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Konrad M. Müller
2.23 Stetten unter Holstein
Die Einwohnerzahl Stettens für das 16. Jahrhundert kann entweder in der Türkensteuerliste
von 1542 oder im Verzeichnis der zollerischen Leibeigenen von 1548 nachgesehen
werden. Sie sind um eine Familie identisch. Im ersten Verzeichnis sind es 22
Steuerzahler und im zweiten 23 Familien98.
Diese Dorfbevölkerung verlor am 13. September 1566 ihren Pfarrer Nikolaus
Stropp, das meldet der Obervogt Veit Raiser von Kicklingen in Trochtelfingen an die
zollerische Behörde nach Hechingen. Er betont wegen der sterbenden Lauf müsse die
Pfarrstelle schnellstens wieder besetzt werden. Mit der Suche nach einem Pfarrer am
24. September beauftragt schlägt der Obervogt am 8. Oktober den Trochtelfinger
Kaplan Veit Bünger vor. Das bedeutet also im Dorf herrschte die Pest. Von dem neuen
Pfarrer Bünger ist kein Todesjahr überliefert. Es ist denkbar, dass er diese Pestzeit
nicht überlebte. Zum Jahrhundertende soll Christian Küferle (Kyferer) von Trochtelfingen
Pfarrverweser von Stetten gewesen sein. Am 21. September 1599 ist er zum
Pfarrer bestimmt worden. Als Pfarrer gilt er von 1599 bis 1620, vermutlich weil er sein
Amt nicht antrat, überlebte er das Pestjahr 1611. Dekan Johannes Rieger hält in Gam-
mertingen in seinem Visitationsbericht fest, dass die Pest so schlimm hauste, dass niemand
das Dorf zu betreten wagte". Wie viele Personen zu Beginn des Dreißigjährigen
Krieges lebten, ist nicht bekannt, aber am Ende des Krieges waren es noch 19
Familien und ebenso viele Höfe standen leer100.
Eine der ältesten Statuen des hl. Sebastian, um 1500, steht in der Pfarrkirche St.
Sylvester.
2.24 Weilheim
Aus der Zehntliste nach dem Zollern Lagerbuch erstellt ist zu entnehmen, dass 30
steuerpflichtige Familien 1435 in Weilheim lebten. 100 Jahre später werden die Leibeigenen
gezählt, es stellt sich heraus, dass es inzwischen 55 Familien mit 229
Angehörigen im Jahre 1548 gibt101. In diesen sich günstig entwickelnden Ort bricht
dann die Pest ein. Als im Jahr 1574 sterbende Lauf in Weilheim einrissen, ist dem Ein-
spenner [Stadtwache] und dem Vogt mit Ernst befohlen worden, gute Ordnung zu
halten und das Zusammenlaufen zu vermeiden und zu verhindern. Es sollen zwei
Weiber verordnet werden, die der Kranken warten und sie pflegen. Sonderlich sollen
die Weilheimer die Stadt Hechingen meiden, doch ist ihnen vergönnt, Rottenburg
98 Kraus, Leibeigenenverzeichis (wie Anm. 4) S. 113-129; Ders.: Türkensteuerliste (wie Anm.
78) S. 89-93.
99 Johann Adam Kraus: Aus den Visitationsakten des ehemaligen Kapitels Trochtelfingen
1574-1709. In: Freiburger Diözesan Archiv 73 (1953) S. 145-181, hier S. 153/4.
100 Kraus, Folgen (wie Anm. 4) S. 30/31. Erwähnt sei, daß noch keine zehn Jahre nach dem
Ende des 2. Weltkrieges ein Vergleich zwischen diesem und dem Dreißigjährigen Krieg
gemacht wurde: Peter Heinzelmann: Von Pest, Hunger und Krieg. In: Festschrift für das 3.
Kreismusikfest des Kreises Hechingen am 18./20. Juli 1953.
101 Herberhold (wie Anm. 7) S. 17; Kraus, Leibeigenenverzeichis (wie Anm. 4) S. 113-129.
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