Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 261
(PDF, 55 MB)
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Neues Schrifttum

Unabhängig von gewissen Sympathien für die revolutionäre Entwicklung erkennt
Emig beim Fürsten von Salm-Kyrburg vorrangig einen „handfesten Opportunismus
" (S. 276) und eine weitgehende Kontinuität in seinem - nunmehr den „neuen"
Anforderungen des „civisme" angepassten - Prestige- und Anerkennungsstreben.
Die Radikalisierung der Revolution seit 1792 lässt den Spagat zwischen seinen beiden
Rollen als Reichsfürst und Bürger der egalitären Republik scheitern und führt den
Aristokraten in den Tagen der Terreur 1794 aufs Schafott. Ihm wird vor dem Revolutions
-Tribunal vorgeworfen, unter der Maske des Patriotismus ein verborgener Agent
der deutschen Kriegskoalition gegen die französische Republik zu sein. „Verdächtig"
gemacht hatte sich der Fürst durch das konterrevolutionäre Engagement verschiedener
Verwandter, eine Namensverwechslung und nicht zuletzt durch provokante
öffentliche Äußerungen gegen die Jakobiner.

Joachim Emig bietet eine vielschichtige und überzeugende biographische Studie
eines deutschen Hocharistokraten in Frankreich, der im ausgehenden Ancien regime
zunächst am eigenen, das wirtschaftliche Vermögen weit überfordernden Streben
nach ständischem Prestige und Reputation und ein weiteres Mal in der Revolution mit
seinem Versuch zur Instrumentalisierung der Umwälzung sowie der Unvereinbarkeit
der beiden beanspruchten Rollen als Reichsfürst und „citoyen" scheitert. Ob als
Schlüssel zur Deutung des Agierens dieser ebenso bemerkenswerten wie schillernden
Persönlichkeit das „paraitre" alles zu erklären vermag, sei allerdings dahingestellt.

Aus hohenzollerischer Perspektive enttäuschend ist das geringe Interesse Emigs
für die verwandtschaftliche Verbindung Friedrichs und seiner Schwester Amalie
Zephyrine nach Sigmaringen. Die Hintergründe für die bemerkenswerte doppelte
Eheallianz zwischen den fürstlichen Häusern Salm-Kyrburg und Hohenzollern-Sig-
maringen 1781/82 werden ebenso wenig beleuchtet wie die durchaus spannungsreiche
Beziehung Friedrichs in der Folge zu seiner hohenzollerischen Ehefrau Johanna
Franziska und zu seinem Schwager Anton Aloys, den der Kyrburger Fürst durch die
Protektion für dessen entlaufene Gattin Amalie Zephyrine sowie Erbansprüche auf
den niederländischen Besitz der Hohenzollern gleich zweifach brüskiert. Weitgehend
blass bleibt an der Seite von Friedrich auch dessen Lieblingsschwester und Sigmaringer
Fürstin Amalie Zephyrine, die von ihrer Flucht aus Hohenzollern 1785 bis zu seiner
Hinrichtung 1794 in einer Art Wohngemeinschaft mit ihrem Bruder lebt und an
dessen gesellschaftlichem Leben regen Anteil nimmt. Zwar bleibt Emig das „zeitlebens
innig(e)" Verhältnis der Geschwister (S. 24) ebenso wenig verborgen wie das
politische Agieren von Amalie, die in den ersten Jahren der Revolution offenbar
Initiatorin und Gastgeberin eines „Salon" im Hotel de Salm ist. Nicht weiter verfolgt
wird indessen, dass Fürstin Amalie Zephyrine nicht zuletzt hier jene glänzenden
gesellschaftlichen und persönlichen Verbindungen zu knüpfen vermag, die in der Folge
sowohl dem Hause Salm-Kyrburg wie auch den hohenzollerischen Fürstenhäusern
bekanntlich von höchstem politischen und wirtschaftlichen Nutzen sind.

Inzigkofen Edwin Ernst Weber

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