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Das große Sterben in Hohenzollern
2.16 Melchingen
Mitte des 16. Jahrhundert war Melchingen nach einer Brandkatastrophe im 15.
Jahrhundert zu einem stattlichen Dorf herangewachsen. 1542 werden 112 Steuerzahler
namentlich aufgezählt, d. h. zum Familienvorstand kommen noch die Angehörigen
. Knapp 100 Jahre später fallen 200 Personen, allerdings nicht nur Einheimische,
sondern auch 40 Flüchtlinge, von 1635 bis März 1636 der Pest zum Opfer78.
Wer sich in der Pfarrkirche St. Stephan umschaut mag zunächst die Statue hl.
Sebastian, Ende 15. Jahrhunderts, und vielleicht noch das Fenster auf der linken
Chorempore mit dem hl. Sebastian für die vorhandenen Sehenswürdigkeiten zur Pest
halten. Die Besonderheit der Kirche ist aber nicht nur für die Pestgeschichte bedeutsam
, sondern auch für die Kunstgeschichte. Allerdings ist das Kunstwerk nicht leicht
zugänglich: Es hängt auf dem Turm und ist eine Glocke aus dem Jahr 1273. Damit ist
sie die älteste Glocke in Hohenzollern. Sie trägt die Inschrift:
IHESUS NAZ f LUCAS f MARCUS f JOHANNES f MATHEUS f
ANNO DNI M.C.C. LXX.1.1.1. FUSA . EST. HEC. CAMPAGNA . AGLA .
Melchingen: Pestglocke
78 Theodor Schön: Zur Ortsgeschichte von Melchingen. In: Mitteilungen des Vereins für
Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern 33 (1899/1900) S. 1-31; Johann Adam
Kraus: Eine Türkensteuerliste des Amts Trochtelfingen von 1542. In: Zollerheimat 7 (1938)
S. 89-93; Ders.: Aus dem ehemaligen Amt Trochtelfingen. In: HH 6 (1956) S. 11-15, hier S. 12.
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