Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 259
(PDF, 55 MB)
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Neues Schrifttum

adelsgesellschaft und um Anerkennung und Beachtung am Königshof. Mit Erfolg
verheiratet er zwei seiner Töchter in angesehene Familien der französischen Hocharistokratie
, während der Erbprinz und eine weitere Tochter mit Angehörigen des
Fürstenhauses Hohenzollern-Sigmaringen verehelicht werden und damit für die fortbestehende
Verbindung des Adelsgeschlechts auch in das Reich und die dortige
Adelswelt stehen. Leitziel der lebenslangen Bemühungen von Philipp Joseph ist es,
für seine Dynastie ständisches Prestige und Reputation, vor allen Dingen aber die
gesellschaftliche und höfische Anerkennung der 1742 vom „bayerischen" Kaiser Karl
VII. verliehenen Fürstenwürde zu erlangen, die ihm in den österreichischen Niederlanden
versagt geblieben war.

Das väterliche Streben nach Anerkennung und Reputation in der Adelsgesellschaft
sowie am Königshof übernimmt nach seinem Regierungsantritt 1779 in ausgeprägter
Form auch Fürst Friedrich III., der neben rheingräflichem Stammbesitz mit dem
Oberamt Kyrburg und dem Hauptort Kirn dank des mütterlichen Erbes auch über
durchaus respektablen Territorialbesitz im französischen Artois, den Osterreichischen
Niederlanden (heutiges Belgien) sowie in den Generalstaaten (heutige Niederlande
) verfügt. Instrument zur Dokumentation und Steigerung des ständischen
Rangs ist das „paraitre", die öffentliche Inszenierung des Prestiges und der Bedeutung
eines Geschlechts durch bauliche und kulturelle Repräsentation, durch einen
adelsgemäßen Lebensstil mit Hofstaat, Prestigekonsum, der Pflege gesellschaftlicher
Beziehungen, Empfängen und Festen und nicht zuletzt einem privilegierten Zugang
zum Königshof. Dieser als selbstverständlich empfundenen Verpflichtung zum „vivre
noblement", deren beträchtliche finanzielle Anforderungen verbreitet in der französischen
wie der deutschen Adelsgesellschaft des Ancien regime in Kollision mit den
vorhandenen und zumeist begrenzten Besitz- und Einnahmeverhältnissen geraten
und immer wieder Adelsgeschlechter in den Ruin treiben, versucht nun Fürst Friedrich
in geradezu exzessiver Art und Weise zu genügen.

Nahezu zeitgleich lässt er in den 1780er Jahren einen höchst repräsentativen Stadtsitz
am Seineufer, das Hotel de Salm, mit einem Kostenvolumen von knapp 1,4 Millionen
Livres und eine nach seiner Lieblingsschwester „Amalienlust" benannte Sommerresidenz
am Stammsitz Kirn errichten; überdies erwirbt er ein Landschloss in
dem südlich von Paris gelegenen Ortchen Croix-Fontaine. Den Hofstaat, dem unter
seinem Vater 1779 in Kirn gerade einmal acht Bedienstete angehört hatten, weitet
Friedrich an seinen drei Herrschaftssitzen Paris, Kirn und Overisque in Belgien auf
bis zu mehr als 100 Personen einschließlich Musikanten und Komödianten aus. Symptomatisch
für das öffentliche Prestigestreben des Fürsten ist das Anfang 1789 im
Hotel de Salm ausgerichtete Abendessen mit anschließendem Ball mit der Einladung
von über 1000 Gästen. Allein für den Zeitraum von November 1782 bis April 1784
lassen sich nur in Paris Aufwendungen Friedrichs in Höhe von exorbitanten 1,4 Millionen
Livres nachweisen. Es kann kaum überraschen, dass sich dieser extravagante
Lebensstil in Verbindung mit einer offenbar ausgeprägten Spielleidenschaft nicht mit
den regulären Einnahmen aus den fürstlichen Besitzungen finanzieren lässt, sondern
alsbald zusätzlicher Einkünfte durch die Aufnahme von Krediten sowie die
Erschließung weiterer Geldmittel durch diverse „Wirtschaftsprojekte" bedarf.

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