Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 30
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0042
Konrad M. Müller

Dem Namen Jesus von Nazareth, den Evangelistennamen der ersten Zeile und dem
Gussjahr der zweiten Zeile ist noch nichts Besonderes zu entnehmen, denn es ist eine
häufige Inschrift auf Glocken. Aber der Schluss mit vier zunächst unverständlichen
Buchstaben weist darauf hin, dass in der früheren Zeit Buchstaben in unüblichem
Gebrauch als Schutzzeichen angesehen wurden. So ist es auch hier zu erklären.
AGLA sind die lateinischen Anfangsbuchstaben eines hebräischen Spruches: „Atta
Gibbor Leolam, Adonai" = „Du bist groß in Ewigkeit, Herr!" Mit dieser Anrufung
kann die Glocke, wenn sie läutet, die Pestdämonen, die in der Luft schweben und in
ein bewohntes Gebiet eindringen wollen, vertreiben79.

2.17 Owingen

Wie sich der Dreißigjährige Krieg in Owingen auswirkte, lässt sich an den überlieferten
Bevölkerungszahlen gut erkennen. Mitte des 16. Jahrhundert können 79 Familien
im Jahr 1545 mit 343 Einwohnern angenommen werden. Als drei Jahre später im
Zollernland die Leibeigenen gezählt wurden, gab es eine leichte Erhöhung auf 84
Familien mit 336 Einwohnern. Ob die Pest um 1610/11 in Owingen auftrat, kann
nicht gesagt werden. Sicher ist, dass sie aber dann zusammen mit ihren Begleitern
Mord und Hunger im Dreißigjährigen Krieg einen hohen Verlust verursacht hat. Von
den vermutlich weiter angestiegenen Familienzahlen sind im Jahre 1644 gerade noch
30 übrig geblieben. Am Ende des Krieges selbst scheint aber bereits wieder der Vorkriegsstand
erreicht worden zu sein, denkbar wären viele Zuzüge aus der Umgebung.
74 Familien wohnen wieder hier, allerdings stehen noch 19 Höfe unbewohnt80.

Was immer wieder an den unterschiedlichsten Orten beobachtet werden kann, ist,
dass noch lange nach den bekannten Pestzeiten wie aus heiterem Himmel die Pest
auftritt. In Owingen ist das auch der Fall. Es liegt ein Bericht von Pfarrer Johann
Michael Salzhuber vor, der sich mit zwei Seuchenausbrüchen beschäftigt: „So als im
J. 1710 eine Seuche ausbrach und innerhalb Jahresfrist zwanzig Leute dahinraffte,
dreimal soviel, als in normalen Jahren im Schatten der Kirche zur Ruhe gebettet wurden
. Die Seuche wird als Pest bezeichnet; es ist aber hierbei wohl kaum an die eigentliche
asiatische Beulenpest zu denken, wie sie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
auch Deutschland heimsuchte und zahlreiche Opfer forderte, sondern wahrscheinlich
ist nur eine weniger gefährliche übertragbare Krankheit damit gemeint.

79 Melchinger Glockeninschrift. In: Blätter des Schwäbischen Albvereins 38 (1926) Sp. 244;
Johann Adam Kraus: Alte Inschriften zu Melchingen und Ringingen. In: 's Zollerländle 2
(1926) 3-4, 11, 40

Ders.: [Glockeninschrift]. In: HH 10 (1960) S. 56; Ders.: Zur Glockenkunde. In: HH 36
(1986) S. 5/6; DERS.: Ehrwürdige Heimat-Glocken. In: HH 38 (1988) S. 46-47; Sigrid Thurm
(Bearb.): Württemberg und Hohenzollern. Deutscher Glockenatlas Bd. 1. München-Berlin
1959. S. 361/362; Albert Waldenspul: Die Pfarrkirche St. Stephan. In: Melchinger Heimatbuch
. Hrg. von Egon Viesel, Engelbert Hipp und Thomas Faigle, o. O. 1972, S. 61 Abb.
S. 61 (Abb. auch in KDH Bd. 1 Nr. 408).

80 Kraus, Leibeigenenverzeichis (wie Anm. 4) S. 113-129; Ders.: Folgen (wie Anm. 4) S. 30/31;
Dietger Häske: Owingen. Horb 1993.

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