Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 22
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Konrad M. Müller

und Märtyrers Sebastian59. Wenige Tage später noch vor dem Sebastianstag ist die
Bruderschaft uff den nägsten Sonntag vor St. Sebastiani bey St. Luzen in der alten
Pfarrkirche - 1488 ist die Pfarrei in die Kapelle Unserer Lieben Frau und St. Jakobus
verlegt worden - verkündet worden, und so soll sie für alle Zeit an diesem Tag erneuert
werden60. In der neuen Pfarrkirche, die von Graf Eitelfriedrich II: und seinem
Bruder Bischof Friedrich von Augsburg als Stiftskirche bis 1806 Bestand hatte, wurde
die Bruderschaft ebenfalls verkündet. Neben dem jährlichen Beitrag war das tägliche
Gebet, zu Ehren der hl. Dreifaltigkeit drei Vaterunser und das Glaubensbekenntnis
, und die Beteiligung an der Beerdigung eines Mitglieds die Hauptverpflichtung
des einzelnen Mitglieds. Die Teilnahme an den Messen der Totengedenktage und
am Feiertag des hl. Sebastian war selbstverständlich. Einschreiben ließen sich nur die
Bürger von Hechingen, sondern auch Bewohner der umliegenden Dörfer, ebenfalls
schloss sich der Adel, allen voran die Grafen von Zollern, an. Die Sebastiansbruderschaft
bestand bis ins 19 Jahrhundert. Unterlagen der Sebastianspflege sind bis zum
Jahre 1850 erhalten. Zur Zeit der Gründung wurde auch die Bruderschaftsstatue61 des
hl. Sebastian angeschafft. Was aber als Besonderheit heute noch gelten kann, ist eine
Reliquie62 des hl. Sebastian: ein Zahn des Heiligen.

Wenn sich also die erwähnte Sebastianstatue durch die Bruderschaft mit der Pestgeschichte
verbindet, ist eine andere Sebastiandarstellung, nämlich die in St. Luzen,
von einer anderen Idee abhängig. Als die Kirche 1587-89 neu errichtet wurde, erhielt
sie an den Wänden des Langhauses und Chores eine Stuckdekoration: Im Langhaus
sind die Apostel dargestellt und im Chor die Reliefs der Patrone der sieben Hauptkirchen
in Rom, nämlich die Muttergottes in Maria Maggiore, Johannes der Täufer in
San Giovanni im Lateran, die Apostel Petrus und Paulus, der Märtyrer Laurentius,
die hl. Helena und schließlich auch der hl. Sebastian. Das Sebastianrelief mit Bogenschütze
wurde von dem Ulmer Bildhauer Hans Amann oder seiner Werkstatt nach
einer Vorlage von Jan Sadeler verfertigt63.

Auch der zweite Pestheilige, der hl. Rochus, fand in Hechingen seine Verehrung,
auch wenn sie nicht so augenfällig auftritt. Allerdings wurde sein Tag, der 16. August,
wie ein Sonntag gehalten. Am „18. August 1745 wurden einige bestraft, weil sie am
Rochustage gearbeitet hatten"64.

59 Otto Werner: Die Sebastiansbruderschaft in Hechingen. In: HH 38 (1988) S. 18/19.

60 Hebeisen (wie Anm. 57) S. 39.

61 Abb. Titelbild von HH 38 (1988) Nr. 2.

62 KDH Bd. I, S. 164: „Reliquien-Fassung, h 0,08 m, br 0,08 m. 18. Jahrh. Auf Messingrückplatte
silberner durchbrochener Beschlag mit Ranken, der einen Zahn des hl. Sebastian einfaßt.
Auf der Rückseite graviert: Ren 1729". Werner (wie Anm. 59) S. 19 mit Abb. Reliquiar ergänzt
die Beschreibung aus dem Kunstdenkmäler-Band: Renoviert 1729 Sancte Sebastian Ora Pro
Nobis.

63 Walter Härdtle: Die Bildnerei in Hohenzollern. Diss. Tübingen o. J. (vor 1954). S. 61/62;
Eberhard Gönner: Geschichte der Kirche und Klosters. In: St. Luzen in Hechingen. Hrg. v.
Hans-Jörg Mauser u. Rudolf Schatz, Stuttgart 1991.

64 M. Sch.: Der Tag des hl. Rochus. In: Zollerheimat 10 (1941) S. 34.

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