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Konrad M. Müller
Englerin, die gute, getreue Krankenwärterin. Mit dieser Pest war eine unerhörte
Theuerung verbunden1^.
Aber es gibt auch eine ausführliche Schilderung für die Zeit des Exils: Nachdem
oben hochwohlermeldter Herr Carl Graf Fugger [Domherr zu Salzburg und Konstanz
] gen Costanz komen, alda auf seinem Canonicat zu residieren, haben wür
abermahl auf - und in ein Häuf, so der Neubau genant, so selbig Zeit dem Gottshauf
Weingarthen zuegehört, einziechen müessen, und dieweilen dises Häuf an der Stattmauer
gleich an dem Thor, bey welichem man zur Zeit der Pest die Kranckhen und
Todten aufführet, und dem Gottsackher grad entgegen, so ist es unf diser Zeit zu
mehrerer Gfahr, Forcht und Schreckhen ein Ursach gewesen, seitten mahlen Anno
1635 sowohl zu Costanz alf schier allen anderen umbligenden Orthen ein gar ver-
güffte Pest entstandten, weliche durch etliche Monath an einander vill Leith weckh
genohmen, haben wür also Tag und Nacht sechen und hören müessen, wan man die
Kranckhe und Verstorbene hinaufgeführt. Es seind auch vihl Persohnen, weliche mit
diser laidigen Sucht und Kranckheit schon behafft gewesen, zu unf in daf Häuf
kommen. Doch hat unf der liebe Gott schier allerdings vor solicher abscheulichen
Kranckheit bewahret und von diser Straff nur etwaf wenigs erfahren lasen, dan
auf er unserer ganzen Anzahl nur ein Vorschwester gestorben [es muf das Christina
Sprieflerin sein, wiche im J. 1635 starb], die andere aber von selbiger Kranckheit
wider aufkomen, bey welichem abermahl unser gnädiger Herr Prelath sein vätterli-
che Threü und Lieb gegen unf erzeügt, in dem er selbige Schwester von unf absonderen
und in seinem Häuf auf dem Gaifberg curieren lassen. Zu diser Zeit hat man
von den umbligenden Orthen def Schweyzer Landts wegen der Pest nicht vill Hilf
begehren oder haben können, derentwegen da bey unf villmahl grosser Mangel
gewesen. Doch hat die Burgerschafft und andere, weliche damahlen zu Costanz
gewohnet, unf giette Hilf gethan, seind also durch sunderbahre Gnaden Gottes auch
auf diser villfeltigen Gefahr erröttet worden™.
Bis 1645 stand das Kloster leer und im Dorf gab es sieben oder acht Familien. Alle
anderen waren entweder dem Hunger oder der Pest erlegen oder irgendwohin vertrieben
worden.
Wer heute die Klosteranlage besichtigt, wird bald den Inzigkofener Kräutergarten
finden. In seinen nach mittelalterlichem Vorbild angelegten Beeten, bepflanzt mit den
damals bekannten Heilkräutern, sind auch Pflanzen zu finden, die gegen die Pest
Anwendung fanden135.
133 Ebd. 38 (1894, Nr. 34, Sp. 539.
134 Anton Lichtschlag: Schicksale des Klosters Inzigkofen während des Schwedenkrieges.
In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern 6 (1872/73)
S. 23-48, hier S. 30.
135 Christel Köhle-Hezinger / Iris Kick (Hrsg.): Inzigkofen. 50 Jahre Volkshochschulheim.
Weißenhorn 1998; Müller (wie Anm. 97).
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