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Wolfgang Hermann
Als die Revolution ausbrach, führten die erlebten und empfundenen Ungerechtigkeiten
zur Empörung:
1. Der Staat ließe es an einer gerechten Unterrichtsversorung und Besoldung der
Lehrer fehlen, Beck vermisste die staatliche Fürsorge. Wie viele seiner Kollegen
mußte er sich umhergestoßen fühlen. Die Organisation des Bildungswesens
erschien Severin Beck mangelhaft.
2. Die persönlichen Grundrechte sah er sicherlich nicht nur wegen seines Alters
zum Beginn der Mündigkeit eingeschränkt, sondern viel eher wegen der in
seiner Bitte nicht angesprochenen Vermögensverhältnisse, welche mit Sicherheit
bescheiden waren. Politisch in den üblichen Bahnen zu wirken, d.h. sich für
den Landtag zu präsentieren, war Severin Beck noch vom Lebensalter her
nicht erlaubt und auch der Wählerschaft gegenüber war er weitgehend
unbekannt und mußte auch als politisch unerfahren gelten.
Seiner agitatorischen Tätigkeit 1849 verdankte Beck nach 1850 das Ende seiner
beruflichen Laufbahn. Er übersiedelte 1851 mit seiner Frau nach Bachhaupten. 1853
ließ er sich mit der Annahme des Bürgerrechts dort endgültig nieder und war damit
„völlig ausgewandert"115. Zum Zeitpunkt der an den Fürsten gerichteten nachrevolutionären
Petition hatte Severin Beck drei Kinder, bis 1859 folgten ihnen noch fünf
Geschwister in Bachhaupten nach. Die ersten beiden Söhne, Gottlieb und Emil
Ignatz (geb. 1846, 1848) sowie die mittleren Söhne (geb. zwischen 1853 und 1856)
Guido, Alfred und Viktor wanderten nach Amerika aus. Das dritte Kind, die Tochter
Cresentia, heiratete 1875 als ledige Mutter der 4-jährigen Maria in Tafertsweiler.
Auch sie zog es in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo sie offenbar am 4. Januar
1937 hochbetagt in Freeport/ Illinois starb. Der jüngste Sohn aus der Ehe Severins
und Karolines, Friedrich (geb. 1857), verheiratete sich 1882 in Tafertsweiler. Der
Vater indes, als Kaufmann in Tafertsweiler bezeichnet, verstarb bereits am 7. Februar
1860, mit 37 Jahren ein gebrochener Mann; seine Frau Karoline starb erst am 5. September
1881116.
5.2 Severin Beck in einem neuen Betätigungsfeld
Auch in Haigerloch wurde 1849 innerhalb des 1. Vierteljahres ein März-Verein
gegründet, wie ein Korrespondent am 18. März im Schwarzwälder Boten berichtet117.
Danach soll an diesem Tag bereits die dritte Volksversammlung daselbst stattgefunden
haben. Nach diesen Worten sollen in Haigerloch trotz schlechten Wetters gegen
1500 Personen aus Empfingen, Fischingen, Betra, Dettensee, Dettingen, Dießen und
Sulz vertreten gewesen sein. Hervorgetreten wären Männer namens Keßler aus Trill-
fingen, Göttler aus Glatt, Klingler aus Stetten (bei Haigerloch vermutlich), Siedler aus
Gruol und Beck aus Betra.
115 Kirchliches Familienregister v. Betra, S. 936, bis vor der Neuorganisation der Pfarrsprengel
im Pfarrhaus zu Betra. - Die Regierung übertrug am 16. 2. 1853 die Schulstelle in Betra dem
Musterlehrer F. Häberle. - Amtsbl. d. Kgl. Reg. zu Sigmaringen, Nr. 9, v. 27. 2.1853, S. 64.
116 Kirchenbuch Familienregister von Tafertsweiler (wie Anm. 113).
117 SB, Nr. 55, v. 21. 3.1849.
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