Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 81
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0093
Severin Beck und der Wehrsteiner Kreis

ben und eine Organisationsform gesucht, die eine demokratische Basis zur Grundlage
hatte.

Die Äußerungen des Sigmaringer Regierungschefs taten große Wirkung im Unterland
, denn am 10. März kam es zu einer Volksversammlung in Dettingen, auf der man
über Eingaben an den Fürsten diskutieren wollte17. Aus Glatt waren vermutlich als
Beobachter dabei der Polizeidiener Georg Bach und der Gemeinderat Johann Aiple.
Die Politiker waren in Sorge, das Heft zu verlieren und suchten die im Volk erkannten
„Aufwiegler" zu beobachten. Die Spitzel erhielten ein Tagegeld in Höhe von 1 fl.
3 kr.18.

Der Tag schloss damit, daß die Gemeinde Dettingen an ihren „Durchlauchtigsten
Souverän und gnädigsten Fürsten und Herren" eine ehrfurchtsvolle Bitte um
Gewährung dringenster Wünsche richtete. Man wies auf die französischen Umwälzungen
hin und drückte die Hoffnung aus, die Erfüllung der nachstehend aufgeführten
21 Wünsche möge Tumulte verhindern und den Fürsten im Volke wieder beliebt
werden lassen. Die ersten fünf Wünsche bezogen sich auf die allgemeine Politik:
Volksbewaffnung mit freier Offizierswahl, Pressefreiheit, Vereidigung des Militärs
auf die Verfassung, Einrichtung von Schwurgerichten, freies Versammlungsrecht und
den Zusammentritt eines Nationalparlaments. Individuellere Forderungen zielten auf
die Abschaffung der Feudalrechte hin; es wurde eine Änderung der Steuergesetzgebung
verlangt - sie sollte gleich und gerecht sein. Das Einkommen der Pfarrer sollte
fixiert und die Lehrer höher besoldet werden; man solle die Eigentumsrechte des Fürsten
an den Domänen überprüfen; der Floßzoll solle auch wieder in die Befestigung
des Neckarufers reinvestiert werden; die seit 1806 auferlegten Kriegskosten sollten
den Untertanen rückerstattet werden; außerdem solle die herrschaftliche Schafweide
aufgehoben werden. Den Abschluß der Forderungen bildete das Ansinnen, eine
Staatsversammlung wählen zu lassen und einzuberufen.

Ganz und gar unrevolutionär schließt die Petition mit den Worten: Wir hoffen von
der Weisheit und Güte unseres durchlauchtigsten Landesfürsten, Gewährung dieser
Wünsche, wogegen wir aber versprechen, für Fürst und Land mit Leben und Blut
einzustehen13.

Die Aufhebung der Bannrechte und des Jagdrechts durch die Verordnungen vom
14. März 1848 für den Bereich des Fürsten von Sigmaringen20 kam in Glatt gut an,
denn die Gemeinde besaß nun das Fischereiregal. Sie verpachtete am 19. September

17 Gemeindearchiv Fischingen (künftig GAFi), Beilage zum Rechnungsband von 1847/48,
Reiseabrechnung des Bürgermeisters Bossenmaier, Nr. 199.

18 Gemeindearchiv Glatt (künftig GAGl), Kassenjournal von 1847/48, zum 25. 4.1848, S. 65,
zum 30. 4.1848, S. 90. - Mehrere Zusamenkünfte fanden in Dettingen wegen Gemarkungsabsprachen
zu Zehntproblemen statt. Die angesprochene Volksversammlung war politisch
gefährlicher. Deswegen heißt es im Kassenbuch wohl auch nur „ wegen Anwohnung bei einer
Versammlung in Dettingen".

19 Gemeindearchiv Dettingen (künftig GADet), mitgeteilt von Karl-Josef Sickler. Leider befinden
sich im Umfeld des zit. Aktenstückes keine weiteren, die Aufschluß über die Teilnehmer
an der Versammlung, bzw. die Verfasser des Schriftstückes geben könnten.

20 Gönner, (wie Anm. 16) S. 108.

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