Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 14
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0026
Konrad M. Müller

ges gedeutet wird31. Als letzter Beweis, dass die Pest auch in Haigerloch war, könnte
gelten, dass um das Jahr 1473 die Sebastiansbruderschaft gegründet worden ist32.

Sowohl in der Schlosskirche zur hl. Dreifaltigkeit wie in der Unterstadtkirche St.
Nikolaus ist der Pestheilige Sebastian gegenwärtig. Am 1609 errichteten Hochaltar
der Schlosskirche erhielt der hl. Sebastian seinen Platz über der Dreifaltigkeit auf der
Epistelseite. Der andere Pestheilige der hl. Rochus wird vom äußersten Rahmen an
der Epistelseite eingefasst.

Karl Borromäus, der zur Zeit der Pest in Mailand dort Kardinal war, hat durch seine
Maßnahmen nicht nur die Pest bekämpft, sondern auch eingedämmt. Er griff zu
dem von Kirchenfürsten gerne gewählten Mittel der Pestprozession, sein Vorbild war
Papst Gregor der Große. In der Seitenkapelle der Schlosskirche gibt es einen Altar,
der Karl Borromäus geweiht ist. Das Altargemälde zeigt, wie der hl. Karl Borromäus
vor dem Kreuz kniet, eine Engelputte zu Füßen hält seinen Kardinalhut, ein anderer
einen Totenkopf, rechts im Hintergrund liegen Pestkranke, für sie gilt die Fürbitte
Karl Borromäus. Das Deckenfresko der Kapelle zeigt Karl Borromäus in der Verklärung
auf Wolken mit Putten im Himmel. Auch dem Papst Gregor ist eine Seitenkapelle
mit Altar geweiht, aber hier nicht mit Pestprozession dargestellt, sondern als
Fürbitter für die Armen Seelen. Erwähnt sei auch, dass in einer weiteren Kapelle der
hl. Franz Xaver verehrt wird. Dieser Heilige wird nicht nur als Sterbepatron, sondern
auch als Pestpatron angesehen, weil er im Laufe seines Lebens immer wieder Pestkranke
versorgt hat.

Zum Schluss sei auf die Szenen aus dem Leben des hl. Christopherus hingewiesen,
weil dieser Heilige im Mittelalter morgens angerufen wurde, um sich für diesen Tag
vor dem jähen Tod zu schützen. Der jähe Tod war in jenen Zeiten die Bezeichnung
für die Pest. Dafür wurde der Heilige riesengroß an Türme und Wände gemalt. Die
Bilder seiner Lebensstationen an der Decke des Kirchenschiffs seien als Ergänzung
dazu zu betrachten: 1. Christopherus trägt das Christuskind über das Wasser.
2. Er wird als Christ angeklagt und mit zwei käuflichen Frauen Nicaea und Aquilina
in den Kerker gebracht. 3. Er wird vor den Richter gestellt, wobei ein Scherge einen
glühenden Eisenhelm mit der Zange zur Folterung bereit hält. 4. Der Heilige wird
enthauptet33.

31 Walter Sauter: Wie alt ist das Haigerlocher „Bräuteln"? In: Zollerheimat 5 (1936) S. 31/32;
Karl Werner Steim: Das Bräuteln in Haigerloch. In: 120 Jahre Bräuteln. Haigerloch 1980;
Ders.: Geschichten aus dem Eyachtal. Haigerloch 1993. S. 13-17; Ders.: Fastnacht in Haigerloch
. Hechingen 1987. S. 48 u. S. 94/95.

32 Johann Nepomuk Wetzel: Geschichte der katholischen Kirche in Schwaben-Hohenzol-
lern, I. Teil: Von der Einführung des Christentums bis zur Glaubensspaltung des 16. Jahrhunderts
. Bühl 1928. S. 146.

33 Marquard Gulde: Kunst- und Kirchenführer durch die Stadt Haigerloch. Haigerloch
1950; Ders. (Hrg.): Der Hochaltar der Schloßkirche zu Haigerloch. Haigerloch 1966. Abb. 35
Sebastian und Abb. 40 Rochus.

14


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0026