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Konrad M. Müller
zufallende Krenckte. Kaiser Maximilian opferte zu Echternach44 dem heiligen Sebastian
persönlich seine Pestkerze"45. Wer konnte, floh so schnell es möglich war. Graf
Eitelfriedrich wurde allerdings am 7. April 1512 von der Krankheit ergriffen. „Sein
Zustand verschlimmerte sich rasch in bedenklicher Weise. Gottergeben empfing er
durch den Bischof von Bamberg die hl. Sterbesakramente, legte am Mittwoch den 16.
Juni seinen letzten Willen in die Hände seines jungen Freundes, des damals noch in
vielfachem Lobe stehenden Herzogs Ulrich von Württemberg nieder und beschloß in
der Nacht vom Donnerstage zum Freitage, am 18. Juni 1512, sein vielbewegtes, tatenreiches
Leben"46. Der Kaiser verlegte am 11. Mai den Reichstag nach Köln, er selbst
wartete die neue Zusammenkunft in den Niederlanden ab47.
Trotz Pesttod erhielt Graf Eitelfriedrich ein glänzendes Leichenbegängnis, zur
Beerdigung in Hechingen wurde allerdings der Sarg in eine Bleihülle eingeschlossen.
Die Platte, die den Sarkophag abdeckte, hat der Nürnberger Peter Vischer bereits zu
Lebzeiten des Grafen angefertigt, da das Todesjahr nicht voll ausgeführt wurde, sondern
MCCCCC dasteht. Die Inschrift48 beschreibt sein Leben, für den Tod fehlt
jedes Wort:
Ich Ittel Friderich Grave zu zoller geborn
Des hayligen Romischen reichs erbkamer erkorn
Ward ich bey Kunig Maximilian,
Als sein hoffmaister im allzeit unterthan,
Unnd haubtmann des hohenberger landt
Het ich im widerkawff zw unterpfandt
Unnd dartzw die herschaft haigerloch erblich,
Mit meinem bruder Pischoff Fridrich
Macht ich dysen stift unser seel zw haill.
Ein Margrafin ehlich ward mir zw taill
Von brandenburg des kürfürstlichen stamen,
Fünf tochtern und sex sun betten wir zusamen
Unnd ligen sye tod,
Gott helff uns aus aller nott.
Ich ytellfriedrich Graue zu Zoller geborn
des heyligt romischen reichs erbkamrer erkorn
Ward ich bey kunig Maximilian.
Als sein hoffmaister jm allzeit unterthan
vnd haubtmann des hoheberger landt
het ich im widerkawff zw vntrpfandt
Unnd dartzw dye herschaft haigerloch erblich.
Mit meinem bruder pischoff fridrich
Macht ich dysen stift unser Seel zw haill.
Ein Margrafin elich war mir zw tayll
Von brandenburg des Kurfürstlichen stamm.
Fünf tochtern vn sex sun betten wir zusamm.
Vnd liegen hye tod;
Gott helff vnns aus aller nott.
44 Andreas Schüller: Die Pest in Trier. In: Trierische Chronik 16 (1919/20) S. 119: „Auch
Echternach war ein von Trier aus vielbesuchter Sebastianwallfahrtsort gegen die Pest. Maseni-
us (Metropolis I 62) meldet, Trier habe von hieraus oft den Schutz des Heiligen erfahren. So
wallfahrtete auch Kaiser Maximilian, als im Jahre 1512 während des glanzvollen Reichstages zu
Trier die Pest ausbrach ... dorthin und stellte eigenhändig eine Kerze von 354 Pfund auf, die,
als Masenius schrieb (1669), noch nicht ganz niedergebrannt war".
45 Andreas Schüller: Seuchen in Trier und im Trierer Lande. In: Trierische Heimat 7
(1930/31) S. 7.
46 Sebastian Locher: Nachrichten über den Grafen Eitelfriedrich II. von Hohenzollern 1452-
1512. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern 21
(1887/88) S. 93-132, hier S. 101.
47 Gottfried Kentenich: Geschichte der Stadt Trier. Trier 1915. S. 269 und S. 325; Michael
Matheus: Trier am Ende des Mittelalters. Trier 1984. S. 286; Ries (wie Anm. 40) S. 191.
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