Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 26
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0038
Konrad M. Müller

1626 treten wieder Pestfälle auf. Schwerer traf es Jungingen im Jahre 1634 und
1635. Am 24. Oktober gab es den ersten Pesttoten, und dann folgten in den 10 kommenden
Monaten bis zum 2. August insgesamt 43 erwachsene Personen, Kinder wurden
nicht gezählt. Im August hörte die Pest mit 3 Todesfällen auf. Auch während dieser
Epidemie ist der Pfarrer an der Pest gestorben: Jakob Mayer (1631-1635)72. 1644
lebten noch 37 Bürger und 4 Witwen73. Am Ende des Krieges standen noch 8 Höfe
leer, aber es gab schon wieder 45 Familien mit Angehörigen74.

Ein eher winziges Dokument aus der Pestzeit ist in den späten 30er Jahren des letzten
Jahrhunderts in Jungingen gefunden worden. Als im Haus Nr. 117 - ehemals
Gasthaus „Krone" in der Bruckstr. 5 - Renovierungen nötig waren, wurde in einem
mit Zapfen verschlossenen Loch eines Holzbalkens ein Papierstreifen von etwa 18 cm
Länge und 3 cm Breite gefunden. Darauf war ein Zachariassegen notiert. Dieser
besteht aus einer Buchstabenfolge, er ist kein Spruch, sondern eine Reihe von Abkürzungen
, je ein Buchstabe ist der Anfangsbuchstabe eines Psalmverses. Er wurde in
früheren Zeiten immer eingesetzt, um die Pest abzuhalten. Er ist in unterschiedlichsten
Arten zu finden: irgendwo im Gebäude angemalt, zum Herumtragen als Medaillon
, eingemeißelt an Türen usw. Dieser Zachariassegen besteht aus Buchstaben, jeder
steht für eine Abkürzung eines Satzes, der eine Bitte um Schonung vor der Pest enthält
. Die Buchstaben sind in Gruppen durch Kreuzzeichen getrennt, auch diese
haben eine Anrufung zum Inhalt. Die Kreuz- und Buchstabenfolge lautet: t Z f DJA
t BJZ t SAB t Z f HGF f BFRSA. Das Junginger Zettelchen unterscheidet sich am
Ende leicht von der sonst üblichen Schreibversion. Dort ist zu entziffern bzw. das
Ende ist verdorben: BFRSf Ef ?"j*?f, so bleibt der Rest nicht erklärbar. Nachprüfbar ist
der Text nicht mehr, denn der Papierstreifen ging seit der Entdeckung verloren. Zur
Aufschlüsselung der Buchstaben:

f Crux Christi salve me! Kreuz Christi rette mich!

Z = Zelus domus tuae liberet me Der Eifer für dein Haus befreie mich.

t Crux vincit, crux regnat, crux imperat, per signum crucis libera me, Domine, ab
hacpeste! Das Kreuz überwindet, das Kreuz herrscht, das Kreuz regiert. Durch
das Zeichen des Kreuzes befreie mich, o Herr.

D = Dens, Deus mens, expelle pestem . . . O Gott, mein Gott, vertreib die Pest.

J = In manus tuas, Domine, commendo spiritum meum ... In deine Hände, o Herr!
empfehle ich meinen Geist.

A = Ante coelum et terram Deus erat, et Deus Potenz est ab hac peste me liberare.
Bevor Himmel und Erde waren, war Gott, und ist mächtig, mich von dieser Pest
zu befreien.

72 Kraus (wie Anm. 71) S. 55; Thomas Hirth: Jungingen. Jungingen 1995. S. 210/1.

73 Kraus, Krieg (wie Anm. 9) S. 22; Bumiller, Geschichte (wie Anm. 70) S. 50.

74 Kraus, Krieg (wie Anm. 9) S. 20-22; Ders.: Folgen (wie Anm. 4) S. 30/31.

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