Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 220
(PDF, 55 MB)
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Rolf Vogt

5. EINMARSCH

Etwa einen halben Tag Vorsprung hatten die deutschen Truppen, als eine französische
Vorhut in Hechingen eintraf. Eine Aufklärungseinheit - wohl aus Richtung
Balingen - soll die Stadt in den Mittagsstunden des 22. April gestreift haben und dann
umgekehrt sein49. Im Rathaus trafen sich die Kommunalpolitiker der Stadt - vermutlich
die Ratsherren - noch einmal zu einer Besprechung50.

Besetzt wurde Hechingen am Nachmittag vom 3. Regiment de Spahis marocains
de Reconnaissance, Panzeraufklärern der 2. Marokkanischen Infanteriedivision, 1.
Französische Armee, die sich von Norden der Stadt näherten51. Das Regiment war
1943 in Algerien gebildet worden, hatte in Italien gekämpft und 1944 in Frankreich.
Immer ganz weit vorn. Diesmal rollte es aus Bodelshausen heran. Kommandeur war
im April 1945 Christian de Castries. Er taucht später in Indochina wieder auf. 1954
hatte er die schlechteren Karten, als er die Schlacht um Dien Bien Phu verlor, kapitulieren
musste und in vietnamesische Kriegsgefangenschaft geriet. Seine Niederlage
war das Ende der französischen Kolonialherrschaft in Indochina52.

Frida Zinser sah den Einmarsch an der Staig: Es war eine Spannung in der Stadt,
ich kann es [...] nicht beschreiben. Der erste Panzerspähwagen wurde zwischen 3 und
4 Uhr [...] gesehen. Im Augenblick war eine große Aufregung, bald war überall Ruhe
und Stille. Alles ist in die Häuser geflüchtet. Gleich nach 4 Uhr sind die ersten vier
Wagen die Staig herauf gefahren. Ohne einen Schuss wurde die Stadt besetzt. Erich
Bagge, einer der Wissenschaftler des Kaiser-Wilhelm-Instituts bei Grotz, erlebte den
Einmarsch unruhiger: Ich bin gerade noch im Institut, während die Truppen gegen
16.00 Uhr von der Friedrich Straße her anmarschieren. Im Eilmarsch geht es nach

49 Spähwagen laut Wilhelm Holzhäuer: Tagebuch (wie Anm. 29) 22.04.1945, S. 127. Zwei
Kraftwagen lt. Heimatliches Kriegsgeschehen III (wie Anm. 1). Lastwagen und Pkw lt. Walter
Sauter: 22. April (wie Anm. 33) und Chronik-Entwurf (wie Anm. 1) S. 96. Panzerspähwagen
lt. Hechinger kleiden sich neu ein (wie Anm. 28). Zur Besetzung von Bisingen und
Wessingen vgl. Rolf Vogt: Sonntagmittag waren die Franzosen da. In: Schwarzwälder Bote
(künftig: SB) Nr. 90/20.04.2005. Eisenbahnbrücke war schon zur Sprengung angebohrt. In:
HZ Nr. 119/25.05.1955.

50 Wilhelm Holzhäuer: Tagebuch (wie Anm. 29) 22.04.1945, S. 127.

51 Roger Courtois: Der Kreis Hechingen (wie Anm. 19) S. 313.

52 Zu Christian de Castries (11.08.1902-29.07.1991) vgl. Internationales Biographisches Archiv
37/02.09.1991 und Munzinger-Archiv, www.munzinger.de. 1941 war de Castries die Flucht aus
deutscher Kriegsgefangenschaft gelungen. Zum Regimentskommandeur stieg er erst im Verlauf
der alliierten Invasion in Italien und Frankreich auf. In Indochina konnte er ab 1946 weiter
Krieg führen. Nach der vietnamesischen Gefangenschaft war er 1955 bis 1959 erneut in
Deutschland und zuerst Stellvertreter, danach Kommandeur einer Panzerdivision in Landau.
In den 1950er Jahren wurden Vorwürfe gegen ihn wegen der Zerstörung Freudenstadts laut.
Material über das 3e Regiment de Spahis marocains de Reconnaissance findet sich - wenn auch
in weit geringerem Maßstab als für andere französische Truppenteile - im Internet, z. B. Ph.
Escande: Detachement d Appui du Regiment de Reconnaissance. www.mapage.noos.fr. Einige
wenige Bilder des Regiments sind abrufbar in der Mediatheque de la Defense, www.ecpad.fr.

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