Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 90
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Wolfgang Hermann

Kaufmann Bossenmaier am 13. Mai 1848 in Dettingen Fahnentuch, wenn auch nur
für 24 kr. und Zündhütchen im Wert von 7 fl. 36 kr.69. In Glatt jedoch tat sich offenbar
nichts in dieser Hinsicht, wie die Rechnungslegung erweist.

Die Sigmaringer Demokraten hatten eine Volksversammlung für den 24. September
in Tailfingen angesetzt. Nach E. Gönner warb man zwei Wochen lang für diese.
Dortiges Ziel sei es gewesen, das Land für die Republik reif zu machen70. In diesem
Sinne ist dann auch die Bemerkung des Bürgermeisters Maier zu verstehen, der nach
Glatt aufs Oberamt wegen einem Vorfall an der Landesgrenze zitiert worden war. In
seinen Reiseabrechnungen zum 18. September notierte er: Auf Glatt, dass die Tafel,
wo das Fürstliche Wappen aufgezeichnet ist, abgerissen worden sei71. Es handelte sich
vermutlich um eine Grenztafel am Weg nach Horb, die mutwillig abgerissen worden
war72. Ahnliches könnte in Fischingen geschehen sein, da Schreinermeister Hellstern
die drei Ortstafeln für 45 kr. renovieren mußte, die er am 30. März 1850 erhielt73.

Zur Erklärung der Ereignisse in Fischingen während der Revolutionswochen können
die Berichte zu den Aktivitäten des Provisors Michael Lehmann und des Lehrers
Severin Beck aus Betra herangezogen werden. Beide waren offensichtlich recht unterschiedlich
: sowohl im Charakter als auch in den politischen Intentionen. Während
sich Severin Beck nicht scheute, sich mit den Institutionen anzulegen, verhielt sich
Michael Lehmann darin viel geschmeidiger. Außerdem sah er seinen Gegner weniger
in den Sigmaringer Regierungspersönlichkeiten als in den Repräsentanten vor Ort.
Lehmann wirkte so gut wie nicht außerhalb Fischingens, während Beck seine Gedanken
innerhalb des gesamten Oberamtsbezirks Glatt einzupflanzen und sogar ins
benachbarte Oberamt Haigerloch einzuwirken versuchte. Von der Grundauffassung
her war Beck Demokrat, Lehmann hingegen wollte sich mit dem herrschenden
System reformerisch arrangieren.

Michael Lehmann wurde am 5. Februar 1827 in Langenenslingen geboren. Seine
Ausbildung zum Elementarlehrer erhielt er von 1843 bis 1845 im Lehrerseminar zu
Habsthal. Im Anschluß war er für jeweils über ein Jahr in Mindersdorf und Gam-
mertingen an der Volksschule tätig. 1847 trat er das Provisorat in Fischingen an, das
er bis 1853 behielt74. Dies gelang Lehmann, da er am 29. September 1850 als Provisor
und frischer preußischer Untertan seinen Eid auf den König v. Preußen ablegte75. Mit
der Eidesleistung hatte er eine innere Lebenshaltung abgeschlossen. Von 1853 an war
er noch zehn Jahre lang in Hechingen im Schuldienst tätig. Dann quittierte er diesen
und nahm die Chordirigentenstelle an der Stiftskirche an. Seine politischen Aktivitäten
hatten ihn während der Revolutionszeit in Konflikte mit der örtlichen Geistlichkeit
gebracht. Jetzt aber waren diese beendet, weil der preußische Staat einen größe-

69 GAFi, Beilage zum Rechnungsband von 1848/48, Nr. 76.

70 Gönner (wie Anm. 16), S. 131.

71 GABet, Beilage zum Rechnungsband von 1848/49, Nr. 166, Reiseabrechnungen.

72 Vgl. auch Wert (wie Anm. 43), S. 81.

73 GAFi, Beilage zum Rechnungsband von 1848/49, Nr. 63.

74 Lehmann trat das Provisorat an Stelle des Heinrich Eger an. - Bericht des zuständigen
Schulkommissariats Glatt, StAS, Ho 235, Bd. 28, Abtl. I., Sekt. XI, Nr. 222.

75 StAS, Ho 235, Bd. 28, Abtl.I / Sektion 11, Nr. 222.

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