Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 31
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Das große Sterben in Hohenzollern

Eine ähnliche Seuche scheint bereits in den Jahren 1675/76 hier geherrscht zu haben,
weil auch da die Todesfälle das normale Maß weit übersteigen"81. In der Pfarrkirche
St. Jakob kann am Hochaltar die Statue des hl. Sebastian, 1781, von einem im Hohen-
zollerischen weit bekannten Bildhauer, J. G. Weckenmann, betrachtet werden.

2.18 Rangendingen

Die Kenntnis einer Bevölkerungszahl in der Mitte des 16. Jahrhunderts macht den
Verlust an Menschen in den 2 Pestepidemien im 17. Jahrhundert eindrucksvoller. 84
leibeigene Familien mit 393 Angehörigen werden im Jahre 1548 gezählt82.

Bereits 1602 sollen in Rangendingen Pestfälle aufgetreten sein. Pfarrer Daniel
Eschlay (April 1602- 20. November 1610) führte wohl mit Unterstützung des Dorflehrers
und Mesners Johannes Ginter (gest. am 11. 9. 1636) die Tauf-, Heirats- und
Sterbebücher. Vom 1. Januar bis 24. August 1610 werden 7 Pesttote verzeichnet, wobei
berücksichtigt werden muss, dass bei vielen Einträgen die Todesursache fehlt. Am 25.
August wiederum steht bei der Frau Agnes Eger, dass sie als erste an der Pest starb.
Sie macht den Anfang des Massensterbens, das angeblich durch die Scbützen-Gretb
eingeschleppt wurde. Im September nahm dann das Sterben so überhand, dass, wie
bei Catharina Heußin (Haiß) vermerkt ist, vier Personen in ein Grab zusammen
gelegt werden mussten. Als die Schwester des Pfarrers im September starb, war sie
eine von insgesamt 16 Toten. Auch im Oktober traf es eine bekannte Persönlichkeit:
die Priorin Barbara Irslinger. Neben ihr erlitten außerdem noch 42 andere den Pesttod
. Für den Oktober fehlen die Summen, es werden dafür zwei Tage hervorgehoben:
Am 15. Oktober erlagen 5 Personen und am 19. Oktober 7 der Pest. Bis zum
20. November trug Pfarrer Eschlay 23 Personen ein, dann starb er wahrscheinlich
selbst an der Pest. Erst sein Nachfolger, Pfarrer Leonardo Mockh, aus Sigmaringen,
führte am 3. September 1612 die Kirchenbücher weiter. Ob er noch Pestfälle zu
betreuen hatte oder ob die Seuche vor seiner Ankunft endete, ist nirgends festgehalten
. Wenn im Jahr 1620 Rangendingen nur noch 70 Einwohner hatte, muss daher
angenommen werden, dass die Pest jedenfalls das ganze Jahr 1611 noch andauerte,
denn sonst wären von etwa 400 Einwohnern des 16. Jahrhunderts mehr übrig geblieben
. Bei durchschnittlichem Wachstum der Bevölkerung hatte Rangendingen bis zur
Mitte des Dreißigjährigen Krieges um so viele Einwohner zugenommen, dass die Pest
ab den Jahren 1635 wieder genügend Opfer fand. Einschließlich mit dem zur Pfarrei
gehörenden Hart - 1548 mit 26 Familien, 134 Einwohner - waren es: 1634 21 Personen
; 1635: 99 Personen; 1636 : 41 Personen; 1637: 11 Personen; 1638: 21 Personen.
1640 konnten noch 47 Einwohner oder 1644 55 Einwohner und 8 Witwen gezählt
werden und am Ende des Krieges standen 31 Höfe unbewohnt83.

81 Josef Riegger: Johann Michael Salzhuber von Weilheim Pfarrer zu Owingen und Kammerer
des Kapitels Haigerloch. 3. April 1675 - 7. Oktober 1718, (ungedr.) MS 1947, S. 4.

82 Kraus, Leibeigenenverzeichis (wie Anm. 4) S. 113-129.

83 Heinz (wie Anm. 8) S. 106-129; Kraus, Folgen (wie Anm. 4) S. 30/31; Sängerbund Rangendingen
. Festschrift zum 100-jährigen Bestehen 1950, S. 19; Josef Wiest: Pestzeiten in Rangendingen
. In: HH 11 (1961) S. 19; Hans Birnbacher: Rangendingen. Rangendingen 1995.

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