Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 49
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0061
Das große Sterben in Hohenzollern

Die Sebastiankapelle, die hoch über dem Ort rechts des alten Kettenackerweges
steht, hat einen Vorgängerbau im Tal. Dort, wo heute ziemlich unscheinbar an der
Straße nach Gammertingen der Sebastiansbrunnen spärliches Wasser spendet, im
eher sumpfigen Gelände soll 1590/91 die erste Sebastiankapelle gebaut worden sein.
Das schnelle ruinös Werden und an anderer Stelle wieder Errichten wird durch die
Legende volkstümlich dargestellt. Das Baumaterials verschwindet und wird auf dem
geisterhaft bestimmten Bauplatz abgelegt. 1612126 wird als Baujahr für die Kapelle auf
dem Berg angegeben.

Tatsächlich gibt es bis 1621 die „St. Sebastians Capellen vorm oberen Thor". Auch
für die Kapellenweihe liegt ein Beweis vor. Im Pfarrhaus wurde um 1941 ein Glasbehälter
gefunden, der die Reliquien vom Altar dieser Kapelle und eine Pergamenturkunde
mit dem Weihedatum vom 6. Oktober 1591 ausgestellt durch den Weihbischof
von Konstanz, Balthasar Wuorer, Titularbischof von Askalon.

Tatsächlich ist die jetzige Kapelle 1661 gebaut worden, als die Talkapelle nicht mehr
für Gottesdienste brauchbar war. Um 1668 wurden die Wandfresken angebracht: der
hl. Sebastian samt Jahreszahl und die abgekürzten Stifternamen JSSVZ und MBS-
VZ/G.VOW Die Figur des Heiligen stammt aus dem 17. Jahrhundert127.

3.13 Inneringen

Die Pestgeschichte Inneringens betrifft nur das 17. Jahrhundert, denn für diese Jahre
können die Einträge im Kirchenbuch herangezogen werden. Ergänzt wird die
Beschreibung der Seuchenjahre durch die Geschichte der nicht mehr bestehenden
Sebastiankapelle.

Das älteste Pfarrbuch wurde Jahre 1588 von Pfarrer Johannes Stengelin angelegt,
erhalten blieben die Pfarrbücher seit 1598. Georg Benkler aus Sentenhart, Pfarrer in
Inneringen seit 1601 bis 1640 hat in seiner Amtszeit die Einträge sorgfältig geführt.
Durchschnittlich starben in Inneringen 4-5 Personen im Jahr. 1610 stieg die Anzahl
auf 8 Verstorbene. Im Frühjahr 1611 fielen die ersten Einwohner der Pest zum Opfer.
In der Zeit vom 2. April bis 10 September sind in Inneringen 93 Erwachsene und 95
Kinder und junge Erwachsene gestorben. Als 1612 Dekan Johannes Rieger in Gammertingen
die Pfarrgemeinde Inneringen zur Visitation aufsuchte, bemängelte er, dass
keine Christenlehre gehalten würde. Der Grund dafür war schnell gefunden: Alle
Jungen und Mädchen, die teilnehmen sollten, waren an der Pest gestorben. Der
Höhepunkt der Seuche lag im Sommer, im August waren manchmal am Tag 6-7
Beerdigungen nötig. Im Herbst erhöhen sich diese 188 Verstorbenen bis zum Jahresende
nur noch auf die Gesamtanzahl von 211. In diesen Jahren lebten ungefähr 800
Einwohner in Inneringen. 1624 werden 603 fürstenbergische Untertanen, bis 1626
eine Steigerung auf 697 gezählt. Dann wirkte sich der Dreißigjährige Krieg auf den
Ort aus, denn 1632 nahm die Bevölkerung bereits auf 639 ab, und dann kam das zweite
Pestjahr nämlich 1635/36. Im Totenbuch sind namentlich 133 Erwachsene eingetragen
, und der Dorflehrer ergänzt am Rande dieser Buchseite, dass vom 26. Februar

126 KDM. Kreis Sigmaringen. Stuttgart 1948. S. 159.

127 Eisele (wie Anm. 116) S. 30; Bercker (wie Anm. 118) S. 67.

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