Verpackung der Grabungsfunde, insgesamt ca. 150-200 kg, hatte in Stuttgart
Willi Schierz vorgenommen. Peters ließ ihn deshalb nach Sigmaringen kommen, um
mit ihm zusammen im Saal des Landeshauses eine Art „Urgeschichtliches Museum"
einzurichten. Das Besucherinteresse war offenbar gering. Nach Ankunft der französischen
Vichy-Regierung im September 1944 in Sigmaringen musste Peters den Saal
wieder räumen und das Inventar in einem kleinen Zimmer im Untergeschoss unterbringen
. In seinem Arbeitszimmer im zweiten Stock beendete Peters die 1943 begonnene
Niederschrift von Heft 4 der Fundberichte von Hohenzollern, das die komplette
wissenschaftliche Aufarbeitung der Grabungen von Veringenstadt, Inzigkofen und
Thiergarten beinhalten sollte. Gleichzeit nahm er die Grabungen im Schafstall und im
Kachelstüble wieder auf, wobei es nicht mehr gelang, Arbeiter zu bekommen. Auch
die systematische Aufnahme der Grabhügel um Veringenstadt wurde begonnen153.
Beim Pflügen wurde bereits 1942 oder 1943 bei Trochtelfingen in der Flur Grafenhalde
ein bronzezeitlicher Grabhügel beschädigt und ein 65 cm langes Bronzeschwert
herausgerissen. Es wurde nach Sigmaringen gebracht, wo es das Interesse von Regierungspräsident
Wilhelm Dreher fand. Der seit 1942 amtierende linientreue Parteigenosse
wollte es Heinrich Himmler zum Geschenk machen. Es gelang Eduard Peters
in Ausübung seines Amtes als Vertrauensmann für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer
in Hohenzollern, dies im Juni 1944 zu verhindern und das Schwert im Safe der
Landesbank in Sigmaringen sicher zu deponieren. Im Gegensatz zu Drehers
langjährigem Vorgänger, Dr. Karl Simons, mit dem Peters einen vertrauensvollen
Umgang gepflegt hatte, war das Verhältnis zum neuen Regierungspräsident spätestens
seit dieser Episode äußerst gespannt. Im November 1944 unternahmen Eduard
Peters und Peter Goessler eine Untersuchung des beschädigten Trochtelfinger Hügels
153 Nachlass Peters Tübingen (wie Anm. 37).Schreiben Peters an den Landeskommunalver-
band, 19. Januar 1944. - Tagebuch Peters 1946 sowie Bericht Eduard Peters an Präsident Moser,
12. September 1945.
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