Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 62
(PDF, 57 MB)
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Konrad M. Müller

3.29 Trochtelfingen

In einem so von Geschichte und Geschichten reichen Ort sollte nicht nur die Pest
berücksichtigt werden, aber das würde vom Thema abschweifen159. Bereits im Jahre
1501, das als Pestjahr gilt, ist der Friedhof von der Martinskirche auf das linke Flussufer
der Seckach zur Erhardskapelle, die seit dem 14. Jahrhundert besteht, verlegt
worden. Als 1542 wegen der Türkengefahr alle Steuerpflichtigen gezählt wurden, gab
es 211 solche mit ihren Angehörigen160.

Einige mehr Bewohner wird es Anfang des 17. Jahrhunderts gegeben haben. Diese
mussten erleben, dass am 30. Juli 1609 vermutlich der erste Pesttote zu beklagen war,
wie im Totenbuch steht, war es Margaretha Ruflein. Ihr Ehemann Ludwig Meurle
starb am 16. August und die Tochter Maria am 18. August. Die beiden folgenden Jahre
1610 und 1611 waren dann wie überall ein Pestjahre, in ersterem starben in Trochtelfingen
47 Einwohner und im zweiten noch einmal 42. In der Gesamtpfarrei, dazu
gehören noch Hörschwag, Steinhilben, Wilsingen, gab es 125 Tote im Jahre 1611161.

Die Pest, die 1628/29 an vielen anderen Orten hauste, hatte Trochtelfingen verschont
. Aber eine in Trochtelfingen von Stadtpfarrer Antonius Bregenzer getaufte
Frau Leonora Weyin ist am 29. Oktober 1628 während der großen Pestepidemie in
Pfullendorf gestorben162.

Bald danach 1630 brach die Pest auch hier wieder aus. Von den damaligen 600 Einwohnern
erlitten 171 den Pesttod, darunter 25 kleine Kinder. Die meisten starben von
September bis November. Der Trochtelfinger Totengräber musste durch einen Fremden
ersetzt werden, doch auch dieser erlag samt seinen zwei Söhnen der Pest. Die Pest
kam auch in den folgenden Jahren nicht zur Ruhe, bis einschließlich dem Jahr 1634
stieg die Summe auf 120 Pesttote, dabei sind auch Flüchtlinge aus den benachbarten
Orten mitgezählt163.

Je mehr das ummauerte Trochtelfingen zum Zufluchtsort der Umgebung wurde,
desto höher stieg die Gefahr der Ansteckung durch die Pest. So ist es nicht verwunderlich
, dass neben den 76 erwachsenen Bürgern noch 65 Ortsfremde an der Pest
starben. Namentlich bekannte Pestopfer sind der Lehrer Georg Mayer mit zwei Söhnen
, am 7. November ein zweiter Lehrer Jakob Steidlin, am 24. November der aus
Neufra geflüchtete Pfarrer Martin Eisele. 1636 hat sich niemand die Mühe gemacht,
über die Ereignisse zu berichten, während 1637 noch einmal 12 Tote, darunter 5 Kinder
notiert sind164.

159 Anton Bumiller: Alte Geschichten aus Hohenzollern. Sigmaringen 1911; Friedrich Eisele
: Zur Geschichte Trochtelfingens. In: Mitteilungen d. Vereins für Geschichte & Altertumskunde
in Hohenzollern 37 (1903/04) S. 79-106 und 47, 48 und 49 (1913-1916) S. 1-51; Fritz
Eisele und Rudolf Griener: Zur Trochtelfinger Stadtgeschichte. In: HH 52 (2002) S. 4-6.

160 Kraus, Türkensteuerliste (wie Anm. 78) S. 89-93.

161 Kraus, Amt Trochtelfingen (wie Anm. 78) S. 11-15.

162 Schupp (wie Anm. 4) S. 144.

163 Kraus (wie Anm. 78) S. 12.

164 Ebd.

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