Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 207
(PDF, 55 MB)
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Das Ende des Zweiten Weltkriegs und die frühere Besatzungszeit in Hechingen

Der Bahnhof am Stadtrand war die Drehscheibe, ein Knotenpunkt für den Eisenbahnverkehr
. Züge wurden angesichts der Beschränkungen im Kraftfahrzeugverkehr
für den Personentransport immer wichtiger. Es herrschte Betrieb den ganzen Tag
lang. Nicht immer und am Ende immer seltener gab es auf den Bahnsteigen gleich
Anschluss und in der Stadt Hotelbetten. Im Dezember 1944 richtete die NS-Volks-
wohlfahrt deshalb ein Übernachtungsheim für Frauen bei Glamsers im Gasthaus
Landesbahnhof ein. Im Januar 1945 kam ein zweites Heim für Männer im Cafe Konstanzer
hinzu5.

Seit dem Herbst 1944 galt reichsweit die 60-Stundenwoche als Regelarbeitszeit.
Arbeiten von früh bis spät sei das Gebot der Stunde, forderte NSDAP-Kreisleiter
Oskar Uhland auf einer Kundgebung im September im Museum6. Rentner waren in
Firmen und Amtern wieder gefragt, und die 17-Jährigen von der Wehrmacht umworben
als Kriegsfreiwillige7. Hechingens erste nichtkirchlichen Kindergärten in der
Goldschmiedstraße und in der Friedrichstraße8 sollten helfen, Frauen in den Arbeits-
prozess zu bringen. Eingekauft werden konnte in den Geschäften nur mit Lebensmittelkarten
und Bezugsscheinen, die die Kartenstelle im Rathaus austeilte. Kreisernährungsamt
und Kreiswirtschaftsamt setzten die Spielregeln. Mengen und
Abschnitte wurden reichsweit festgelegt, jede Vergünstigung mit Freude registriert,
jede weitere Kürzung mit Sorgen. Gas und Strom waren rationiert. Es gab Sperrzeiten
.

Trotz aller Veränderungen funktionierte die Stadt wie in den Jahren davor. Dem
Jugendappell im Februar folgte am 25. März 1945 die feierliche Verpflichtung der
Jugend durch NSDAP-Ortsgruppenleiter Paul Weidle und Peter Heinzelmann, dem
Rektor der Horst-Wessel-Schule, heute die Hauptschule. Die Pimpfe des Jungvolks
wurden feierlich in die Hitlerjugend übernommen. Eine Zeit ernster Pflichterfüllung
wurde den 14-jährigen Jungen und Mädchen angekündigt. Dazu die Aufgabe, die
Wende mit zu erkämpfen*.

Auch die Heldengedenkfeier zum Volkstrauertag am 11. März im Museum war
geeignet, düster die deutsche Schicksalsgemeinschaft zu beschwören. Es gehe darum,
als Volk unsere Sendung zu erfüllen, hieß es in der Ansprache des „Hoheitsträgers",
vermutlich Paul Weidle10. Auf der schon traditionellen Frühjahrskundgebung der
NSDAP im Museum versprach Kreisleiter Oskar Uhland am 9. März die Wende mit
Wunderwaffen und den Häuserkampf mit dem Volkssturm. Der Glaube an die
Führung sei ungebrochen, sagte er11.

Hechingen hatte sogar seine Kriegshelden. Zum Schluss wurde nicht mehr so viel
von ihnen gesprochen, aber am Anfang waren sie in aller Munde. Wolfgang Wallis-
hauser und sein Silcher-Doppelquartett waren eine Entdeckung der Luftwaffe: Hei-

5 Hz. Bl. Nr. 294/14.12.1944, 22/26.01.1945.

6 Hz. Bl. Nr. 216/14.09.1944.

7 Zur Situation am Gymnasium vgl. 75 Jahre Gymnasium Hechingen. Hechingen 1984. S. 29.

8 Hz. Bl. Nr. 230/30.09.1944, 285/04.12.1944.

9 Hz. Bl. Nr. 23/27.01.1945, 25/30.01.1945, 33/08.02.1945, 71/24.03.1945, 73/27.03.1945.

10 Hz. Bl. Nr. 61/13.03.1945. Vorberichte ab Nr. 49/27.02.1945.

11 Hz. Bl. Nr. 60/12.03.1945. Vorberichte ab Nr. 57/08.03.1945.

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