Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 25
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0037
Das große Sterben in Hohenzollern

mengeschrumpft. In manchen Familien starben fünf, sechs Personen. Die Leichen
hätten nach der Zugehörigkeit zur Pfarrei Trochtenfingen dorthin auf den Kirchhof
gebracht werden müssen, aber sie wurden zum jetzigen Kirchberg geschafft und mehrere
zusammen in großen Gruben mehr verscharrt als beerdigt, selbst die nächsten
Verwandten wollten die Leiche nicht begleiten. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges
standen noch 6 Höfe leer, die anderen waren mit 17 Familien und 3 Witwenhaushalten
bewohnt69.

2.14 Jungingen

Einem Bittgesuch ist es zuzuschreiben, dass bekannt geblieben ist, dass zur Mitte
des 16. Jahrhundert nicht nur in Jungingen, sondern auch in den benachbarten Orten
des Killertales die Pest herrschte. Pfarrer Johannes Sun (ca. 1543-58) als Pfarrer eingesetzt
in Jungingen und Schlatt schrieb an den Zollerngrafen Graf Jos Niklas IL: Da
sich zu Jungingen und im ganzen Killertal der Sterbend eingerissen und kein Priester
auf die Pfarrei Killer verordnet oder aufziehen wolle, habe er mit Gottes Hilfe die
Gefahr allein bestanden und die armen Leut nit verlassen, sondern die fünf Flecken
bis dato ehrlich versehen und sich weder Müh noch Arbeit dauren lassen. Als sich nun
der Sterbend in Langwierigkeit erhalten und die Bittsteller des Laufens ins Tal hin
und wieder müd worden und er zuletzt nit mehr können, hob er aus eigener Tasche
einen Klepper gekauft, obwohl er von Killer-Starzeln-Hausen nur den Stol (die Stolgebühren
) und sonst kein Einkommen habe. Laut Lagerbuch lebten 1544 in Jungingen
auf 62 Höfen 267 Einwohner, das ist fast übereinstimmend mit dem Leibeigenenverzeichnis
von 1548 mit 63 Familie und zugehörigen 323 Personen70.

Auch die nächste bekannte Pestepidemie ist durch den Tod des Pfarrers bestätigt.
Pfarrer Bartholomäus Vattlin aus Hundersingen 1594, ernannt am 12. April 1595,
starb 1611 an der Pest. Seine Schwester wurde 1617 als Hexe verurteilt. In jener Zeit
wurde ohne zu zögern geglaubt, dass Hexen die Pest machen können. Es wäre nicht
verwunderlich, wenn selbst eine Pfarrerschwester damit beschuldigt würde. Die 13
(oder 14) Toten im Jahr 1611 fallen durch ihre überdurchschnittliche Zahl auf, meist
werden 3-4 Todesfälle im Jahr gezählt. Durch andere Begebenheiten bestätigt, sind sie
wohl alle Pestopfer. Jerg Größers erste Frau ist in diesem Jahr an der Pest gestorben.
Sein Enkel hat als einziger im Haus überlebt71.

69 Ebd. S. 30/31; Not und Elend vergangener Zeiten. In: 16. Kreisfeuerwehrtag 1968 in Hör-
schwag, S. 17/18.

70 Kraus, Leibeigenenverzeichis (wie Anm. 4) S. 124; Ders.: Von der Pfarrei Jungingen. In:
HH 3 (1953) Nr. 2, S. 27/28; Casimir Bumiller: Die Geschichte des Dorfes Jungingen von der
Entstehung bis zum Beginn der Industrialisierung. MA Freiburg 1979. S. 42.

71 Johann Adam Kraus: Junginger Pfarrerliste. In: HH 24 (1974) S. 55; Heimatbuch lungin-
gen. 900-Jahrfeier im Jahre 1976, Hechingen o. J. [1976]; Casimir Bumiller: Die Junginger
Audienzprotokolle von 1600-1625. In: ZHG 20 (1984) S. 17-46, hier S. 38; Olivia Hochstras-
ser: Ein Haus und seine Menschen. 1549-1989. Tübingen 1993. S. 105 und S. 137.

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